Die Italiener hatten bisher eine Vorliebe für Bargeld. Doch seit Ausbruch der Corona-Krise schwindet das Interesse der Italiener an Bargeld-Zahlungen. Die Regierung in Rom ist dazu übergegangen, Anreize zu bieten, damit die Italiener auf digitale Zahlungen umsteigen. Premierminister Giuseppe Conte bietet Rückerstattungen für elektronisch ausgegebenes Geld, Steuererleichterungen für Verkaufsstellen mit Kartenautomaten und eine neue staatliche Lotterie in Höhe von 50 Millionen Euro nur für Kartenbenutzer an.
„Wir haben seit der Sperrung einen Anstieg der digitalen Zahlungen gesehen, ich denke hauptsächlich, weil die Leute keine Banknoten und Münzen anfassen wollen“, zitiert The Daily Sabah Cinzia Di Siena, die seit 13 Jahren eine Apotheke im Süden Roms betreibt.
Während des ersten Lockdowns entschieden sich 31 Prozent der Italiener dazu, auf E-Commerce umzusteigen. Doch viele italienische Marktstände und Taxifahrer akzeptieren immer noch keine Kartenzahlungen. In seinem Bestreben nach einer bargeldloseren Wirtschaft hat Conte versprochen, dass der Staat den Italienern ab dem 1. Dezember zehn Prozent aller Kredit- oder Debitkartenausgaben bis zu einer Obergrenze von 3.000 Euro erstatten wird. Darüber hinaus erhalten die 100.000 Personen, die innerhalb eines Zeitraums von sechs Monaten die meisten „Plastikkarten-Zahlungen“ in beliebiger Höhe leisten, eine „Super-Cashback“-Zahlung von 3.000 Euro.
Kartenzahlungsbelege werden die Tickets für die neue staatliche Lotterie im nächsten Jahr sein, während Italiener ab 2021 nur dann medizinische Ausgaben von ihren jährlichen Steuererklärungen abziehen können, wenn sie einen elektronischen Zahlungsbeleg beifügen.
Sabrina Patrizi, die seit 20 Jahren einen Fischhändlerstand auf dem geschäftigen Alberone-Straßenmarkt im Süden Roms betreibt, sagte, dass die Anreize die Gewohnheiten der Käufer bereits ändern, bevor sie in Kraft treten. „Auf diesem Markt wurde schon immer nur mit Bargeld bezahlt, aber in letzter Zeit hat sich die Zahl der Menschen, die mit Karten bezahlen wollen, verdreifacht“, sagt sie.
Der italienischen Regierung kommt es vor allem darauf an, Steuerflucht verhindern zu wollen. Das Finanzministerium schätzt, dass jährlich Steuern in Höhe von 109 Milliarden Euro umgangen werden.