Im Streit um Beherbergungsverbote in den Bundesländern hat der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ein Reiseverbot für Menschen aus Regionen mit hohen Fallzahlen gefordert. "Für besonders hohe Infektionszahlen sollte für die Region dann besser sogar ein komplettes Reiseverbot gelten, bis sich die Lage dort beruhigt hat", sagte Lauterbach im Interview der "Rheinischen Post" (Freitag). Um vor die Welle des exponentiellen Wachstums zu kommen, sollten Reiserückkehrer und Reisewillige nicht mehr getestet werden, erklärte er weiter.
Lauterbach übte zudem Kritik an der gescheiterten Einigung bei Thema Beherbergungsverbot. "Es bleibt falsch, dass die Länder bis zum 8. November beim Beherbergungsverbot völlig unterschiedliche Regelungen treffen und Negativtests verlangen." Ihm zufolge werden besonders in den Ballungsräumen wichtige Testkapazitäten dadurch weggenommen. "Die Gesundheitsämter in den Hotspots bräuchten jetzt sehr schnell Hilfe von Bundeswehr und Bundespolizei, um die Menschen in Infektionsketten zu informieren und in Quarantäne zu schicken", forderte er.
Indes hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mit scharfer Kritik auf den Beschluss von Bund und Ländern reagiert, die Entscheidung zu den Beherbergungsverboten zu vertagen. Im Gastgewerbe würden Existenzsorgen und Frust wachsen, erklärte Dehoga-Präsident Guido Zöllick am Donnerstag. Der Verband appelliere dringend an die Bundesländer, die Beherbergungsverbote auszusetzen. "Beherbergungsverbote entsprechen nicht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit."
Zöllick verwies auch auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs in Baden-Württemberg. Dieses kippte das Beherbungsverbot für das Bundesland am Donnerstag, in Sachsen wurde das Verbot von der dortigen Landesregierung aufgehoben. Der Deutsche Ferienhausverband sprach von einem "verheerenden Signal", das von der Vertagung des Themas am Mittwoch ausgegangen sei.
Bund und Länder hatten bei ihren Corona-Beratungen am Mittwoch keinen einheitlichen Kurs bei dem Thema gefunden. Bis zum 8. November soll die Maßnahme auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. "Dann sind die Herbstferien vorbei und der Schaden kann nicht mehr gutgemacht werden", kritisierte der Ferienhausverband. "Die Maßnahmen sind existenzgefährdend", hieß es vom Dehoga. Umso wichtiger sei jetzt, dass die Hilfen für das Gastgewerbe verlängert, ausgeweitet und nachhaltig verbessert werden.