Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium wirft Armenien vor, Söldner aus Syrien und dem Libanon einzusetzen, um gemeinsam mit der armenischen Armee in der umstrittenen Region Berg-Karabach zu kämpfen. Denselben Vorwurf, den Armenien gegen Aserbaidschan vorwirft, weist Generalmajor Hossein Mammadov zurück.
„Wir haben eine professionelle Armee und erreichen erfolgreich die erklärten Ziele. Es gibt keine und es kann keine Söldner auf unserer Seite geben, aber sie sind auf der anderen Seite, und das haben die Armenier selbst zugegeben. Es handelt sich um bewaffnete Männer aus Syrien und dem Libanon“, zitiert der Middle East Monitor Mammadov. Über diesen Vorwurf hatte zuvor die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtet. „Als Antwort auf den Kommentar des russischen Außenministeriums zum Transport ausländischer Söldner in das Konfliktgebiet [Berg-Karabach] möchten wir darauf hinweisen, dass wir wiederholt Bedenken hinsichtlich des weit verbreiteten Einsatzes solcher Mittel durch Armenien geäußert haben“, zitiert die Tass das aserbaidschanische Außenministerium. Die Regierung in Jerewan hatte wiederum der Regierung in Baku vorgeworfen, Söldner aus Syrien in Berg-Karabach einzusetzen.
Beiden Vorwürfen ist keine Folge zu leisten. Das hat geographische Gründe. Die Anhöhen Berg-Karabachs sind hügelig, felsig und buckelig, während die Topografie talwabwärts eher flach und schräg ist, was aus der Hanglage resultiert. Um in diesem Gebiet Söldner aus anderen Ländern einzusetzen, müssten die betroffenen Söldner eine langjährige Kampferfahrung in diesem topografischen Bereich vorweisen. Der jüngste Bericht des Wall Street Journal, wonach von der Türkei unterstützte syrische Söldner nach Berg-Karabach transportiert wurden, ist falsch. Denn in Berg-Karabach werden Gebirgsjäger-Divisionen benötigt. Doch die Syrische Nationale Armee (SNA), die von der Türkei unterstützt wird, verfügt über keine Gebirgsjäger, sondern über Söldner, die im Nordosten des Landes auf einem flachen bis hügeligen Gebiet operieren, aber auch dort nur über ein rudimentäres taktisches Wissen verfügen. Das Gebiet um Berg-Karabach ist Söldnern aus dem Nahen Osten völlig fremd – mit Ausnahme für die Söldner der PKK, die im Qandil-Gebirge zwischen der Türkei und dem Irak aktiv sind. Doch Söldner der PKK würden nicht auf Seiten des Aserbaidschans, sondern auf Seiten Armeniens kämpfen. Zudem verfügt Aserbaidschan durch den Einsatz türkischer und israelischer Drohnen eine überraschende Luftüberlegenheit.
Der Aserbaidschan verfügt über eine robuste Armee, die von der Türkei und Israel massiv unterstützt wird. Sie ist den armenischen Streitkräften weitgehend überlegen. Für die armenischen Streitkräfte gilt das Gegenteil, obwohl Russland und der Iran das Land bisher mit Waffen beliefert hatte. Das aserbaidschanische Militär ist objektiv gesehen nicht angewiesen auf Söldner, die keinerlei Kampferfahrung in Gebirgsgegenden haben. Zudem legt Baku einen großen Wert auf die „Einheit der Führung“. Doch Armenien wäre angesichts der aktuellen militärischen Lage auf die Unterstützung von Söldnern aus dem Kaukasus oder von der PKK angewiesen, die wiederum auch über Kampferfahrung in Gebirgsgegenden verfügen. Für den Einsatz von PKK-Söldnern in Berg-Karabach gab es jedoch bisher auch keine belastenden Beweise gegen Jerewan.
Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass das Söldnertum im Kaukasus ein Beruf ist, womit sich viele Menschen ihren Unterhalt verdienen. Wenn also Söldner zum Einsatz kommen sollten, würden sie eher aus Tschetschenien, Dagestan, Inguschetien oder anderen kaukasischen Teilrepubliken kommen.