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Deutsche kaufen immer häufiger teure Neuwagen: SUV, E-Autos und Premium-Marken liegen im Trend

Lesezeit: 2 min
20.10.2020 16:57  Aktualisiert: 20.10.2020 16:57
Die Preise für Neuwagen steigen – doch die Deutschen sind bereit, diese zu bezahlen.  
Deutsche kaufen immer häufiger teure Neuwagen: SUV, E-Autos und Premium-Marken liegen im Trend
Wolfsburg: Neuwagen von Volkswagen stehen in einem Auto-Turm in der Autostadt. (Foto: dpa)
Foto: Ole Spata

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Die Preise für Neuwagen in Deutschland sind in der Zeit von Januar bis August dieses Jahres kräftig gestiegen. Kostete ein Neuwagen im (Gesamt)Jahr 2019 noch 34.890 Euro, waren es in den ersten acht Monaten dieses Jahres 37.710 Euro. Das entspricht einem Anstieg von rund acht Prozent (genau: 8,08 Prozent).

In diesen drei Segmenten stieg die Nachfrage besonders stark an:

  1. SUVs: Ihr Anteil stieg von Januar bis September 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 32,0 auf 34,4 Prozent.
  2. Fahrzeuge der Premium-Hersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche: Ihr Anteil stieg von 25,2 auf 27,1 Prozent.
  3. E-Autos:

A) Der Anteil von vollelektrischen Pkw stieg von 1,8 Prozent auf 4,8 Prozent (ein Zuwachs von 266 Prozent).

B) Der Anteil von Plug In-Hybriden stieg von 0,9 auf 5,1 Prozent (ein Zuwachs von 567 Prozent).

Interessant an diesen Zahlen: In allen drei genannten Segmenten stiegen die Preise weniger stark an als im gesamten Neuwagenmarkt (durchschnittliche Erhöhung, wie oben bereits gesagt, acht Prozent): Bei den SUVs stiegen die Preise um 7,1 Prozent von 38.078 auf 40.786 Euro und bei den Premium-Marken um 4,2 Prozent von 51.901 auf 54.077 Euro (hierbei muss man natürlich berücksichtigen, dass eine relativ geringe prozentuale Erhöhung bei hochpreisigen Fahrzeugen in absoluten Zahlen eine größere Erhöhung ergeben kann als eine relativ große prozentuale Erhöhung im mittleren und unteren Preissegment). Bei den E-Autos (reine E- und Hybrid-Fahrzeuge zusammengenommen) sanken die Preise sogar um 5,5 Prozent von 50.226 auf 47.454 Euro.

Aus den bis hierher geschilderten Fakten lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen beziehungsweise Fragen generieren:

  1. Die Politik ist in der Lage, die Nachfrage wesentlich zu beeinflussen. Durch die staatliche „Innovationsprämie“ wurden E-Fahrzeuge nämlich wesentlich erschwinglicher – da ihr Durchschnittspreis 47.454 Euro betrug, der Staat allerdings bis zu 11.000 Euro zum Kauf dazu schoss, kostete ein neues E-Auto im Durchschnitt nicht mehr, sondern in etwa genauso viel wie ein Neuwagen mit traditionellem Antrieb.
  2. E-Autos schlagen im Durchschnitt mit fast 10.000 Euro mehr zu Buche als solche mit Verbrenner-Motor. Als es die Innovationsprämie noch nicht gab, wurden sie deutlicher weniger nachgefragt. Ende 2021 läuft die Prämie aus. Wird die Nachfrage dann wieder zurückgehen?
  3. Der Trend zum Auto hält an – aller Versuche gewisser Kreise zum Trotz, den Deutschen ihr „liebstes Kind“ madig zu machen. Der Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer schreibt: „Die deutschen Autokäufer ´lieben´ offensichtlich bessere, schönere, umweltfreundlichere Autos. Diese Entwicklung verstärkt unser Argument, dass der vielbesungene Abschied vom Auto eher eine weniger realistischere Behauptung ist. In den vergangenen zehn Jahren ist die Pkw-Dichte in Deutschland permanent gestiegen und liegt heute bei 574 Pkw pro 1.000 Einwohner. Insgesamt sind 47,7 Millionen Pkw beim Kraftfahrtbundesamt registriert. Im Jahre 2009 betrug diese Zahl 41,3 Millionen, das heißt, damals kamen auf 1.000 Einwohner 504 Pkw. In sämtlichen Großstadt-Regionen ist die Dichte gestiegen.“ Dudenhöffer folgert daraus: „Die Deutschen lieben ihre Autos, und zwar umso stärker, je umweltfreundlicher sie sind.“ Er glaubt, dass das „Elektroauto in Deutschland seinen Markt haben wird“.

Durchschnittspreise für Neuwagen (in Euro):

1980: 8.420

1985: 11.250

1990: 15.340

1995: 17.485

2000: 20.400

2005: 22.793

2010: 24.910

2015: 30.760

2020 (Jan. - Aug.): 37.710

Auffällig ist, dass der prozentuale Anstieg in den 80er Jahren am höchsten war, in den Jahren von 1990 bis 2010 dagegen relativ niedrig ausfiel, und seitdem wieder kräftig ansteigt. Eine Überraschung ist das allerdings nicht; in den 80er Jahren gingen die Löhne und Gehälter kräftig nach oben, in den beiden Jahrzehnten nach der Wiedervereinigung befand sich Deutschland mehr oder weniger in einer Krise, seit 2010 geht es mit der Wirtschaft wieder stetig bergauf (inwiefern Corona für einen kurzzeitigen Knick oder doch einen längerfristigen Einbruch sorgt, wird sich zeigen).


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