Der erneute teilweise Lockdown, die US-Präsidentschaftswahlen und die zuletzt verbesserten Konjunkturdaten aus den USA und Deutschland: Dies sind die Ereignisse, die im kommenden November an den deutschen Börsen wichtig sein werden. Ob der Dax seine Talfahrt fortsetzt oder sich wieder etwas stabilisiert, hängt nicht zuletzt davon ab, wie die Anleger auf diese Faktoren reagieren.
Jedenfalls dürfte es nicht allzu einfach werden, die Rückgänge aus der Vergangenheit zu kompensieren. Denn der Dax muss riesige Einbrüche verkraften, die das deutsche Leitbarometer im vergangenen Oktober hat hinnehmen müssen. So büßte der Index in den vergangenen vier Wochen zwischen neun und zehn Prozent auf Niveaus unter 12.000 Punkte ein – einer psychologisch wichtigen Marke.
Der Index hatte sich bis September/ Oktober zwar von seinen Tiefständen vom ersten Frühjahrs-Lockdown wieder weitestgehend erholt, musste aber danach wieder starke Rückschläge hinnehmen. Das Ergebnis: Auch im Vergleich zum Oktober des vergangenen Jahres gab es einen starken Rückgang um etwa zehn Prozent.
Ausgang der US-Wahlen immer mit Fragezeichen
Ein sehr wichtiger Faktor ist die Wahl des US-Präsidenten am kommenden Dienstag. Das Thema hatte die deutschen Börsianer schon im Oktober die ganze Zeit beschäftigt und immer wieder für Bewegung der Kurse gesorgt. Die Schwierigkeit ist, dass der US-Präsident indirekt gewählt wird und deswegen Vorhersagen immer mit einem Fragezeichen behaftet sind.
Zuletzt lag der Herausforderer Joe Biden zwar in den Umfragen vorne, doch gibt es einige US-Staaten, wo es keine eindeutigen Mehrheiten für den einen oder andere Kandidaten gibt – die sogenannten Swing-States. In diesen Staaten werden letztlich die Wahlen entschieden. Es kann also sein, dass es für die Anhänger von Biden nach der Wahlnacht doch noch eine böse Überraschung gibt.
Der amtierende US-Präsident Donald Trump wird wohl für sich in Anspruch nehmen, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal eine Erholungstendenz von der Corona-Krise gezeigt hat. Die USA haben in diesem Zeitraum ihre Wirtschaftsleistung um satte 33,1 Prozent (annualisierte Betrachtung, also auf ein Jahr hochgerechnet) gesteigert. Insbesondere der private Konsum hat sich auf die Entwicklung positiv ausgewirkt.
Damit erholt sich die größte Volkswirtschaft der Welt nach den Einbrüchen durch den Lockdown im Frühjahr, die die größten gewesen sind, die es je seit der Berechnung in ihrer aktuellen Form gegeben hat. So war die US-Wirtschaft im zweiten Quartal um schockierende 31,4 Prozent (annualisiert) eingebrochen. Die aktuellen Zahlen, die die US-Regierung am vergangenen Donnerstag vorgelegt hat, zeigen noch einmal, wie gravierend die Auswirkungen der Pandemie gewesen sind.
Kommt das neue US-Konjunktur-Paket?
Für die weitere Entwicklung ist zudem wichtig, wie groß das Konjunkturpaket sein wird, dass die politische Führung in den USA schnürt. Das Thema hat die Börsen bereits in den vergangenen Wochen beschäftigt, wird aber im November die Anleger weiterhin auf der Tagesordnung bleiben. Es ist damit zu rechnen, Republikaner und Demokraten in den Wochen nach der Wahl dafür eine konkrete Lösung finden. Und das könnte auch noch im November passieren.
Ähnlich positiv wie die USA entwickelt sich derzeit auch Deutschland: So ist deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 8,2 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf der Grundlage vorläufiger Daten errechnet hat. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019 – der Zeitraum vor dem Ausbruch der Corona-Krise – hat sich das BIP jedoch um 4,2 Prozent verringert.
Mut kann den Anlegern auch der Ausblick von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier machen, der die BIP-Prognosen für 2020 etwas erneuert hat. Die Bundesregierung geht nun von einem Rückgang von 5,5 Prozent aus. Anfang September hatte sie noch mit einem Minus 5,8 Prozent gerechnet. Für 2021 hingegen geht sie von einem Plus von 4,4 Prozent aus.
Das Problem: Zuletzt hatte sich die Stimmung im Land wieder verschlechtert, weil jetzt immer mehr Stimmen von Politikern, Juristen und Wirtschaftsverbänden und laut werden, die nicht mehr bedingungslos bereit sind, die Maßnahmen der Bundesregierung zu akzeptieren. Ganz so widerstandslos wie beim ersten Lockdown wird die politische Führungsriege ihre Vorhaben jedenfalls nicht durchführen können. So hält der stellvertretende Bundestagspräsident Wolfgang Kubicki von der FDP im Interview mit den DWN das Vorhaben der Bundesregierung "in Teilen für verfassungswidrig".
Ein Streit herrscht beispielsweise über die Verhältnismäßigkeit der Eingriffe. Die Kritiker haben Rückenwind von Verwaltungsgerichten unterschiedlicher Bundesländer bekommen - beispielsweise aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. So haben die Richter in diesen Ländern das Beherbergungsverbot gekippt, weil sie dies für unverhältnismäßig halten. Möglichweise werden Bund und Länder mit Klagen von den Unternehmen konfrontiert. Diesen potenziellen Streit müssen die Anleger jedenfalls im Hinterkopf haben.
BMW und General Motors mit Quartalsergebnissen
Darüber hinaus veröffentlichen viele wichtige deutsche und internationale Unternehmen ihre Quartalszahlen: So warten die Börsianer am 4. November auf die Drittquartalsergebnisse von BMW. Zuletzt hatten sich die Autowerte nach der Veröffentlichung von positiven Zahlen durch VW und Porsche wieder verbessert gezeigt. Weitere Impulse für die Entwicklung der gesamten Industrie dürften dann am 5. November aus den USA kommen, wenn General Motors seine Bilanz für das dritte Quartal präsentiert.
Zusätzlich werden am 5. November HeidelbergCement und Linde ihre Drittquartalszahlen veröffentlichen. Darüber hinaus müssen die Anleger folgende Aktien auf ihrem Notizzettel haben: So veröffentlichen die Allianz und Thyssenkrupp ihre Quartalsergebnisse. Der Versicherungskonzern äußert sich am 6. November zum dritten Quartal, während das Stahlunternehmen am 19. November über die Entwicklung im vierten Quartal seines Geschäftsjahres informiert.
Auch aus anderen Ländern gibt es wichtige Unternehmensnachrichten: So präsentieren McDonald`s und Gazprom ihre Drittquartalsergebnisse – und zwar 6. November beziehungsweise am 26. November.