Politik

DWN AKTUELL: Nach Nato-Manöver testet Russland Rakete mit achtfacher Schallgeschwindigkeit

Die Pläne des russischen Militärs können als verspätete Reaktion auf ein vor einem Monat stattgefundenes großes Nato-Manöver interpretiert werden. Die Barentssee ist für Russland von enormer strategischer Bedeutung.
04.11.2020 10:28
Lesezeit: 1 min
DWN AKTUELL: Nach Nato-Manöver testet Russland Rakete mit achtfacher Schallgeschwindigkeit
Die russische Marine würde die Barentssee im Falle eines militärischen Konflikts erbittert verteidigen. (Foto: Google Maps/ DWN)

Beim letzten Nato-Manöver in der zunehmend spannungsgeladenen Zone hatte sich Russland erstaunlich passiv verhalten und überhaupt nicht reagiert. Neben Schiffen der britischen Marine - welche die Führung innehatte - nahmen die amerikanische und die norwegische Marine an dem Manöver teil, nicht nur mit Tankschiffen und Zerstörern, sondern auch mit zahlreichen Flugzeugen.

Achtfache Schallgeschwindigkeit

Jetzt bereitet sich die russische Marine auf den Test einer Hyperschall-Rakete von der Barentssee aus vor. Vom gestern an bis zum 8. November wurden deshalb bestimmte Gebiete für die Seefahrt vorsorglich gesperrt, berichtet der „Barents Observer“. Ob es sich bei dieser Aktion um eine verspätete Reaktion auf das jüngste Nato-Manöver handelt oder andere strategische Überlegungen dahinterstecken, darüber kann man nur spekulieren.

Zwar liegt der designierte Einschlagsort der Rakete in der russischen Zone, doch soll die „3M22 Tsirkon Rakete“ zum ersten Mal eine Strecke von 1.000 Kilometern überfliegen. Ein erfolgreicher Test würde unter Beweis stellen, dass sich die Reichweite der russischen Raketen bis zum angrenzenden Europäischen Nordmeer erstreckt.

Die Reichweite der Tsirkon-Rakete soll problemlos Ziele im Europäischen Nordmeer abdecken können – und das innerhalb von zehn Minuten dank achtfacher Schallgeschwindigkeit.

Russlands "Bastions-Verteidigung"

Die Barentssee ist für Russland von enormer strategischer Wichtigkeit. Dort befinden sich wichtige Stützpunkte der russischen Nordflotte – vor allem für strategische U-Boote, die teils mit Atomwaffen ausgestattet sind. Wichtig ist die Region auch deshalb, weil sie der Schauplatz des sogenannten „Bastionsverteidigungs-Konzepts“ Russlands ist. Im Falle eines eskalierenden Konflikts mit der Nato gälte es die Gewässer gegen einen möglichen Einfall feindlicher Schiffe zu verteidigen.

Nach dem Ende des kalten Krieges war es Jahrzehnte lang ruhig um die Region. In den letzten Jahren führt die Nato dort allerdings regelmäßig Marine-Manöver durch. Die jüngsten Übungen fanden in nur wenigen hundert Kilometer Entfernung von der Halbinsel Kola im äußersten Nordwesten Russlands statt.

Die Nato-Staaten sind derweil nicht nur aus Gründen der Zurschaustellung militärischer Präsenz in der Barentssee aktiv. In den Gewässern der Arktis locken gewaltige Bodenschätze, und der Seeweg nach Asien könnte bei einem weiteren Rückgang des Packeises ebenfalls sehr interessant werden.

Lesen Sie weiter:

Wieder ein großes Nato-Manöver in der Barentssee: Will Russland nicht reagieren, oder kann es nicht?

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Geplantes Finanzpaket der künftigen Bundesregierung macht Ukraine Hoffnung auf neue Hilfe
06.03.2025

Nach der Einigung von Union und SPD auf ein historisches Finanzpaket sieht die Regierung neuen Spielraum für die Unterstützung der von...

DWN
Politik
Politik Von der Außenministerin zur Hinterbänklerin: Baerbock verzichtet auf Grünen-Fraktionsvorsitz - was steckt dahinter?
06.03.2025

Ihren Sitz im Bundestag hat Annalena Baerbock bereits angenommen. Doch Fraktionsvorsitzende der Gründen möchte die...

DWN
Politik
Politik Reform der Schuldenbremse: Das sagen Wirtschaft und Industrie dazu
05.03.2025

Union und SPD haben sich auf ein massives Finanzpaket verständigt: 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur, dazu neue Schulden für die...

DWN
Technologie
Technologie Gefahr Solaranlage: Kann China Photovoltaik in Deutschland abschalten?
05.03.2025

Viele deutsche Haushalte setzen auf Solarenergie – doch wie sicher ist diese? Eine Recherche zeigt: Über chinesische Wechselrichter...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs und Solana-Kurs volatil: Wann kommt die nächste Krypto-Welle? Eine Analyse
05.03.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, und Solana sind - trotz kurzzeitiger Rückschläge - seit einigen Monaten auf der Überholspur. Zur...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelskrieg 2.0? Peking will ambitioniertes Wirtschaftswachstum angesichts US-Handelsstreits
05.03.2025

Chinas Wirtschaft musste 2024 einige Hürden überstehen. Jetzt droht auch noch der Handelskrieg mit den USA unter Donald Trump zu...

DWN
Politik
Politik Last-Minute-Beförderungen in Ampel-Ministerien: Unternehmer kritisieren Missbräuche bei Verbeamtung im Staatsdienst
05.03.2025

Kurz vor Ende einer Legislaturperiode setzt in deutschen Ministerien häufig eine Praxis ein, die im politischen Berlin als „Operation...

DWN
Politik
Politik Union und SPD schnüren historisches Finanzpaket
05.03.2025

Die Scharmützel aus dem Wahlkampf sind vergessen. Union und SPD haben ein gigantisches Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur...