Unternehmen

VW kauft bei Fanuc und ABB tausende neue Industrie-Roboter ein

VW startet eine regelrechte Roboter-Offensive und setzt nun Maschinen von allen wichtigen Herstellern ein. Darunter ist mit Kuka auch ein Unternehmen aus Deutschland, das zwar mittlerweile von chinesischem Kapital kontrolliert wird, aber in seinen Strukturen doch deutsch geblieben ist.
04.11.2020 10:23
Aktualisiert: 04.11.2020 10:23
Lesezeit: 2 min
VW kauft bei Fanuc und ABB tausende neue Industrie-Roboter ein
Das VW-Werk in Emden. (Foto: dpa) Foto: J

VW hat Ende September/ Anfang Oktober gleich eine ganze Reihe an Roboter-Aufträgen erteilt. So hat der Wolfsburger Konzern den japanischen Giganten Fanuc mit der Lieferung von 1.400 Stück für seine Werke in Emden in den USA beauftragt. Darüber hinaus kaufte das Unternehmen beim schweizerisch-schwedischen Konzern ABB 800 Maschinen ein, die in der Fabrik in Hannover eingesetzt werden sollen.

In Emden in Norddeutschland und in Chattanooga in den USA werden sie für den Karosseriebau und die Produktion von E-Batterien geliefert werden. Emden wird den Planungen der Wolfsburger Führungsspitze zufolge zu einem neuen Zentrum für den Bau von E-Fahrzeugen umgerüstet. VW will dort beispielsweise den neuen E-SUV ID.4 bauen. Mehr als 800 Fanuc-Roboter sollen dieses Modell und weitere Generationen neuer E-Fahrzeuge dann produzieren.

Ähnliche Pläne verfolgt VW auch für sein US-amerikanisches Werk in Chattanoogad, das innerhalb des Konzerns in Nordamerika eine ähnliche Rolle einnehmen soll wie der Emdener Standort in Deutschland. Denn das Unternehmen will auch Chattanoogad zu einem neuen E-Zentrum in den USA ausbauen. Die Deutschen wollen hier in Nordamerika etwa 600 weitere Roboter einsetzen, die Fanuc geliefert haben.

Doch das war noch nicht alles: Volkswagen hatte bereits Ende Oktober mit Hilfe von 1.700 Robotern, die wiederum der Augsburger Hersteller Kuka geliefert hatte, die Serienproduktion des ID.4 gestartet - und zwar im Werk in Zwickau. Sie kommen in hier im Karosseriebau sowie in der Montage zum Einsatz.

Damit hat VW fast alle wichtigen großen Hersteller für Industrieroboter für das Schweißen von Karosserien beauftragt, die es weltweit gibt. So gehören Fanuc, ABB und Kuka zu den "Top Four". Darüber hinaus verkauft hier noch der japanische Hersteller Yaskawa seine Produkte. Diese Unternehmen stellen Maschinen her, die Gewichte stemmen können, die bis zu einer Tonne schwer sind.

Deutschland im Weltvergleich auf Platz vier

Grundsätzlich ist die Position Deutschlands im Weltvergleich nicht schlecht. So liegt das Land, das über einen guten Leumund in der Fachpresse verfügt, derzeit weltweit auf dem vierten Rang, wenn es um die Zahl von Roboter geht, die statistisch auf 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fallen. Wie die internationale Weltverband für Robotik IFR errechnet hat, beträgt in Deutschland derzeit die Zahl 346. An der Spitze liegt Singapore (918), vor Korea (855) und Japan (364).

„Das Land ist ein globaler Hub, der mittlerweile allen führenden Akteuren aus sämtlichen Segmenten ein Zuhause bietet“, schreibt das internationale Fachmagazin „Asia Pacific Metalworking Equipment News (APMEN)“, das sich an Manager und andere Entscheider in der asiatischen Metallindustrie richtet.

„Fanuc gilt als größter Hersteller der Welt als besonders innovativ, preislich unterschieden sich die Produkte der Anbieter hingegen kaum", sagte ein Roboter-Experte den DWN. "Die zeitnahe Erteilung an mehrere Anbieter kann man so erklären, dass VW die Last auf mehrere Schultern verteilen will", fügte er hinzu. „Bei den Aufträgen für das Schweißen der Karosserie haben die deutschen Anbieter gegen die großen Player wohl kaum eine Chance. Doch können sich mit der Herstellung von kleineren Robotern profilieren, die auch bei der Produktion benötigt werden – beispielsweise beim Stanzen und Vernieten“, fügte der Experte hinzu. Ein Sprecher von VW wollte sich auf Anfrage der DWN nicht dazu äußern, warum sich das Unternehmen für den einen oder anderen Anbieter entschieden hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...