Finanzen

Was bedeutet der Wahlausgang in den USA für den Goldpreis?

Die Programme von Trump und Biden sowie zahlreiche historische Parallelen erlauben gute Prognosen darüber, wie sich der Goldpreis künftig entwickeln wird. Doch noch entscheidender für den Goldpreis als der US-Präsident wird eine andere Person sein.
07.11.2020 09:21
Lesezeit: 3 min
Was bedeutet der Wahlausgang in den USA für den Goldpreis?
Der Goldpreis hat seit den US-Wahlen am Dienstag bereits deutlich angezogen. (Foto: dpa) Foto: Uli Deck

Sicherlich ist die Politik der USA nur einer von vielen Faktoren, die den globalen Goldmarkt und den Goldpreis beeinflussen. Doch nach den US-Wahlen am Dienstag gibt es nun dennoch eine Reihe von Gründen, warum der Goldpreis weiter steigen wird, unabhängig davon, wer bei der Wahl um die Präsidentschaft letztlich der Sieger ist.

Auffällig war die Erholung an den US-Börsen in den Tagen vor der Wahl, als ein Sieg des Herausforderers Joe Biden erwartet wurde sowie die Kontrolle seiner Partei in Senat und Repräsentantenhaus. Denn zwar stehen die Demokraten für höhere Steuern und strengere Regulierungen, was die wirtschaftliche Entwicklung behindert und somit die Aktienkurse nach unten drücken sollte.

Doch die Märkte interessieren sich schon seit einigen Jahren kaum noch für die Realwirtschaft. Vielmehr geht es vor allem darum, wie viele Schulden aufgenommen werden. Und in diesem Zusammenhang wird erwartet, dass die Staatsverschuldung der USA am schnellsten wachsen kann, wenn die Demokraten sowohl Regierung als auch Kongress kontrollieren und massive Konjunkturprogramme auf den Weg bringen können.

Doch wenn man in die jüngere Vergangenheit zurückblickt, so wird deutlich, dass es nicht der Demokraten bedarf, um eine massive Verschuldung herbeizuführen. Auch Präsident Donald Trump hat schon gesagt, er will sogar ein noch größeres Konjunkturpaket, als die Demokraten gefordert haben. Im laufenden Jahr haben die USA so viele Schulden aufgenommen wir in keinem Jahr jemals zuvor.

Hinzu kommt die Rolle der Federal Reserve. Denn selbst wenn sich Demokraten und Republikaner aus irgendeinem Grund nicht auf ein weiteres Konjunkturpaket einigen können, so hat die US-Notenbank ihre Bereitschaft deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie so viel Geld drucken will wie nie zuvor, um damit Wertpapiere zu kaufen, was beschönigend Quantitative Lockerung (QE) genannt wird.

Für den Goldpreis ist es egal, wer im Weißen Haus sitzt

Historisch gesehen hat die Partei, die das Weiße Haus kontrolliert, nur sehr wenig Einfluss auf den Goldpreis gehabt. Laut einem aktuellen Bericht des World Gold Council lagen die Goldrenditen seit 1971 im Durchschnitt bei 11 Prozent pro Jahr während demokratischer Präsidentschaften und im Durchschnitt bei 10 Prozent während republikanischer Regierungen.

Zudem waren die Renditen im jeweils ersten Jahr nach einem Parteiwechsel im Weißen Haus geringfügig höher als in den anderen Jahren. Wenn der Herausforderer gewinnt, lagen die Goldrenditen im Durchschnitt bei 6,5 Prozent, verglichen mit einer Rendite von 7,9 Prozent, wenn der Amtsinhaber gewinnt. Aus diesem Blickwinkel wäre ein Trump-Sieg besser für den Goldpreis als ein Biden-Sieg.

Der Finanzmarkt wird jedoch unabhängig vom Wahlergebnis enorme weitere geldpolitische Impulse erhalten. Sowohl der US-Kongress, dem die Entscheidung über den US-Staatshaushalt zukommt, als auch die Federal Reserve werden die Schulden antreiben. Das bedeutet letztlich mehr Inflation, was für Gold besser sein wird als für Aktien, wie der Ökonom und Börsenmakler Peter Schiff ausführt.

"Gold ist eine Absicherung gegen höhere Inflation, dafür ist es da!", so Schiff. Und weiter: "Eine höhere Inflation treib den Goldpreis nach oben, zumal die Federal Reserve eine höhere Inflation nicht mit höheren Zinsen eindämmen kann. Denn der dafür erforderliche Zinssatz ist höher als das, was Amerika sich leisten kann".

Die Fed ist wichtiger als der Präsident

Die USA sind jedoch nicht der einzige Treiber der Goldnachfrage. Auf die USA entfallen laut World Gold Council nur etwa 7 Prozent der physischen Goldnachfrage. China mit 26 Prozent und Indien mit 22 Prozent dominieren den Markt. Die amerikanische Politik hat sicherlich einen großen Einfluss auf die Weltwirtschaft und die Weltmärkte, aber dieser Einfluss ist begrenzt.

Weder Trump noch Biden werden die schwere wirtschaftliche Zerstörung reparieren können, die durch die staatlichen Reaktionen auf die Corona-Pandemie angerichtet wurde. Keiner von beiden wird die kommende Pleitewelle überschuldeter Unternehmen verhindern können. Alles, was sie tun können, ist enorme Schulden machen und Geld ausgeben, und das ist positiv für den Goldpreis.

Trotz aller teils erheblichen Unterschiede zwischen Trump und Biden, so sind sie doch in dem entscheidenden Punkt einig, dass keiner von beiden die Federal Reserve zu einer Änderung ihrer Geldpolitik bewegen will. Und Fed-Chef Jerome Powell hat bereits angekündigt, die Zinssätze für die kommenden Jahre bei null zu halten. Auch wird die US-Notenbank ihre Wertpapierkäufe auf absehbare Zeit fortsetzen.

Die Federal Reserve hat sogar deutlich angekündigt, dass sie nun eine Inflation oberhalb von 2 Prozent anstrebt. Und es gibt keine Ausstiegsstrategie aus dieser extrem lockeren Geldpolitik. Das große Gelddrucken wird anhalten und den Dollar gegenüber Gold massiv einbrechen lassen. Weder Biden noch Trump werden daran etwas ändern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Babyboomer verlassen die Bühne: Jetzt kommt das große Chaos am Arbeitsmarkt
29.06.2025

Die Babyboomer verabschieden sich in Scharen – und mit ihnen verschwinden Loyalität, Erfahrung und Arbeitsdisziplin. Zurück bleibt ein...

DWN
Panorama
Panorama Ersatzpflege: Was sich für pflegende Angehörige ab dem 1. Juli ändert
29.06.2025

Pflegende Angehörige stemmen den Großteil der häuslichen Pflege in Deutschland – oft bis zur Erschöpfung. Doch was passiert, wenn sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten: Vergleich der Kosten für verschiedene Heizungslösungen - Tipps
29.06.2025

Heizöl, Pellets, Gasheizung oder Wärmepumpe: Wer 2025 neu heizt, muss weiterhin hohe Kosten einpreisen. Doch welche Heizungslösung ist...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elon Musks X wird zur Bank: Der Angriff auf das Finanzsystem
29.06.2025

Elon Musks Plattform X will mehr sein als ein soziales Netzwerk. Mit eigenen Finanzdiensten und digitaler Geldbörse kündigt sich eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pandora und Amazon decken globales Fälschernetzwerk auf
29.06.2025

Pandora und Amazon decken ein globales Netzwerk von Produktpiraten auf. Die Drahtzieher in China sitzen nun im Gefängnis – doch die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verteidigungsbranche boomt: Diese fünf Aktien setzen Analysten jetzt auf die Watchlist
29.06.2025

Der globale Rüstungsboom bietet Anlegern neue Chancen. Fünf Aktien stehen bei Analysten hoch im Kurs – von Hightech-Zulieferern bis zu...

DWN
Panorama
Panorama Unwetterwarnungen: Was sie können und was nicht
29.06.2025

Unwetterwarnungen sollen Leben retten – und das möglichst rechtzeitig. Doch nicht immer klappt das. Warum ist es trotz modernster...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr: Rüstung auf dem Papier – Defizite auf dem Feld
29.06.2025

Die Bundeswehr bleibt trotz 100-Milliarden-Sondervermögen kaum einsatzfähig. Es fehlt an Ausrüstung, Personal und Struktur. Ist das...