Unternehmen

Siemens kommt bisher recht gut durch die Corona-Krise

Überraschend liegen Umsatz und Auftragseingang bei Siemens nur leicht unter den Vorjahreswerten. Dennoch hat Vorstandschef Kaeser eine niedrigere Dividende angekündigt.
12.11.2020 10:12
Aktualisiert: 12.11.2020 10:12
Lesezeit: 2 min
Siemens kommt bisher recht gut durch die Corona-Krise
Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens, spricht am Donnerstagmorgen auf der Jahrespressekonferenz von Siemens. (Foto: dpa) Foto: Matthias Balk

Siemens hat die Corona-Krise vorerst glimpflich überstanden. Der Münchner Technologiekonzern holte im Endspurt des Geschäftsjahres 2019/20 einen großen Teil der Einbußen aus dem Frühjahr wieder auf. Das bereinigte operative Ergebnis aus dem Industriegeschäft (Ebita) lag per Ende September mit 7,6 (Vorjahr: 7,8) Milliarden Euro nur um drei Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie Siemens am Donnerstag mitteilte. Umsatz und Auftragseingang gingen - die abgespaltene Energietechnik-Tochter Siemens Energy ausgeklammert - leicht zurück. Der scheidende Vorstandschef Joe Kaeser muss allerdings zum ersten Mal in seiner siebenjährigen Amtszeit eine sinkende Dividende verkünden: Die Aktionäre erhalten 3,50 (3,90) Euro je Aktie.

Denn der Nettogewinn sank um ein Viertel auf 4,2 Milliarden Euro. Dabei kam Siemens ein Buchgewinn von 900 Millionen Euro vor Steuern aus der Abspaltung von Siemens Energy zugute, der die operativen Milliardenverluste der ehemaligen Tochter zum Teil ausglich. Dem gegenüber standen rund 500 Millionen Euro Kosten für den laufenden Personalabbau. Unter dem Strich kämen die Siemens-Aktionäre trotz der geringeren Ausschüttung nicht schlechter weg als ein Jahr zuvor, argumentiert der Konzern: Die Differenz entspreche dem Wert der Siemens-Energy-Aktien, die man ihnen Ende September ins Depot gebucht hatte. Einen Teil der Dividende sieht Siemens auch als Ausgleich für das im Frühjahr auf Eis gelegte Aktienrückkaufprogramm.

"Nach der Abspaltung von Siemens Energy und der Veräußerung von Flender ist das neue Siemens hervorragend aufgestellt, um die gewaltige industrielle Transformation zu gestalten", sagte Kaeser, der im Februar 2021 endgültig den Hut nimmt. Er hatte bereits im Frühjahr den Tiefpunkt in der Corona-Krise im dritten Quartal (April bis Juni) vorausgesagt, aber das Tempo der Erholung offengelassen.

Im letzten Geschäftsquartal lag der Umsatz noch um sechs Prozent unter Vorjahr, der Auftragseingang um ein Prozent. Das operative Ergebnis stieg sogar um zehn Prozent und übertraf die Erwartungen der Analysten damit deutlich. Begünstigt wurde das Ergebnis aber durch den 800 Millionen Euro schweren Wertzuwachs der Beteiligung an der US-Softwarefirma Bentley Systems, die Ende September an die US-Börse Nasdaq ging. Im gesamten Geschäftsjahr ging der Umsatz - ohne Siemens Energy - um zwei Prozent auf 57,1 Milliarden Euro zurück. Der Wert der Aufträge schrumpfte um sieben Prozent auf 60,0 Milliarden.

"Wir haben ein Konglomerat in ein fokussiertes Technologieunternehmen gewandelt", sagte Kaesers Nachfolger Roland Busch, der bereits seit Anfang Oktober die Fäden zieht. Im neuen Geschäftsjahr soll es wieder leicht aufwärtsgehen: Der Umsatz soll dann ebenso moderat - also um drei bis fünf Prozent - steigen wie der Nettogewinn. Der Auftragseingang soll erneut höher ausfallen als der Umsatz. Die größten Zuwächse erwartet Siemens dabei in der Zugsparte Mobility, die auf einem großen Auftragsbestand sitzt, aber die geringsten Margen aufweist. Der Umbau dort geht weiter: Die Sparte Intelligent Traffic Systems, die mit Verkehrssteuerungssystemen für Straßen und Städte 600 Millionen Euro umsetzt, soll ausgegliedert werden. Ein Verkauf sei aber nicht geplant, betonte ein Sprecher.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie im Fokus: Teslas Model 3 Standard startet in Deutschland – Experten hinterfragen Musks Einfluss
05.12.2025

Der jüngste Streit um die Bewertung eines der bekanntesten Elektromobilitätskonzerne zeigt, wie unterschiedlich Anleger das Potenzial von...

DWN
Politik
Politik Radikaler Bruch in der EU-Energiepolitik: Europa kappt endgültig die russischen Gasadern
05.12.2025

Die EU hat eine historische Entscheidung getroffen. Spätestens 2027 soll russisches Gas vollständig aus Europa verschwinden. Der...

DWN
Politik
Politik NATO-Kommandostruktur wird an Bedrohungslage angepasst
05.12.2025

Die NATO ordnet ihre Führung im Norden neu: Zuständigkeiten wandern über den Atlantik. Hinter der Anpassung der NATO-Kommandostruktur...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare-Störung: Netzwerk für Cyberabwehr verursacht Probleme bei Unternehmen
05.12.2025

Eine weltweite Cloudflare-Störung hat am Freitag zahlreiche Webseiten und Apps aus dem Tritt gebracht. Fehlermeldungen, leere Seiten und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Niedriglohn in Deutschland: 6,3 Millionen Menschen von Niedriglohnarbeit betroffen
05.12.2025

Millionen Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor. Neue Zahlen zeigen, wo Niedriglohnarbeit besonders konzentriert ist – und warum der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Die Koalition bringt ihr Rentenpaket ins Finale – mit Folgen für Millionen Rentner, Beitragszahler und Familien: vieles klingt gut. Doch...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie leichter: Analystenkommentar von Bank of America bewegt Rüstungsaktien
05.12.2025

Zur Börseneröffnung am Freitag geraten deutsche Rüstungsaktien in Bewegung: Ein US-Großbank-Analyst sortiert seine Favoriten neu....

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Deutschland steht vor einem Neustart des Wehrdienstes: Fragebögen, Musterung und ambitionierte Zielzahlen sollen die Truppe rasch...