Deutschland

Söder: Corona-Maßnahmen reichen leider noch nicht aus

Nach Ansicht von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigt der aktuelle Teil-Lockdown "erste Erfolge". Doch das reiche nicht aus, noch härtere Maßnahmen seien nötig.
16.11.2020 11:08
Aktualisiert: 16.11.2020 11:08
Lesezeit: 2 min
Söder: Corona-Maßnahmen reichen leider noch nicht aus
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Bund und Länder diskutieren bei den Corona-Beratungen neue Maßnahmen in Schulen und schärfe Kontaktbeschränkungen. Wie es mit weitreichenden Einschränkungen wie etwa der Schließung der Gastronomie weitergeht, wollen sie aber erst am 23. November entscheiden. Das geht aus einer Reuters vorliegenden Beschlussvorlage des Bundes für die Beratungen zwischen Kanzlerin Angela Merkel und den 16 Länderchefs an diesem Montag hervor. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein niedersächsischer Kollege Stephan Weil (SPD) plädierten dafür, Grundsätzliches erst kommende Woche zu entscheiden. Sollten Schließungen verlängert werden, müsse es dafür staatliche Entschädigung geben, forderte Söder im ZDF.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete 10.824 Neuinfektionen binnen 24 Stunden - rund 2500 weniger als am Montag vor einer Woche. Die Zahlen sind montags meist niedriger als an anderen Wochentagen, weil die Gesundheitsämter am Wochenende teilweise nicht testen und keine Zahlen melden.

In dem zehnseitigen Papier für die Beratungen zwischen Bund und Ländern heißt es, man werde "im Lichte der weiteren Infektionsentwicklung am 23. November erneut beraten und über die Maßnahmen ab Dezember 2020 beschließen". Es sei aber wegen des schwer einzudämmenden Infektionsgeschehens notwendig, auch die Ansteckungsrisiken im Schulbereich weiter zu reduzieren. Für Schüler aller Jahrgänge sowie für Lehrer auf dem Schulgelände und während des Unterrichts solle deshalb ein Mund-Nasen-Schutz verpflichtend sein, schlägt der Bund vor. Zudem sollten Schülergruppen im Klassenraum nur halb so groß sein wie im Normalfall. In vielen Bundesländern gelten bereits solche Maßnahmen.

SINKEN DER NEUINFEKTIONSZAHL NICHT ABSEHBAR

Söder sprach davon, dass die Ende Oktober getroffenen Maßnahmen etwa mit der Schließung von Gastronomie, Freizeit- und Kultureinrichtungen "schon erste Erfolge" zeigten. "Das ganz steile Wachstum ist abgebremst. Ich befürchte aber, dass es nicht reicht, um auf die Zahl zu kommen, die für uns entscheidend ist, nämlich die sogenannte 50er-Inzidenz", fügte er hinzu. Diesen Wert hatte auch Merkel als Zielmarke genannt, weil erst dann Gesundheitsämter wieder in der Lage sind, Infektionsketten nachzuverfolgen.

"Ein Sinken der Neuinfektionszahlen ist jedoch noch nicht absehbar", heißt es in der Vorlage des Bundes. "Die Lage ist nach wie vor sehr ernst. Vor uns liegen vier schwere Wintermonate, bevor hoffentlich saisonale Effekte und der Beginn der Impfungen dazu führen, dass wir die Pandemie schrittweise überwinden." Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werde es im ersten Quartal 2021 mindestens einen wirksamen zugelassenen Impfstoff geben.

In der Vorlage des Bundes werden nun Vorschläge für kleinere zusätzliche Einschränkungen gemacht, die aber teilweise noch umstritten sind. Söder äußerte etwa Zweifel an dem Vorschlag, dass sich alle sofort in Quarantäne begeben sollten, die Husten und Erkältungssymptome zeigten. Weitgehende Einigkeit soll es bei den für die Umsetzung von Corona-Maßnahmen zuständigen Ländern dagegen bei den vorgeschlagenen Kontaktbeschränkungen geben. "Der Aufenthalt in der Öffentlichkeit ist ab sofort nur mit den Angehörigen des eigenen und maximal zwei Personen eines weiteren Hausstandes gestattet", heißt es in dem Papier. Auf private Feiern solle bis zum Weihnachtsfest gänzlich verzichtet werden.

Die Bundesländer sollen Impfzentren und Möglichkeiten zum Impfen der Bevölkerung bis zum 15. Dezember vorbereiten, wird in der Vorlage gefordert. Die Zentren sollten dann so weit vorbereitet sein, "dass kurzfristige Inbetriebnahme möglich ist". Denn mit "sehr hoher Wahrscheinlichkeit" werde es im 1. Quartal 2021 mindestens einen wirksamen zugelassenen Impfstoff geben. Die Länder sollen dem Bund bis Ende November melden, wie viele Menschen sie pro Tag impfen können.

Zudem will die Bundesregierung besonders gefährdete Gruppen mit FFP2-Masken ausstatten. Ab Anfang Dezember sollen insgesamt 15 FFP2-Masken pro Person "gegen eine geringe Eigenbeteiligung" abgegeben werden. "Die Kosten für diese einmalige Abgabe von FFP2-Masken übernimmt der Bund", heißt es in der Vorlage des Bundes.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...