Politik

US-Denkfabrik: Der Westen muss Oligarchen unterstützen, um Putin zu stürzen

Der einflussreiche Thinktank „Atlantic Council“ schreibt, dass der Westen russische Oligarchen unterstützen sollte, um Wladimir Putin zu entmachten. Doch ganz so einfach wird das nicht werden. Denn der russische Präsident ist bereit, Gegenmaßnahmen zu treffen.
20.11.2020 11:38
Aktualisiert: 20.11.2020 11:38
Lesezeit: 2 min

Der „Atlantic Council“ hat einen Beitrag veröffentlicht, in dem die Meinung vertreten wird, dass der Westen russische Oligarchen, die dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisch gegenüberstehen, unterstützen sollten.

„Dies könnte dazu führen, dass Putins anhaltender Würgegriff untergraben wird. Dies könnte es ihm wiederum erschweren, sich in westliche Demokratien einzumischen. Dies bedeutet, dass die Vereinigten Staaten zunächst unabhängige Antikorruptionsbemühungen in Russland unterstützen sollten (…) Zweitens sollten die USA solche unabhängigen russischen Unternehmen und Unternehmer unterstützen, die außerhalb von Putins Umlaufbahn bleiben. Und drittens sollten die Vereinigten Staaten die derzeitigen westrussischen Wirtschafts- und Investitionsbeziehungen aufrechterhalten, die den wachsenden Kreis unabhängiger privater Macht in Russland unterstützen und einen Anreiz schaffen könnten, sich vom vorherrschenden oligarchischen System abzuwenden. Eine unabhängige und lebendige russische Zivilgesellschaft ist auf robuste und autonome Wirtschaftsakteure angewiesen. Viertens sollten die USA und Europa diese Schritte natürlich ausgleichen, indem sie den Druck auf Pro-Putin-Oligarchen verstärken, die aktiv versuchen, westliche Demokratien zu infiltrieren“, so der „Atlantic Council“.

Dadurch könnte es laut der US-amerikanischen Denkfabrik gelingen, Russlands außenpolitisch-militärische Ambitionen einzudämmen, weil diese durch die russische Öl- und Gaswirtschaft finanziert werden, die wiederum durch Putins Oligarchen kontrolliert werden.

Oligarchen und kriminelle Netzwerke

In Russland gibt es ein großes Netzwerk krimineller Organisationen, die im Zusammenhang mit Oligarchen und Unternehmen zu sehen sind, von denen sie Aufträge erhalten. Dem russischen Präsidenten zufolge entgehen zahlreiche Kriminelle der Strafverfolgung, obwohl sie die „abscheulichsten Verbrechen“ anordnen, aber diese Verbrechen nicht selbst ausführen. Die kriminellen Netzwerke fügen auch russischen Händlern und Geschäftsleuten Schäden zu. In Russland ist es für kleine und große Unternehmen im Wesentlichen unmöglich, ohne die Zahlung von „Schutzgeldern“ zu operieren. Häufig zahlen diese Unternehmen 10-60 Prozent ihres Einkommens vor Steuern an verschiedene Mafia-Gruppen, berichtet die Stanford University.

Das organisierte Verbrechen in Russland ist ein kompliziertes Netzwerk, zu dessen Operationen Erpressung, Betrug, Frachtdiebstahl, Prostitution, Drogen- und Waffenhandel und weitere Gebiete gehören. Der US-Informationsdienst Stratfor führt aus: „Ein (...) Zentrum des organisierten Verbrechens ist in den verschiedenen ethnischen und nationalen Gruppen Russlands verwurzelt. Zu den einflussreichsten gehören Tschetschenen, Armenier, Aseris, Dagestanis, Georgier und Ingusch. Diese ethnischen Gruppen sind in ganz Russland sowie in Zentral-Eurasien aktiv und gelten als die gewalttätigsten kriminellen Gruppen. Anders als in den USA basieren die meisten organisierten Kriminalitätsgruppen in Russland jedoch nicht auf ethnischer Zugehörigkeit (...) Im Gegensatz zu Gruppen wie La Cosa Nostra kann das organisierte Verbrechen in Russland nicht mit der typischen Pyramidenstruktur dargestellt werden. Das liegt daran, dass die organisierte Kriminalität in Russland sich aus Banden zusammensetzt, die zum größten Teil autonom agieren und nur lose Verbindungen zu regionalen, nationalen oder internationalen Netzwerken haben.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zoll-Streit eskaliert: Trump legt Gespräche mit Kanada auf Eis
24.10.2025

Wegen einer kanadischen Werbekampagne gegen US-Zölle hat Präsident Donald Trump die Handelsgespräche mit Kanada abrupt gestoppt. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chip-Lieferkrise belastet Deutschland – Reiche sieht weiter ungelösten Streit um Nexperia
24.10.2025

Der Streit um den Chip-Hersteller Nexperia und die anhaltenden Lieferprobleme, die insbesondere die deutsche Autoindustrie belasten, ist...

DWN
Politik
Politik Schlag gegen Chinas Rohstoffmacht: USA und Australien schmieden Allianz für Seltene Erden
24.10.2025

Die Vereinigten Staaten und Australien haben ein strategisches Abkommen über die Förderung und Verarbeitung Seltener Erden geschlossen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bestbezahlter VW-Manager: Herbert Diess verlässt VW endgültig
24.10.2025

Er steht schon seit 2022 nicht mehr an der Konzernspitze, war aber bis zuletzt weiter der bestbezahlte VW-Manager: Herbert Diess kassierte...

DWN
Politik
Politik Milliardengeschäfte in Sicht: Geheime Profiteure der Aufrüstung
24.10.2025

Weltweit rüsten Staaten auf und für Europa Rüstungsindustrie eröffnen sich neue Geschäftsmöglichkeiten in Milliardenhöhe. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis fällt stark: Erinnerungen an 2011: „Kaufen und halten“ funktioniert nicht
23.10.2025

Ein Kurssturz beendet die Rekordrally des Edelmetalls und erinnert Anleger an bittere Verluste vor 13 Jahren.

DWN
Finanzen
Finanzen Gold im Portfolio: Experten diskutieren 15 bis 30 Prozent Anteil
23.10.2025

Gold ist wieder im Fokus der Investoren, doch viele halten bisher nur geringe Mengen. Eine Analyse historischer Daten zeigt, dass ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gewinneinbruch bei Kühne+Nagel: bis zu 1.500 Stellen weg
23.10.2025

Handelskrieg, hohe Zölle und der starke Franken setzen Kühne+Nagel zu: Der Umsatz bricht um sieben Prozent ein – und jetzt droht vielen...