Deutschland

Betriebsrat bricht Gespräche mit Continental ab: "Rendite wichtiger als zehntausende Stellen"

Die IG Metall hat die Gespräche mit Continental über massenweise Stellenstreichungen abgebrochen. Der Autozulieferer habe in den seit mehreren Wochen laufenden Gesprächen keinerlei Interesse gezeigt, über Alternativen zum angekündigten Stellenabbau zu sprechen.
02.12.2020 16:16
Lesezeit: 1 min
Betriebsrat bricht Gespräche mit Continental ab: "Rendite wichtiger als zehntausende Stellen"
Reifen von Continental. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Die Gewerkschaft IG Metall hat die Gespräche mit Continental über massenweise Stellenstreichungen für gescheitert erklärt. Der Autozulieferer habe in den seit mehreren Wochen laufenden Sondierungsgesprächen zur Standort- und Beschäftigungssicherung keinerlei Interesse gezeigt, über Alternativen zum angekündigten Abbau von 13.000 Arbeitsplätzen zu sprechen, teilten die Gewerkschaftsbezirke Bayern und Mitte am Mittwoch mit. In den beiden Regionen liegen mehrere Standorte, die von den Kürzungsplänen betroffen sind. Vor diesem Hintergrund sehe die IG Metall keine Basis für einen fairen Prozess und habe die Gespräche auf zentraler Ebene vorerst beendet. Die Metaller wollen nun die Belegschaften an den Standorten informieren und über weitere Aktionen beraten.

Continental bedauerte den Schritt. Der Konzern strebe weiter Lösungen für die Standorte der Sparten Automotive Technologies und der Antriebstochter Powertrain an. Man wolle die "industriepolitische Krise sozialpartnerschaftlich meistern", erklärte das Unternehmen. "Unsere Hand bleibt ausgestreckt." Conti wies darauf hin, dass mit der IG BCE und den Betriebsräten bereits Verhandlungen für den Großteil der Standorte im Unternehmensbereich Rubber liefen.

Der kriselnde Autozulieferer aus Hannover hatte sein Sanierungsprogramm im September erweitert und stellt weltweit 30.000 Arbeitsplätze in Frage, davon 13.000 in Deutschland. Als Gründe führen die Niedersachsen die schon länger schrumpfende Fahrzeugproduktion und die Verschärfung der Konjunkturkrise durch Corona an. IG Metall und Betriebsrat werfen dem Management indes vor, wichtige Trends zu spät erkannt zu haben. Die Transformation solle nun auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. "Offensichtlich hat Continental in der Krise jedes Maß verloren und will den Konflikt", erklärte der Chef des IG-Metall-Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger. Sein bayerischer Kollege Johann Horn sagte, der Konzern habe das Renditeziel von acht Prozent zum Maßstab erhoben und wolle dafür massenhaft Beschäftigte entlassen.

Der Streit kommt für Conti höchst ungelegen. In zwei Wochen will der neue Konzernchef Nikolai Setzer Investoren und Analysten über seine Strategie informieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...