Finanzen

EU-Ombudsfrau rügt Deal zwischen BlackRock und EU-Kommission, doch ohne Konsequenzen

Die Europäische Ombudsfrau hat einen Auftrags-Deal zwischen der EU-Kommission und dem US-Finanzgiganten BlackRock wegen möglicher Interessenkonflikte gerügt. Doch Konsequenzen werden sich daraus nicht ergeben. BlackRock wird den Beratungsauftrag hinsichtlich des Green Deals im Zusammenhang mit der Banken-Regulierung behalten.
03.12.2020 10:12
Aktualisiert: 03.12.2020 10:12
Lesezeit: 2 min
EU-Ombudsfrau rügt Deal zwischen BlackRock und EU-Kommission, doch ohne Konsequenzen
Die Zentrale des Vermögensverwalters BlackRock in New York. (Foto: dpa) Foto: Justin Lane

Die „Europäische Bürgerbeauftragte“ („Europäische Ombudsfrau“) ist zu dem Schluss gekommen, dass die Europäische Kommission potenzielle Interessenkonflikte nicht angemessen bewertet hat, als sie dem US-amerikanischen Investmentgiganten BlackRock einen Auftrag zur Erarbeitung von Umweltvorschriften für Banken erteilte. Anfang dieses Jahres leitete Emily O'Reilly, die Ombudsfrau, eine Untersuchung darüber ein, wie die Kommission das Angebot des Unternehmens nach getrennten Beschwerden mehrerer Abgeordneter und des zivilgesellschaftlichen Netzwerks Change Finance bewertet hatte.

Die Ombudsfrau wörtlich: „Der Fall betraf die Entscheidung der Europäischen Kommission, BlackRock Investment Management einen Auftrag zur Durchführung einer Studie zur Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Zielen (ESG) in Bezug auf die EU-Bankenvorschriften zu erteilen. In der Untersuchung des Bürgerbeauftragten wurde bewertet, wie die Kommission das Angebot des Unternehmens im Rahmen der Ausschreibung zur Durchführung der Studie bewertet hat. Der Bürgerbeauftragte stellte fest, dass das Angebot des Unternehmens Anlass zur Sorge gab, da es als weltweit größter Vermögensverwalter ein finanzielles Interesse an dem in der Studie in Rede stehenden Sektor hat. Darüber hinaus könnte der niedrige Preis des Angebots des Unternehmens als Teil einer Strategie angesehen werden, um Einblicke in das regulatorische Umfeld in diesem Sektor zu erhalten und Einfluss darauf zu nehmen. Daher stellte der Bürgerbeauftragte fest, dass die Kommission strenger hätte prüfen müssen, ob das Unternehmen einem Interessenkonflikt ausgesetzt war, der seine Fähigkeit zur Vertragserfüllung beeinträchtigen könnte.

Angesichts der Beschränkungen der EU-Vorschriften für das öffentliche Beschaffungswesen für die für die Auftragsvergabe zuständigen Mitarbeiter der Kommission stellte der Bürgerbeauftragte jedoch fest, dass dies keinen Missstand in der Verwaltungstätigkeit darstellt. Sie schlug jedoch vor, dass die Kommission ihre Leitlinien für öffentliche Beschaffungsverfahren für politikbezogene Dienstleistungsverträge aktualisiert, um den Mitarbeitern Klarheit darüber zu verschaffen, wann Bieter aufgrund von Interessenkonflikten ausgeschlossen werden sollen, die sich negativ auf die Vertragserfüllung auswirken können. Sie schlug der Kommission außerdem vor, darüber nachzudenken, ob die geltenden Vorschriften aktualisiert werden sollten, um solchen Situationen zu begegnen, und die EU-Gesetzgeber darauf aufmerksam zu machen.“

Die Ombudsfrau untersucht Beschwerden von Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen über Missstände in der Verwaltungstätigkeit der Organe, Einrichtungen und Agenturen der Europäischen Union. Ein Missstand in der Verwaltungstätigkeit liegt vor, wenn ein Organ oder eine Einrichtung nicht nach dem Gesetz oder den Grundsätzen guter Verwaltungspraxis handelt oder die Menschenrechte verletzt.

Die Ombudsfrau kann der EU-Kommission lediglich Vorschläge unterbreiten, die allerdings nicht zwangsläufig befolgt werden müssen.

Hintergrund zum Fall BlackRock

Die Europäische Kommission hatte BlackRock mit einem Beratungsvertrag ausgestattet. Das mächtigste Finanz-Unternehmen der Welt mit Sitz in New York soll seine Expertise hinsichtlich der Integration sozialer und ökologischer Ziele in Europa (Green Deal) im Zusammenhang mit der Banken-Regulierung einbringen. BlackRock bekommt Aufträge von Zentralbanken, von Regierungen auf der ganzen Welt und innerhalb der EU.

Dem Green Deal-Ansatz zufolge sind neue Regeln für Banken erforderlich, von denen viele in fossile Brennstoffe investieren. Eines der Argumente ist, dass das mit solchen Investitionen verbundene Risiko vollständig in den Regeln des Green Deals berücksichtigt werden muss, wenn der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft erleichtert werden soll. “Von schmutzigen Investitionen muss abgeraten werden, umweltfreundliche Investitionen müssen erleichtert werden. Aus diesem Grund ist der bevorstehende Vorschlag zur Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Zielen (ESG) in die Bankenregulierung so wichtig”, so Kenneth Haar in einem Beitrag des EU Observers.

Lesen Sie dazu auch:

Neuer Auftrag aus Brüssel: Bestimmt Blackrock bald die EU-Klimapolitik?

Der späte Sieg des Sozialismus: Von der Leyens „Green Deal“ führt die EU zur zentral gelenkten Planwirtschaft

Von der Leyens Green Deal spaltet die Europäer in Ost und West

Das Corona-Hilfsprogramm der EU: Willkommen in der grünen Planwirtschaft der Funktionäre

Kritik wird lauter: EU erdrückt den Mittelstand mit „grünem Bürokratiemonster“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Milliarden für dänischen Wasserstoffmarkt: Wird die Pipeline bald Realität?
27.11.2025

Europa muss seine Energieversorgung neu ordnen und verlässliche Partner finden, um die Industrie zukunftsfähig zu halten. Kann eine...

DWN
Panorama
Panorama Eilmeldung Washington DC: Schüsse nahe dem Weißen Haus - Zwei Nationalgardisten angeschossen
26.11.2025

In der Nähe des Weißen Hauses in Washington sind zwei Nationalgardisten von einem Schützen angeschossen worden. Sie befinden sich in...

DWN
Politik
Politik Deutsche Bank gegen Verband der Familienunternehmer: Mietvertrag gekündigt auf Grund der Einladung eines AfD-Politikers
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein – entgegen der politisch gewollten Brandmauer der etablierten...

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Politik
Politik Grüngasquote für Energiewende: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...