Politik

Kritik wird lauter: EU erdrückt den Mittelstand mit „grünem Bürokratiemonster“

Aus der deutschen Wirtschaft kommt verstärkt Kritik an der massiven Übergriffigkeit, welche die EU-Kommission unter Präsidentin von der Leyen mit ihrem „Green Deal“ betreibt. Jetzt soll sogar die Kreditvergabe „grün“ sein, die Wirtschaft wird dadurch abgewürgt.
13.10.2020 12:06
Aktualisiert: 13.10.2020 12:06
Lesezeit: 2 min
Kritik wird lauter: EU erdrückt den Mittelstand mit „grünem Bürokratiemonster“
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. (Foto: dpa) Foto: Johanna Geron

Wirtschaftsforscher und Unternehmen kritisieren die EU-Pläne zur "nachhaltigen Regulierung der Finanzwirtschaft". Ifo-Präsident Clemens Fuest sagte am Dienstag in München: "Umweltprobleme sollten primär durch umweltpolitische Maßnahmen angegangen werden." Die Klassifizierung in "grüne" oder "braune" Wirtschaft und Vorgaben zur Lenkung der Kapitalströme in "grüne" Verwendungen überlagerten andere klimapolitische Instrumente. Ergebnis sei "eine ineffiziente Doppelregulierung".

Die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern kritisierte, die geplanten Vorgaben aus Brüssel bedrohten den Mittelstand. Es "droht ein riesiges neues Bürokratiemonster", sagte IHK-Vizepräsident Johannes Winklhofer, der auch geschäftsführender Gesellschafter eines Auto- und Maschinenbauzulieferers ist. Da sich kleine Unternehmen stärker über Kredite finanzieren, litten sie weit mehr unter schärferen Finanzierungsvorgaben als Konzerne mit direktem Zugang zum internationalen Finanzmarkt. Damit würde die Transformation eher verhindert als gefördert.

EZB weiß selbst nicht mehr, wem sie noch Geld geben darf

Der großteils ideologisch begründete Feldzug gegen fossile Energieformen – welchen sich die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen mit dem sogenannten „Green Deal“ zu eigen gemacht hat – in Verbindung mit den unklaren Kampfbegriffen „grün“ und „nachhaltig“ treibt inzwischen sonderbare Blüten.

So hat die Europäische Zentralbank den Überblick verloren, wem sie im grünen Europa denn nun noch Geld geben darf und wem nicht mehr. Sie forderte deshalb von der EU die Erstellung jener „braunen Liste“ an „Umweltsündern“, welche das Ifo-Institut jetzt so scharf kritisiert.

Ganz abgesehen davon haben sich die „grünen“ Finanzinstrumente bislang weitgehend als Marketing-Gag entpuppt – eine wirkliche Förderung von Natur und Umwelt wird damit nur selten erreicht.

Unterdessen trübt sich die Lage in der Realwirtschaft wieder ein. Finanz-Investoren bewerten die Aussichten für die deutsche Konjunktur inzwischen wieder deutlich pessimistischer. Das Barometer ihrer Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten sechs Monaten fiel im Oktober stärker als erwartet um 21,3 auf 56,1 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag unter Berufung auf seine monatliche Umfrage unter 171 Analysten und Anlegern mitteilte. Die deutsche Wirtschaft war wegen der Corona-Krise im zweiten Quartal mit 9,7 Prozent und somit in Rekordtempo eingebrochen. Steigende Corona-Infektionen und weiteren Einschränkungen für die Wirtschaft wie das höchst umstrittene Beherbergungsverbot belasten die Unternehmen derzeit weiterhin.

Lesen Sie dazu auch:

Corona: Erst haben unsere Politiker Deutschland in die Krise geführt - jetzt vollenden EU-Bürokraten das Werk

Das Corona-Hilfsprogramm der EU: Willkommen in der grünen Planwirtschaft der Funktionäre

Europas Weg in den Untergang: EU gewährt Schuldenstaaten Billionen - für die Wirtschaft bleibt nur ein Taschengeld

Von der Leyens Green Deal spaltet die Europäer in Ost und West

Bizarre Allianz: Ursula von der Leyen, Finanz-Investoren und Grüne kämpfen gemeinsam für den Klima-Deal

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...