Deutschland

Die deutsche Taxibranche am Abgrund, Uber wird sich freuen

Die Lage in der Taxibranche spitzt sich nach Verbandsangaben wegen des Teil-Lockdowns in der Corona-Krise dramatisch zu. Das dürfte vor allem dem US-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung, Uber, freuen. Denn das Unternehmen expandiert in Deutschland, und die Bundesregierung lässt Uber gewähren
03.12.2020 08:52
Lesezeit: 1 min
Die deutsche Taxibranche am Abgrund, Uber wird sich freuen
Taxen stehen am Hardenbergplatz. Der Taxiverband vermutet, dass jedes dritte Taxi bis Jahresende abgemeldet werden könnte. Wegen des Teil-Lockdowns haben Fahrer seit Anfang November kaum noch Aufträge. (Foto: dpa) Foto: Paul Zinken

Die Lage in der Taxibranche spitzt sich nach Verbandsangaben wegen des Teil-Lockdowns in der Corona-Krise dramatisch zu. „Derzeit verlieren wir massenhaft Unternehmen, etliche Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz und damit ihre wirtschaftliche Existenz“, heißt es in einem Brief von Vorstand und Präsidium des Bundesverbands Taxi und Mietwagen an Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD).

Allein in Berlin seien 2020 bereits mehr als 1.000 Taxis dauerhaft abgemeldet worden. Bis zum Februar gab es laut Verband rund 8.100 Taxis in Berlin. Ohne zusätzliche Hilfen rechnet der Verband in dem Brief bis Ende 2021 bundesweit mit einem Verlust von 12.000 Unternehmen und etwa 80 000 Arbeitsplätzen - bei bisher rund 55.000 Firmen mit etwa 250.000 Jobs. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten am 5. Juni 2020 angekündigt: „Die große Koalition will den Einstieg neuer Anbieter in den Taxi- und Fahrdienstmarkt erleichtern. Dazu gehören unter anderem Uber und der Volkswagen-Ableger Moia. Das gängige deutsche Taxi-Modell ist damit zerstört.“

Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor. Darin heißt es, die Branche unterstütze die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und arbeite mit strikten Hygienekonzepten. Das Taxi- und Mietwagengewerbe lebe aber von der Mobilität der Menschen. „Derzeit kann es davon aber nicht mehr leben.“

Wirtschaftliche Hilfen der Politik kämen aus verschiedenen Gründen beim Taxigewerbe nicht an, heißt es. So werde beim staatlichen Programm der Überbrückungshilfen die Fahrzeugfinanzierung nicht als Kosten anerkannt, obwohl dies einer der wichtigsten Faktoren der Unternehmen sei. Die fehlende Berücksichtigung von Unternehmerlohn sei für die Kleinunternehmen im Gewerbe dramatisch, weil der Unternehmer in der Regel selbst Taxi fahre.

Die Taxibranche bekomme außerdem keine Novemberhilfen - diese richten sich vor allem an direkt betroffene Firmen etwa aus der Gastronomie, die wegen behördlicher Anordnungen dicht machen mussten.

„Wir waren lange sehr geduldig und auch leidensfähig“, heißt es in dem Schreiben an die Minister. „Aber den Unternehmen geht die Luft aus. Bitte sorgen Sie dafür, dass diese Hilfen auch ankommen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ruhestand aufschieben: So regelt man die Weiterbeschäftigung
26.10.2025

Auch unbefristete Arbeitsverträge haben in den meisten Fällen ein natürliches Ablaufdatum: das Erreichen des Renteneintrittsalters. Aber...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kompetenzen der Zukunft: Mit diesen Fähigkeiten sichern Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit
26.10.2025

Die Arbeitswelt verändert sich rasanter denn je. Unternehmen, die auf Kompetenzen der Zukunft setzen, sichern sich nicht nur Talente,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China setzt Europa unter Druck: Billigimporte stellen globalen Handel und Sicherheit auf die Probe
26.10.2025

Der europäische Markt steht vor wachsenden Herausforderungen durch den massiven Zustrom importierter Waren aus China. Zwischen Logistik,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Von Bier bis Cola - viele Getränke werden teurer
26.10.2025

Nach Ankündigungen von Brauereien könnte es erstmals seit mehreren Jahren wieder zahlreiche Preiserhöhungen bei Bier geben. Krombacher...

DWN
Panorama
Panorama Abbrecherquote steigt weiter: Immer mehr verlassen die Schule ohne Abschluss
26.10.2025

Die Zahl derjenigen, die nicht wenigstens mit einem Hauptschul- oder vergleichbarem Zeugnis die Schule verlassen, steigt weiter. Woran das...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz Arbeitsmarkt: Warum die KI auch Manager ersetzt
26.10.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in Büros, Management...

DWN
Politik
Politik Peter Vesterbacka: Wenn Deutschland wie Estland wäre, hätte es 600 Einhörner
25.10.2025

Europa gilt zunehmend als unentschlossen, überreguliert und kraftlos – Begriffe, die sich in den vergangenen Jahren eingebürgert haben,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ausbildungsmarkt: Ausländische Azubis stützen Hotels und Gaststätten
25.10.2025

Das Hotel- und Gastgewerbe setzt bei der Nachwuchssicherung stark auf internationale Auszubildende. Doch fehlende Deutschkenntnisse bleiben...