Finanzen

ESM-Reform ermöglicht nun gemeinsame Einlagensicherung in der Eurozone

Eurogruppen-Chef Donohoe hat große Pläne für das Treffen der Euro-Finanzminister am Freitag. Nach der Einigung über den ESM in der letzten Woche soll nun endlich die gemeinsame Einlagensicherung in der Eurozone kommen.
10.12.2020 09:00
Lesezeit: 2 min
ESM-Reform ermöglicht nun gemeinsame Einlagensicherung in der Eurozone
Der Präsident der Eurogruppe, Paschal Donohoe, und Bundesfinanzminister Olaf Scholz auf einem Treffen der Wirtschafts- und Finanzminister im September. (Foto: dpa) Foto: Hannibal Hanschke

Im Vorfeld des Gipfeltreffens der Eurogruppe, also der Finanzminister der Eurozone, am Freitag sagte ihr aktueller Präsident Paschal Donohoe, der auch der irische Finanzminister, dass er nun das Projekt der europäischen Bankenunion wiederbeleben will, das seit langem festgefahren ist. Denn wegen Brexit und Coronavirus sei die Bankenunion derzeit notwendiger denn je.

Gegenüber der Financial Times sagte Donohoe, er werde sich darum bemühen, die Arbeit in vier Schlüsselbereichen zu intensivieren: die Schaffung einer gemeinsamen Bankeinlagensicherung für die Eurozone, die Verbesserung des Krisenmanagements, die marktübergreifende Integration und der Zusammenhang zwischen Banken und Staatsverschuldung in einem Land.

In der letzten Woche einigten sich die Finanzminister der Eurozone über eine lang erwartete Reform des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), dessen Aufgabe es ist, überschuldete Euro-Staaten durch an Reformbedingungen geknüpfte Kredite und Bürgschaften zu unterstützen, wenn deren Zahlungsfähigkeit in Gefahr ist. Damit ist eine Barriere für die Bankenunion nun aus dem Weg geräumt.

Ende letzten Jahres hatte Bundesfinanzministers Olaf Scholz schon einmal versucht, den "kontinuierlichen Stillstand" in dieser Frage zu beenden. Doch damit scheiterte er zunächst, weil die Corona-Rettungen vorerst das alles überschattende Thema wurden. Dennoch haben die Vorschläge von Scholz die Tür zur Schaffung zu einer gemeinsamen Einlagensicherung für die Banken der Eurozone geöffnet.

Eine gemeinsame Einlagensicherung der Euro-Banken war von den Ländern im Norden der Eurozone, darunter Deutschland, lange Zeit abgelehnt worden. Denn sie befürchten, dass ihre Steuerzahler für Bankenpleiten in anderen Teilen Europas zahlen müssen. Doch eine Bankenunion ist nun einmal anders nicht machbar, die Regierungen des Nordens werden also Kompromisse eingehen müssen.

Laut Eurogruppenchef Donohoe muss die Eurogruppe noch eine Einigung darüber erzielen, wie im Hinblick auf die Einlagensicherung Fortschritte erzielt werden können. Der Ire räumt ein, dass einige Staaten weiterhin "größere Bedenken" hinsichtlich einer stärkeren Verteilung von Risiken innerhalb der Eurozone haben.

Daher gehe es jetzt darum, "durch ständigen politischen Kontakt und Dialog eine Dynamik aufzubauen", so Donohoe. Allerdings sind alle Eurostaaten durch ein gemeinsames Ziel vereint. "In der Eurogruppe herrscht weitgehendes Einvernehmen darüber, dass wir in den kommenden Jahren ein möglichst starkes Fundament für den Euro brauchen", so Donohoe.

Mit Verweis auf Corona hat Brüssel die fiskalischen Regeln "vorübergehend" ausgesetzt. Denn alle Regierungen der EU wollen die Krise mit mehr Schulden bekämpfen, um damit Unternehmen und Bürger zu unterstützen, die von den allenthalben verhängten Corona-Maßnahmen besonders stark betroffen sind - oder um schlicht "den Konsum anzukurbeln".

Laut Donohoe ist es noch zu früh, um zu sagen, welche bedeutenden Auswirkungen der Covid-19-Impfstoff, der in den kommenden Wochen in der EU eingeführt werden soll, auf die politischen Entscheidungen im Jahr 2021 haben wird. Der Ire ermutigt die Regierungen, ihre Volkswirtschaften selbst dann weiter zu unterstützen, wenn die Wachstumsraten im nächsten Jahr wieder ansteigen sollten.

Weiterlesen: Die Rückkehr des „Bail in“: Denkfabriken erwarten eine neue Euro-Krise im kommenden Jahr

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...

DWN
Finanzen
Finanzen Micron Technology-Aktie und der KI-Boom: Experten sehen Parallelen zu Nvidia
19.12.2025

Der KI-Boom verändert den Halbleitermarkt und lenkt den Blick auf Speicherhersteller. Kann die Micron Technology-Aktie dauerhaft von...