Technologie

Aufstieg zur Raumfahrer-Nation: China holt erfolgreich Gesteinsproben vom Mond

Mit der erfolgreich abgeschlossenen Mondmission feiert das chinesische Raumfahrt-Programm gleich mehrere Premieren.
17.12.2020 10:00
Aktualisiert: 17.12.2020 10:52
Lesezeit: 3 min
Aufstieg zur Raumfahrer-Nation: China holt erfolgreich Gesteinsproben vom Mond
Die Kapsel des Raumschiffes «Chang'e 5» liegt in den frühen Nachtstunden des Donnerstags Ortszeit (Mittwoch MEZ) mit rund zwei Kilogramm Mondproben in der nordchinesischen Steppe. (Foto: dpa) Foto: Ren Junchuan

China hat die Rückkehr seines Raumschiffes «Chang'e 5» mit Gesteinsproben vom Mond als historischen Erfolg für sein Raumfahrtprogramm gefeiert. Staatspräsident Xi Jinping dankte am Donnerstag den an der Mission beteiligten Wissenschaftlern: «An Ihre bemerkenswerten Leistungen werden sich Land und Bürger immer erinnern.» Die erfolgreich beendete Weltraummission sei die bisher komplexeste in der Geschichte des Landes gewesen und ein «großer Schritt» für Chinas Raumfahrtindustrie.

Als dritte Raumfahrtnation nach den USA und der Sowjetunion in den 60er und 70er Jahren hatte China Mondgestein zur Erde gebracht. Nach der unbemannten Mondmission landete die Kapsel am Donnerstag Ortszeit (Mittwoch MEZ) knapp zwei Stunden nach Mitternacht. An Bord des nach der chinesischen Mondgöttin benannten Raumschiffes waren rund zwei Kilogramm Gesteinsproben. Es war das erste Mal seit 1976, dass wieder Mondgestein auf die Erde gebracht wurde.

Trotz des eisigen, windigen Wetters mit Temperaturen von mehr als Minus 20 Grad und trotz der dunklen Nacht konnten die Suchtrupps mit Hubschraubern und Fahrzeugen die Kapsel im Landegebiet in der mongolischen Steppe in Nordchina schnell finden. Der Verantwortliche Zhang Kejian vom Kontrollzentrum verkündete wenig später den «vollen Erfolg» der Mission.

Die Kapsel soll erst in der Hauptstadt Peking geöffnet werden. Danach werden die Mondproben von Forschern gesichtet und in einem geschlossenen Umfeld näher untersucht, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Einige der Proben werde China auch Wissenschaftlern in anderen Ländern zur Verfügung stellen.

Forscher warten gespannt auf das Mondgestein, dass viel jünger ist als alle bisher gesammelten Proben. Die Untersuchungen könnten verborgene Geheimnisse der vulkanischen Aktivität und der Geschichte des Mondes offenlegen. So wurde auch zwei Meter tief in die Mondoberfläche gebohrt, um Proben zu entnehmen.

Der Lander von «Chang'e 5» hatte in einem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788-1862) benannten Vulkangebiet im «Ozean der Stürme» aufgesetzt. Diese Region ist 1,2 Milliarden Jahre alt. Dagegen wird das Alter des Gesteins, das die USA und die Sowjetunion gesammelt hatten, auf 3,1 und 4,4 Milliarden Jahren geschätzt.

Aufstieg zur dritten Raumfahrernation

Mit der erfolgreichen Rückkehr von «Chang-e 5» hat China weiter zu den anderen Raumfahrtnationen aufgeschlossen. Einige Manöver waren bislang einmalig für sein Raumfahrtprogramm: Erstmals sammelte China Mondgestein, erstmals hob ein chinesisches Rückkehrmodul von einem anderen Himmelskörper ab - auch absolvierte China das weltweit erste robotergesteuerte Andock-Manöver in der Umlaufbahn des Mondes.

Der Flug legte auch Grundlagen für künftige bemannte Mondlandungen, die bis Ende des Jahrzehnts geplant sind. Die Volksrepublik verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm, das auch den Aufbau einer eigenen Raumstation in den kommenden Jahren vorsieht.

Zwei Projekte laufen gerade noch parallel: So fährt heute weiter ein chinesischer Rover auf dem Mond, nachdem China im Januar 2019 als erste Raumfahrtnation mit «Chang'e 4» auf der relativ unerforschten erdabgewandten Seite des Erdtrabanten gelandet war. Auch ist die unbemannte Marssonde «Tianwen-1» (Fragen an den Himmel) gegenwärtig auf dem Weg zum «Roten Planeten».

Seit dieser Woche ist das Raumschiff mehr als 100 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Im Februar soll die Sonde am Mars ankommen, um in den dann folgenden Wochen die Landung zu versuchen, die allerdings als viel riskanter gilt als Mondlandungen. Von 18 Landeversuchen auf dem Mars waren bisher nur 10 erfolgreich - allein neun durch die USA.

Das nächste Projekt steht auch schon am Start: Die neue Trägerrakete vom Typ «Langer Marsch 8» wartet auf dem Raumfahrtbahnhof Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan auf ihren ersten Startversuch. Langfristig ist mit der 50 Meter hohen und modular gebauten Rakete geplant, einen Teil wiederverwenden zu können - etwa die Booster oder auch die erste Stufe, die nach einem Start sogar eines Tages vertikal wieder auf der Erde landen soll.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...