Eine von der CIA ausgebildete afghanische paramilitärische Eliteeinheit namens „01“ ist in Zusammenarbeit mit US-Spezialeinheiten an einem "Terror-Feldzug gegen Zivilisten" beteiligt. Laut The Intercept habe es „Massaker, Hinrichtungen, Verstümmelungen, das Verschwindenlassen von Menschen, Angriffen auf medizinische Einrichtungen sowie Luftangriffe auf Gebäude, von denen bekannt ist, dass sie Zivilisten beherbergen", gegeben.
Verletzung der Menschenrechte
Insgesamt soll die Einheit allein zwischen Dezember 2018 und Dezember 2019 mindestens 51 Zivilisten in der afghanischen Provinz Wardak getötet haben. Die US-Amerikaner würden "das Kriegsrecht, die Menschenrechte und alles, was sie nach Afghanistan bringen wollten (also Demokratie und Menschenrechte - Anm. d. Red.), mit Füßen treten", so Akhtar Mohammad Tahiri, Vorsitzender des Provinzrates von Wardak. Sie verhielten sich wie Terroristen: "Sie wenden Terror und Gewalt an und glauben, dass sie auf diese Weise die Kontrolle übernehmen werden.“
Die von der CIA unterstützten Milizen fallen nominell in den Zuständigkeitsbereich der Nationalen Sicherheitsdirektion (NDS) des afghanischen Geheimdienstes. Sie bestehen aus mehreren Einheiten:
- 01, die hauptsächlich in zentralafghanischen Provinzen wie Wardak und Logar tätig ist.
- 02 mit Sitz in Jalalabad und im Osten des Landes.
- 03, auch bekannt als "Kandahar Strike Force", die im Süden operiert.
- 04, die Razzien in Kunar und den angrenzenden Provinzen im Nordosten durchführt.
Die amerikanischen CIA-Berater der Einheiten sollen Pseudonyme oder Rufzeichen anstelle von Namen verwenden. Sie sollen nicht nur afghanische Mitglieder ausbilden, sondern auch deren Ziele auswählen und diese als „Jackpots“, also "Hauptgewinne", bezeichnen. Bei von den Afghanen verübten Überfällen auf Zivilisten sollen die amerikanischen Berater zwar nicht direkt teilnehmen, aber anwesend sein.
Eine "andere Art von Krieg"
Rückblick: „Dies ist eine andere Art von Krieg, den wir aggressiv und methodisch führen werden, um terroristische Aktivitäten zu stören und zu zerstören", sagte Präsident George W. Bush etwas mehr als zwei Wochen nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Und weiter: "Einige Siege werden außerhalb der Öffentlichkeit errungen, Tragödien vermieden und Bedrohungen beseitigt werdem."
In diesem Jahr jährt sich der sogenannte "Krieg gegen den Terror" zum 20. Mal, einschließlich des US-Engagements in Afghanistan (für den keine offizielle Kriegserklärung vorliegt). Der ursprüngliche Name dieses Kriegs lautete „Operation Infinite Justice“ ("Operation grenzenlose Gerechtigkeit"), doch er wurde in „Operation Enduring Freedom“ ("Operation andauernde Freiheit") geändert. Im Jahr 2014 wurde verkündet, dass die „US-Kampfhandlungen in Afghanistan“ beendet seien. Doch in Wirklichkeit wurde dieser Krieg unter dem Namen „Operation Freedom's Sentinel“ ("Operation Friedenswache") weitergeführt, und er dauert bis heute an.
Wie die Invasion des Irak 2003, sind „Operation Iraqi Freedom“, „Enduring Freedom“ und „Freedom's Sentinel“ ihren Namen nicht gerecht geworden. All diese Operationen begannen im Irak und Afghanistan, doch sie wurden auf den Jemen, Somalia, die Philippinen, Libyen, Syrien, den Niger, Burkina Faso und darüber hinaus ausgedehnt. Sie haben bisher ganze 6,4 Billionen Dollar gekostet, nachweislich zum Tod von rund 335.000 Zivilisten geführt und mindestens 37 Millionen Menschen vertrieben. Der versprochene klare Sieg über den „Terror“ kam nie zustande. Stattdessen nahm die Zahl der Terrororganisationen zu.
Im vergangenen Monat lieferte Amerikas oberster General Mark Miley eine ebenso zutreffende wie trostlose Einschätzung des Afghanistan-Krieges: „Wir glauben, dass wir nach zwei Jahrzehnten konsequenter Bemühungen ein Minimum an Erfolg erzielt haben. Ich würde sagen, ... dass wir uns in einer strategischen Pattsituation befinden."
Trump: Wie Bush und Obama
Ganze Länder und Staaten in den strategisch und wirtschaftlich wichtigen Regionen, in denen hauptsächlich Muslime leben und zu Flüchtlingen gemacht wurden, wurden zerstört. Als Trump im Jahr 2017 das Amt des US-Präsidenten übernahm, schwor er, alle Kriege zu beenden. Doch er tat es nicht oder konnte es nicht tun. Immer dann, wenn Trump einen Truppenabzug ankündigte, funkte ihm das Pentagon dazwischen. „Consortium News“ beklagt sich: „Seit vier Jahren führt die Trump-Regierung einen Krieg über mehrere Fronten, nicht nur in Afghanistan, im Irak, in Somalia, in Syrien und anderswo auf der Welt, sondern auch mit dem Pentagon. Donald Trump betrat das Weiße Haus und schwor, Amerikas unaufhörliche ausländische Interventionen zu stoppen (…) Er tat es nicht. Stattdessen führten er und seine Regierung weiterhin die vielen Konflikte in Amerika, verschoben Truppen nach Afghanistan und Syrien und drohten mit Atomschlägen gegen Feinde und Verbündete.“
Selbst nachdem er mit den Taliban ein Abkommen geschlossen hatte, um den Afghanistankrieg beizulegen, und bedeutende Truppenabzüge aus diesem und anderen Ländern angeordnet hatte, konnte er das Erbe aus der Obama-Ära nicht beenden. Die Luftangriffe in Somalia haben sogar zugenommen. Von 2007 bis 2017 führte das US-Militär dort mindestens 42 Luftschläge durch. Insgesamt wurden unter Trump im Jahr 2017 insgesamt 37 Luftschläge ausgeführt. Weitere 48 wurden im Jahr 2018 und 63 im Jahr 2019 ausgeführt. Im vergangenen Jahr hat das "US Africa Command" (AFRICOM) 53 Luftangriffe in Somalia gemeldet, mehr als in den 16 Jahren der Regierungszeit von George W. Bush und Barack Obama.
„Die Gründe für diesen Anstieg bleiben geheim. Im März 2017 hat Trump jedoch Berichten zufolge Teile Somalias als ,Gebiete aktiver Feindseligkeiten‘ ausgewiesen und gleichzeitig die Regeln der Obama-Ära gestrichen, nach denen nahezu sicher sein muss, dass Luftangriffe Nichtkombattanten nicht verletzen oder töten“, so „Consortium News“.
Obwohl das Weiße Haus sich weigert, dies ausdrücklich zu bestätigen oder zu leugnen, erklärte der pensionierte Brigadegeneral Donald Bolduc, der zur damaligen Zeit das "Special Operations Command Africa" leitete, gegenüber „The Intercept“, dass die „Beweislast dafür, wer aus welchem Grund angegriffen werden könne, sich dramatisch verändert habe. Es seien Luftschläge angeordnet worden, die zuvor nicht angeordnet worden seien."
Bomben auf Zivilisten
Der Anstieg der Luftangriffe war für die Zivilbevölkerung katastrophal. Während das Africa Command kürzlich fünf Todesfälle von Nichtkombattanten in Somalia aufgrund aller Luftangriffe anerkannte, ergab eine Untersuchung von „Amnesty International“, dass alleine bei neun von ihnen 21 Zivilisten getötet und elf weitere verletzt wurden. Laut der in Großbritannien ansässigen Gruppe „Airwars“ deuten die Beweise darauf hin, dass allein im Jahr 2020 13 somalische Zivilisten durch US-Luftangriffe getötet wurden, und Trumps jüngste Entscheidung, die US-Streitkräfte von dort abzuziehen, wird diese Luftangriffe nicht beenden. „Die USA werden weiterhin in der Lage sein, gezielte Terrorismusbekämpfungsmaßnahmen in Somalia durchzuführen und Frühwarnungen und Indikatoren für Bedrohungen (…) zu sammeln“, heißt es in einer Erklärung des US-Außenministeriums.
Während ihres ersten Amtsjahres lockerte die Trump-Regierung die Einsatzregeln und eskalierte den Luftkrieg, um am Verhandlungstisch bessere Karten zu haben. „Von 2017 bis 2019 nahmen die zivilen Todesfälle aufgrund der Luftangriffe der USA und der alliierten Streitkräfte in Afghanistan dramatisch zu. Im Jahr 2019 wurden bei Luftangriffen 700 Zivilisten getötet - mehr Zivilisten als in jedem anderen Jahr seit Kriegsbeginn in den Jahren 2001 und 2002“, so Neta Crawford vom Projekt „Costs of War“ der Brown University.
Nachdem die USA und die Taliban im vergangenen Februar ein vorläufiges Friedensabkommen erzielt hatten, gingen die US-Luftangriffe zurück, hörten aber nie ganz auf. Noch kürzlich haben die USA Berichten zufolge einen Luftangriff in Afghanistan durchgeführt, bei dem Zivilisten ums Leben kamen.