Politik

In Europas Metropolen beginnen Corona-Unruhen

Lesezeit: 3 min
25.01.2021 18:27  Aktualisiert: 25.01.2021 18:27
In den Niederlanden, Dänemark und Spanien fanden am Wochenende gewaltsame Anti-Corona-Proteste statt. Besonders große Unruhen fanden in den Niederlanden statt. John Jorritsma, Bürgermeister von Eindhoven, warnt: „Wir sind auf dem Weg zum Bürgerkrieg“.
In Europas Metropolen beginnen Corona-Unruhen
Unruhen in den Niederlanden. (Screenshot/The Sun/YouTube)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am Wochenende erschütterten Proteste gegen die Corona-Lockdowns die Niederlande, Dänemark und Spanien, als mehrere europäische Regierungen das neue Jahr mit einer Verschärfung der Bewegungsbeschränkungen angesichts der Besorgnis über neue Varianten des Corona-Virus begannen. Die „Washington Post“ titelt: „Unruhen explodieren in den Niederlanden aufgrund neuer Corona-Einschränkungen“

Am Samstag begannen die Niederlande mit ihrer ersten nächtlichen Ausgangssperre der Pandemie, die als erste des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg gilt. Bars und Restaurants sind seit Oktober geschlossen, und Schulen und nicht unbedingt benötigte Geschäfte wurden im Dezember geschlossen. Nach den Ausgangssperren, die mindestens bis zum 9. Februar 2021 gelten sollen, darf niemand zwischen 21.00 Uhr und 4.30 Uhr das Haus verlassen.

Mehr zum Thema: Corona-Nachwehen: Deutschland bereitet sich auf schwere Unruhen vor

Niederlande

Am Samstagabend zündeten Demonstranten ein Corona-Testzentrum im nördlichen Fischerdorf Urk an und schleuderten Steine und Feuerwerkskörper auf die Polizei. Der dänische Gesundheitsminister Hugo de Jonge beschrieb den Vorfall als „jenseits aller Grenzen“, und die örtlichen Gemeindebeamten nannten ihn „nicht nur inakzeptabel, sondern auch einen Schlag ins Gesicht, insbesondere für die Mitarbeiter der örtlichen Gesundheitsbehörde, die bei den Tests alles tun, was sie können, um Menschen aus Urk zu helfen“.

Mehr zum Thema: Corona-Jahr 2021: Neue Unruhen, Finanz-Crash und Amokläufe

Am nächsten Tag versammelten sich Demonstranten in der südlichen Stadt Eindhoven gegen die Ausgangssperre, was zu Zusammenstößen mit der Polizei führte. Einige Demonstranten schlugen Fenster ein, warfen Feuerwerkskörper, zündeten Autos an und raubten Supermärkte aus, und die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Proteste zu zerstreuen, so die „BBC“. In 13 weiteren Städten kam es ebenfalls zu Unruhen. John Jorritsma, Bürgermeister von Eindhoven, hatte nach Angaben der Zeitung „Nos.nl“ gesagt: „Wir sind auf dem Weg zum Bürgerkrieg“. In Amsterdam nahmen Demonstranten an einer verbotenen Demonstration auf dem zentralen Museumsplatz teil, und Videobilder zeigten einen Wasserwerfer der Polizei, der Menschen gegen eine Wand des Van Gogh Museums sprühte, heißt es in einem Bericht der Associated Press.

Dänemark

Am Samstag schlugen auch in Dänemark Proteste gegen die Corona-Beschränkungen in Gewalt um, und ein Bildnis der dänischen Premierministerin Mette Frederiksen wurde in Brand gesteckt. Laut „The Local Denmark“ wurden fünf Personen festgenommen. Über 1.000 versammelten sich in der Hauptstadt Kopenhagen, um an dem Protest teilzunehmen, der von einer Gruppe organisiert wurde, die sich „Männer in Schwarz“ nennt, berichtet die dänische Nachrichtenseite „Dr.dk“. „Freiheit für Dänemark“ und „Wir haben genug“ waren einige der Parolen, die skandiert wurden. Es wurde eine lebensgroße Puppe von Frederiksen verbrannt. Am Hals der Puppe hing ein Schild mit der Aufschrift: „Sie muss und sollte getötet werden“, so der dänische Sender „TV2“. Die Kopenhagener Polizei sagte am Sonntag, sie untersuche den Vorfall und könnte weitere Verhaftungen vornehmen.

Spanien

Proteste erschütterten auch die Hauptstadt Madrid am Samstag, als sich 1.300 Menschen in der Innenstadt versammelten. Die Polizei sprach Geldstrafen von bis zu 700 Euro gegen 216 Personen aus, berichtet „El País“. Unter den Slogans befanden sich „Wir wollen atmen“ und „Illa, Illa, Illa, Masken weg“, was sich auf den spanischen Gesundheitsminister Salvador Illa bezieht. Es waren Banner mit den Aufschriften „Sie lassen uns nicht arbeiten“, „Plandemie“ und „Covid 1984“ zu beobachten.

Mehr zum Thema: Corona-Fehlalarm? Wenn die Bundesregierung sich geirrt hat, wird sie „stürzen“

Thomas Carothers und Benjamin Press vom „Carnegie Endowment for International Peace“ teilen die internationalen Anti-Lockdown-Proteste in drei Gruppen ein. Die ersten sind libertäre „bürgerfreundliche“ Bewegungen, die hauptsächlich in Industrieländern des Westens stattgefunden haben, in denen die Teilnehmer Probleme mit Regierungen hatten, die ihre persönlichen Freiheiten einschränken. Diese ziehen große Menschenmengen an - ein Beispiel dafür ist der Protest vom 29. August in Deutschland, als 38.000 Menschen am Reichstag protestierten, so die Analysten.

Die zweite Gruppe tritt in Entwicklungsländern mit großen informellen Sektoren auf, wo Menschen gegen die Auswirkungen des Lockdowns demonstrieren, weil sie im informellen Sektor direkte Einbußen erlitten haben. Solche Proteste gab es in Mexiko, Südafrika und Belgien, wo Gastgewerbe- und Einzelhandelsmitarbeiter gegen Einschränkungen der persönlichen Aktivitäten protestierten, schreiben Carothers und Press.

Die dritte Art von Protesten sind diejenigen, die Einwände gegen die Durchsetzung der Corona-Beschränkungen erheben und die Behörden beschuldigen, willkürlich zu handeln oder übermäßige Gewalt anzuwenden.

Mehr zum Thema: „Feuersturm“: Die großen Corona-Unruhen werden nach der Pandemie ausbrechen


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...