Deutschland

Deutsche Autobranche erwartet weiter schwache Pkw-Nachfrage

Die deutschen Autobauer und ihre Zulieferer rechnen nicht damit, dass der durch Corona verursachte Schaden rasch wettgemacht werden kann. Zu groß sind derzeit ihre Probleme.
26.01.2021 15:27
Aktualisiert: 26.01.2021 15:27
Lesezeit: 2 min
Deutsche Autobranche erwartet weiter schwache Pkw-Nachfrage
Volkswagen gehört zu den problembeladenen deutschen Autobauern. (Foto: dpa) Foto: Jens Büttner

Die deutsche Automobilindustrie rechnet mit längeren Engpässen bei der Lieferung von Computerchips. "Es ist nicht mit einer kurzfristigen Entspannung zu rechnen", sagte VDA-Chefin Hildegard Müller am Dienstag auf einer Online-Pressekonferenz. Derzeit liefen zahlreiche Gespräche, um Lösungen zu finden. Der Mangel an Halbleitern mache nicht nur den Autobauern und ihren Zulieferern zu schaffen, sondern sei ein Thema der Industrie insgesamt. Müller sprach sich dafür aus, auf europäischer Ebene bei Schlüsseltechnologien wie Computerchips ein Gegengewicht zu Asien zu bilden. Sie verwies auf die für die Elektromobilität entscheidende Batterieversorgung, bei der durch entsprechende Initiativen bereits einiges in die Wege geleitet worden sei.

"Es gibt zurzeit sehr wenige Hersteller von Halbleitern und die sitzen in der Hauptsache in Asien", betonte Müller. Sollten die Kapazitäten nicht mittelfristig erhöht werden, könne sich der Engpass durch alle Industriebereiche ziehen und womöglich das Hochfahren der Elektromobilität bremsen. Beim Bau von Elektroautos werden besonders viele Chips benötigt.

Durch die Engpässe waren bereits mehrere Autobauer gezwungen, ihre Produktion zu drosseln. Volkswagen und Daimler haben in mehreren Werken Kurzarbeit angemeldet. Grund sind nicht nur die Folgen der Pandemie. Die ohnehin wegen der starken Nachfrage an der Kapazitätsgrenze arbeitender chinesischer Halbleiterhersteller sind zusätzlich durch den von US-Präsident Donald Trump angeheizten Handelskrieg in Bedrängnis geraten. Autobauer suchen daher nach alternativen Bezugsquellen und versuchen zum Teil nach Taiwan auszuweichen. Der dortige Halbleiterhersteller TSMC war wegen anderer Aufträge zuletzt überbucht. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier hatte Taiwan jüngst in einem Brief gebeten, auf TSMC einzuwirken, um die Bedeutung zusätzlicher Kapazitäten zu unterstreichen. Der Konzern hatte daraufhin zugesagt, seine Produktion zu optimieren.

Müller verwies darauf, dass die Batterie- und die Halbleiterindustrie in anderen Ländern subventioniert würden. "Deshalb ist es extrem wichtig, dass Europa sich die Frage stellt, ob und in welchen Bereichen wir das tun." Dabei stelle sich die Standortfrage. Europa dürfe nicht in eine Abhängigkeit geraten.

"SONST WIRD AUS DEM STRUKTURWANDEL EIN STRUKTURBRUCH"

Die VDA-Chefin warb dafür, die Bedingungen für die Autoindustrie zu verbessern. Die Branche, für die in Deutschland mehr als 800.000 Menschen arbeiten, dürfe inmitten der Transformation nicht durch hohe Arbeitskosten, Steuern und Klimavorgaben überbelastet werden. "Sonst wird aus dem Strukturwandel ein Strukturbruch, der die gesamte Industrie auseinander reißen lässt", sagte Müller. "So mancher Klimaaktivist würde genau das begrüßen." Die Industrie verschwinde jedoch nicht. "Sie geht woanders hin." Dort herrschten in der Regel schlechtere soziale Bedingungen und Umweltstandards als in Deutschland.

Der Verband der Automobilindustrie rechnet damit, dass die Branche noch länger an den Corona-Schäden zu knappsen hat. Für das laufende Jahr prognostiziert der VDA zwar einen Anstieg der Pkw-Nachfrage hierzulande um acht Prozent auf 3,15 Millionen Einheiten. Damit bliebe der Automarkt aber noch deutlich unter den rund 3,5 Millionen Fahrzeugen der Jahre 2017 bis 2019. Einzig China hat die Pandemie weitgehend hinter sich und dürfte 2021 bereits das Vor-Corona-Niveau übertreffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie: Grüner Move beim bayrischen Autobauer – neuer iX3 besteht zu einem Drittel aus Recycling
17.08.2025

Mit dem neuen iX3, dem ersten Elektroauto der neuen Klasse, verfolgt BMW erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung seines...

DWN
Politik
Politik Tarnung 4.0: Bundeswehr rüstet sich für urbane Einsätze
17.08.2025

Die Bundeswehr stellt ihre Kampfbekleidung auf Multitarn um. Ab 2026 soll der Multitarndruck das alte Flecktarnmuster ablösen. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Wertpapierdepot krisenfest
17.08.2025

Börsenkurse schwanken, politische Unsicherheiten nehmen zu – und das Depot gerät ins Wanken. Wie schützen Sie Ihr Vermögen, ohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...