Deutschland

Lockdown lässt deutsche Wirtschaft Anfang 2021 massiv schrumpfen

Lesezeit: 2 min
27.01.2021 15:30
Der Lockdown wegen der Corona-Pandemie bremst die deutsche Wirtschaft nach Ansicht des DIW-Instituts derzeit kräftig. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im ersten Quartal um 3 Prozent sinken.
Lockdown lässt deutsche Wirtschaft Anfang 2021 massiv schrumpfen
Bad Homburger Karstadt-Filiale am Mittwoch. (Foto: dpa)
Foto: Frank Rumpenhorst

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Lockdown bremst die deutsche Wirtschaft nach Ansicht des DIW-Instituts derzeit kräftig und drückt auch die Konsumlaune. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im laufenden ersten Quartal um drei Prozent sinken, nach einer Stagnation Ende 2020, teilten die Berliner Forscher am Mittwoch mit.

"Vor der deutschen Wirtschaft liegt ein langer und steiniger Weg, bevor sie wieder wachsen kann", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. Die Bundesregierung erwartet 2021 einen BIP-Anstieg von 3,0 Prozent, wie aus dem Jahreswirtschaftsbericht hervorgeht, der Reuters bereits am Dienstag vorlag und den Wirtschaftsminister Peter Altmaier am Nachmittag vorstellen wird.

Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland bricht wegen der Corona-Pandemie ein. Die Nürnberger GfK-Marktforscher prognostizieren in ihrem Konsumklima-Barometer für Februar einen Rückgang um 8,1 auf minus 15,6 Punkte. Schlechter war die Stimmung zuletzt im vergangenen Juni. "Die Schließung von Gastronomie und weiten Teilen des Handels Mitte Dezember 2020 hat die Konsumneigung ähnlich hart getroffen wie beim ersten Lockdown im Frühjahr des vergangenen Jahres", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl.

Am Job-Markt dürften die Folgen zunächst noch verhalten sein. Denn die Arbeitsagenturen rechnen nach einer monatlichen Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nicht mit einer drastisch steigenden Arbeitslosigkeit. "Die Arbeitsagenturen erwarten, dass der Arbeitsmarkt insgesamt auch einem verlängerten Lockdown standhalten kann", sagte IAB-Experte Enzo Weber.

"Mit der Perspektive der Impfungen vor Augen halten die Betriebe an ihren Beschäftigten fest", sagte Weber. Eine Rolle spiele auch, dass es Entlassungen aus Pandemiegründen oft bereits im zweiten Quartal 2020 gegeben habe. Mit Neueinstellungen halten sich viele Betriebe aber noch zurück, wie aus einer Umfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. Die Münchner Forscher warnten: "Der Lockdown führt insbesondere im Einzelhandel zu mehr Entlassungen."

GERÄT WACHSTUMSMOTOR INDUSTRIE AUCH IN ABWÄRTSSTRUDEL?

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht Einbußen vor allem bei Dienstleistern. DIW-Fachmann Michelsen sagte: "Derzeit gehen wir davon aus, dass der harte Lockdown bis Ende Februar aufrechterhalten und dann allmählich aufgehoben wird – und das ist das optimistische Szenario." Bisher laufe es im Verarbeitenden Gewerbe gut, auch dank mehr Auslands-Nachfrage.

Die anhaltenden Einschränkungen dürften aber nach und nach auch die Industrie beeinträchtigen, erklärte DIW-Experte Simon Junker. "Insbesondere in der Automobilindustrie hat sich die Stimmung jüngst merklich eingetrübt." Ein längerer Lockdown würde sich vor allem auf das zweite Quartal negativ auswirken. "Lässt sich indes das Infektionsgeschehen eindämmen, besteht die Hoffnung auf eine rasche Erholung, wie sie auch im dritten Quartal des vergangenen Jahres eingesetzt hatte." Die neuen Lockdowns hätten jedoch die Substanz vieler Firmen weiter verschlechtert, "was das Risiko einer Insolvenzwelle – zumindest in den besonders betroffenen Branchen – erhöht".

Der Chefökonom des Rückversicherers Munich Re, Michael Menhart, gab sich zuversichtlich für die globale Konjunktur. "Die Lage der Weltwirtschaft ist besser, als es viele aktuelle Schlagzeilen vermuten lassen." Sollten Impfungen wie geplant laufen und Einschränkungen zurückgenommen werden, "dürfen wir mit einem sehr robustem globalen Wachstum ab dem zweiten Quartal und einer Rückkehr der Weltwirtschaft auf ihr Vorkrisenniveau bereits im zweiten Halbjahr rechnen."

Weiterlesen: Bundesregierung muss Prognose für Wirtschaftswachstum absenken


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen Notenbanker durch und durch: Ex-Bundesbankpräsident Schlesinger zum Gedenken
27.12.2024

Zeit seines Lebens hat sich Helmut Schlesinger für eine stabile Währung eingesetzt. Dabei scheute er auch nicht den Konflikt. Nun ist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Reformen 2025: Steuererhöhungen, Mindestlohnerhöhung und neue Gesetze im Überblick
27.12.2024

Die Reformen 2025 bringen eine Reihe bedeutender Änderungen für Bürgerinnen und Bürger: vom neuen Mindestlohn über die Einführung der...

DWN
Politik
Politik Jetzt auch amtlich: Steinmeier macht Weg für Neuwahlen frei
27.12.2024

Die Ampel-Koalition zerbrochen, keine neue, stabile Mehrheit in Sicht, Deutschland in der Regierungskrise. Für den Bundespräsidenten gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Als der Tiger noch im Tank war: Warum sich ExxonMobil von Europa distanziert
27.12.2024

Exxon mit Sitz ist Houston ist eine halbe Billion Dollar wert und damit der größte Mineralöl-Konzern der Welt. 20 Prozent der 62.000...

DWN
Politik
Politik Studie: Elterngeld seit Einführung deutlich weniger wert
27.12.2024

Die Kaufkraft des Elterngelds sei seit 2007 um 38 Prozent gesunken, schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft in einer aktuellen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Flugsicherung erhöht Gebühren: Gründe, Auswirkungen und Forderungen
27.12.2024

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat angekündigt, zum Jahreswechsel die Gebühren für Fluggesellschaften deutlich zu erhöhen. Während...

DWN
Politik
Politik Normenkontrollrat plant Empfehlungen für neue Regierung
27.12.2024

Eine Institution, von der man viel zu wenig hört: Ohne ein verbessertes Datenmanagement, einfachere Gesetze und mehr digitale Prozesse...

DWN
Immobilien
Immobilien Die teuersten deutschen Immobilien in 2024: Welche Städte sind die Spitzenreiter?
27.12.2024

Der deutsche Luxusmarkt scheint wieder gesund und munter zu sein, nachdem das Segment im Jahr 2023 unter Druck geraten ist als Verkäufe...