Technologie

Firmen von Elon Musk und Jeff Bezos streiten um Satelliten-Umlaufbahnen

Die Raumfahrtunternehmen der beiden reichsten Männer der Welt bemühen sich unabhängig voneinander um die Erlaubnis, im großen Stil Satelliten ins All zu schicken. Der Streit wird in aller Öffentlichkeit ausgetragen.
27.01.2021 17:19
Aktualisiert: 27.01.2021 17:19
Lesezeit: 2 min

Die Raumfahrtfirmen der beiden reichsten Männer der Welt streiten um Umlaufbahnen für ihre Internet-Satelliten. Das Unternehmen SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk will von der amerikanischen Telekom-Aufsicht FCC die Erlaubnis, hunderte Satelliten seiner Starlink-Flotte näher zur Erde fliegen zu lassen. Die Firma Kuiper, die dem Online-Händler Amazon von Jeff Bezos gehört und ebenfalls ein Netzwerk aus Satelliten zur Internet-Versorgung aufbauen will, kämpft dagegen an.

Solche Streitigkeiten werden meist ohne große öffentliche Aufmerksamkeit ausgefochten, doch Musk thematisierte den Konflikt am Dienstag auf Twitter. Er argumentierte, dass es nicht im öffentlichen Interesse wäre, Starlink heute zu behindern, während Amazons Satelliten-System "bestenfalls erst in einigen Jahren einsatzbereit" sein werde. Amazon konterte, dass die SpaceX-Pläne die Gefahr von Kollisionen im All erhöhen und Konkurrenten in dem Geschäft lähmen würden. "Es ist ganz klar im Interesse von SpaceX, den Wettbewerb im Keim zu ersticken, aber es ist ganz bestimmt nicht im öffentlichen Interesse", hieß es in einem Tweet von Amazon.

SpaceX will zur Internet-Versorgung rund um die Welt ein Netzwerk aus etwa 12.000 Satelliten aufbauen. Inzwischen sind mehr als 1000 davon im All. Sie sind in einer Höhe von rund 550 Kilometern unterwegs. Nun würde SpaceX gern weitere gut 2800 Satelliten, die eigentlich für eine doppelt so hohe Umlaufbahn vorgesehen sind, auch in dieser Höhe installieren. Niedrigere Umlaufbahnen sind von Vorteil: Kürzerer Weg für das Signal bedeutet mehr Tempo. Deswegen würde auch Amazon gern dort aktiv sein. Amazons Firma bekam bisher eine Flotte aus gut 3200 Satelliten von der FCC gebilligt, schoss aber noch keine hoch.

Musk und Bezos sind aktuell die mit Abstand reichsten Menschen der Welt - hauptsächlich durch den Wert der Beteiligungen an ihren Unternehmen. Musk kam nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg zuletzt auf ein Vermögen von 210 Milliarden Dollar, Bezos auf 194 Milliarden.

Nicht zuletzt dank Musks und Bezos' Faszination beim Thema All ist die Raumfahrt in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Spielplatz für Milliardäre geworden. SpaceX entwickelte Raketen mit wiederverwendbaren Treibstoff-Stufen und eine Raumkapsel, die inzwischen auch für Flüge zur Internationalen Raumstation ISS genutzt werden. Musk ist aber auch bekannt für seinen Traum, den Mars zu besiedeln. Bezos peilt mit seiner privaten Firma Blue Origin zunächst Weltraum-Ausflüge an - spricht aber auch davon, dass die Menschheit mit der Zeit schmutzige Industrien ins All verlagern könnte, um die Umwelt zu schonen.

Die aktuellen Satelliten-Projekte sollen eine Revolution für die globale Internet-Versorgung werden: Schnelle Zugänge, egal wo man ist. SpaceX vermarktet aktuell Testzugänge für 99 Dollar im Monat - plus 499 Dollar Investition in eine Empfangsanlage.

Der Aufbau eines Netzwerks aus tausenden Satelliten ist ein kostspieliges Unterfangen. Kuiper etwa sprach von Investitionen in einer Größenordnung von zehn Milliarden Dollar. Nicht alle können das Schultern - so musste im vergangenen Jahr der Konkurrent OneWeb Insolvenz anmelden, derzeit wird an einem Neustart unter neuen Eigentümern gearbeitet.

Aber für diejenigen, die im All ankommen, könnte es ein lukratives Geschäft werden: SpaceX rechnet laut Medienberichten damit, dass die Internet-Satelliten 30 Milliarden Dollar jährlich einbringen könnten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...