Deutschland

Corona-Politik treibt die Langzeitarbeitslosigkeit nach oben

Lesezeit: 1 min
29.01.2021 11:52  Aktualisiert: 29.01.2021 11:52
Im Februar rechnet die Bundesagentur für Arbeit mit mehr als einer Million Langzeitarbeitslosen. Sie gehören zu den klaren Verlierern der Corona-Krise.
Corona-Politik treibt die Langzeitarbeitslosigkeit nach oben
Eine Ampel leuchtet vor einem Schild der Agentur für Arbeit und des Jobcenters in Oldenburg. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt in Deutschland als Folge der Corona-Pandemie drastisch und wird wohl bereits im Februar die Marke von einer Million überschreiten. "Das ist schon bitter", sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, am Freitag bei der Arbeitsmarktbilanz für Januar. Allein in diesem Monat sei die Langzeitarbeitslosigkeit um rund 60.000 auf 990.000 gestiegen. Insgesamt zeige sich der Arbeitsmarkt aber trotz Lockdown "in einer wirklich robusten Verfassung". Die Arbeitslosenzahl stieg im Januar nicht stärker als für die Jahreszeit üblich und blieb deutlich unter der Marke von drei Millionen. Dazu trug die Kurzarbeit bei, die laut BA mit Beginn des Teil-Shutdowns im November wieder anstieg.

Die BA verzeichnete für Januar 2,901 Millionen Arbeitslose und damit 193.000 mehr als im Dezember. Die Arbeitslosenquote stieg auf 6,3 Prozent. Die Zunahme in dieser Höhe ist für die Winterpause am Jahresanfang üblich, weil in Außenberufen wetterbedingt weniger gearbeitet wird und Arbeitsverträge oft zum Jahresende auslaufen. Seit Jahresanfang hätten bis zum 25. Januar Betriebe für 745.000 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. In welchem Umfang Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen wurde, weiß die BA erst in einigen Wochen.

2,26 MILLIONEN KURZARBEITER IM NOVEMBER

Im November stieg die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld nach vorläufigen Berechnungen der BA auf rund 2,26 Millionen Beschäftigte. Das seien rund 200.000 mehr gewesen als im Oktober. Rund 6,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhielten damit Kurzarbeitergeld, bei dem die BA einen Teil der Lohneinbußen durch Arbeitsausfall ausgleicht.

Der Teil-Shutdown im November und der weitergehende Lockdown seit Mitte Dezember haben laut Scheele am Arbeitsmarkt "erst mal keinen sichtbaren Schaden hinterlassen". Aber im Gastgewerbe hätten im November 39.000 Beschäftigte ihren Job verloren und damit dreimal mehr als sonst. Zudem habe es dort rund 100.000 Minijobs weniger gegeben. Auch sei die Arbeitslosenzahl im Jahresvergleich noch um 475.000 höher: "Die sind allesamt dem Corona-Effekt geschuldet." Das schlage sich vor allem in der Langzeitarbeitslosigkeit nieder. Diese war vor der Corona-Krise langsam über viele Jahre und mit Hilfe aktiver Arbeitsmarktpolitik auf unter 700.000 gesunken.

Der BA-Chef räumte ein, dass die Jobcenter derzeit angesichts weniger Neueinstellungen wenig gegen die steigende Langzeitarbeitslosigkeit tun könnten: "Gegenwärtig sind unsere Möglichkeiten ehrlicherweise begrenzt." Er appellierte an die Parteien im Bundestag, noch vor der Wahl im September bessere Qualifizierungsmöglichkeiten etwa für Langzeitarbeitslose zu schaffen, die bei einem Wiederanspringen des Jobmarkts greifen könnten. "Wir brauchen die gesetzlichen Verbesserungen", mahnte Scheele. Diese dürften nicht dem Wahlkampf zum Opfer fallen.


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Politik
Politik Schottlands neuer Regierungschef betont Ziel der Unabhängigkeit

Der zukünftige Regierungschef von Schottland, Humza Yousaf, macht sich für eine Unabhängigkeit von Großbritannien stark.

DWN
Politik
Politik Regierungskrise? Koalitionsausschuss ohne Ergebnisse vertagt

Innerhalb der Regierungskoalition herrschen Spannungen, die auch nach 20 Stunden Verhandlungen nicht gelöst wurden.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China und Saudi-Arabien intensivieren Energie-Kooperation

Der saudische Aramco-Konzern baut in China große Anlagen auf. Die Beziehung zu China sei strategischer Natur, so CEO Nasser.

DWN
Politik
Politik Russland stationiert Atomraketen in Weißrussland

Russland weitet seine nuklearen Kapazitäten auf das Territorium des Nachbarlands aus.

DWN
Politik
Politik Landesweite Massenproteste in Israel gegen Justizumbau

In Israel spitzen sich die Massendemonstrationen gegen die geplante Justizreform zu.

DWN
Politik
Politik Volksentscheid: Berliner lehnen schärfere Klima-Vorgaben ab

Berlin setzt sich vorerst keine ehrgeizigeren Klimaziele: Ein entsprechender Volksentscheid am Sonntag scheiterte.

DWN
Finanzen
Finanzen Wie die Schweiz die Rettung der Credit Suisse erpresste

Die Schweizer Behörden haben brutalen Druck auf Credit Suisse und UBS ausgeübt. Denn noch vor Marktöffnung sollte eine Lösung gefunden...

DWN
Finanzen
Finanzen Orientierung in historisch volatilen Märkten

In volatilen Märkten kann man sehr viel Geld verdienen, aber auch verlieren. Die Zeit des passiven Investierens ist vorbei, meint...