Deutschland

Mediziner: Merkel hat das „Kuba-Syndrom“: Sie lässt nur noch eine Meinung zu

Im Gespräch mit „Focus Online“ hat Prof. Dr. med. Matthias Schrappe gesagt, dass Kanzlerin Angela Merkel offenbar am „Kuba-Syndrom“ leide. Sie umgebe sich mit Menschen, die alle der gleichen Meinung seien.
16.02.2021 14:28
Aktualisiert: 16.02.2021 14:28
Lesezeit: 1 min
Mediziner: Merkel hat das „Kuba-Syndrom“: Sie lässt nur noch eine Meinung zu
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält in der Plenarsitzung des Deutschen Bundestages eine Regierungserklärung zu den Ergebnissen der Bund-Länder-Runde zur Bewältigung der Corona-Pandemie. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Im Gespräch mit „Focus Online“ hat Prof. Dr. med. Matthias Schrappe gesagt, dass Kanzlerin Angela Merkel offenbar am „Kuba-Syndrom“ leide. Schrappe wörtlich: „Ich würde die Kanzlerin natürlich gern beraten, wenn sie eine andere Stimme hören wollte. Aber ich rechne nicht damit, dass sie anruft. Frau Merkel hat sich in einen Tunnel vergraben. In der Risikoforschung nennt man das Kuba-Syndrom, wenn sich eine Führungsgruppe nur mit Menschen umgibt, die alle der gleichen Meinung sind. Dann gibt es nur die dauerhafte Fortsetzung von Fehlern.“

Die Aussage deckt sich mit dem Befund eines ehemaligen Mitarbeiters des Bundesinnenministeriums, der zu Beginn der Pandemie ein Dokument geleakt hatte, in dem er die Bundesregierung und Merkel im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen scharf kritisierte. teilt auf Seite 63 des Dokuments, das von ihm persönlich verfasst wurde, mit: „In der Corona-Pandemie 2020 wurde zwar von Anfang an auf die Kompetenz von Fachleuten zurückgegriffen. Allerdings sehr selektiv. Es wurden nur ausgewählte Fachleute angehört, nur deren Auffassungen wurde beachtet. Die Fachexpertise aus virologischen und immunologischen Spezialdisziplinen muss in die ganzheitliche Gefährdungsanalyse und –bewertung einer Pandemie unbedingt eingehen, sie muss in diesem Prozess jedoch mit anderen Faktoren abgeglichen werden. In der Coronakrise wurden vom professionellen Krisenmanagement fachlich einseitige, gefilterte Fachinformationen isoliert herausgegriffen und zum alleinigen Maßstab für jede erfolgte Intervention gemacht. Da nützen einem die besten Spezialisten nichts. Sie kennen sich zwar in ihrem sehr begrenzten Kompetenzfeld gut aus, haben aber nicht die erforderliche Einsicht in die komplexen Rahmenbedingungen die darüber hinaus ein modernes Gemeinwesen prägen. In diesem Gemeinwesen sind Einflussgrößen aus sehr vielen weiteren Spezialgebieten wirksam. Wie konnte das Krisenmanagement annehmen, dass die medizinischen Experten des RKI dies überblicken? Die Kollegen des RKI konnten von den Anforderungen und den Erwartungen, die in der Krise an sie gerichtet wurden, nur hoffnungslos überfordert sein.“

Zuvor hatte Kohn eine „gesonderte Untersuchung“ zur Rolle von Kanzlerin Merkel im Verlauf der Pandemie gefordert.

„In dem Pool sämtlicher Prognosen, Meinungen und Interpretationen dieser Welt, gibt es solche, die sich im Nachhinein als näher oder weiter entfernt von der Wahrheit erweisen werden. Im Falle der Bewertung der Gefahren des Corona-Virus für unsere Gesellschaft werden wir das vermutlich in spätestens fünf Jahren zuordnen können. Um heute im Krisenmanagement die besten Entscheidungen treffen zu können“, meint Kohn.

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