Finanzen

Börsen-Boom erreicht Russland: Aktienverkäufe steigen auf höchsten Stand seit 2013

Auch in Russland gibt es zahlreiche Unternehmen, die enorm von der Corona-Krise profitieren. Daher werden an der Moskauer Börse für dieses Jahr die stärksten Aktienemissionen erwartet, seit die russischen Märkte vor acht Jahren von den westlichen Sanktionen getroffen wurden.
17.02.2021 16:37
Lesezeit: 2 min
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Nicht nur in den USA und in Europa zeigt sich derzeit ein massiver Boom bei den Börsengängen - so verzeichnet Europa derzeit die stärksten Börsengänge seit fünf Jahren, sondern auch in Russland bahnt sich ein äußerst gutes Jahr für Aktienverkäufe an. Angetrieben wird diese Entwicklung von Unternehmen, die von der Corona-Krise profitieren, darunter Betreiber von Goldminen und Internetunternehmen.

Die Erst- und Zweitemissionen russischer Unternehmen an in- und ausländischen Börsen könnten in diesem Jahr die Marke von 10 Milliarden Dollar übersteigen, sagt Alex Metherell, Co-Leiter des globalen Bankgeschäfts bei VTB Capital, dem Investmentbanking-Arm der VTB Bank, dem zweitgrößten russischen Geldhaus. Laut Daten der Finanzmarktplattform Dealogic wäre dies das stärkste Ergebnis seit mindestens acht Jahren.

"Einige unvermeidliche Verschiebungen und Verzögerungen, die durch die Unterbrechungen infolge von Covid-19 ausgelöst worden sind, haben dazu geführt, dass das Jahr 2021 besonders verlockend für die Qualität und die Mischung der geplanten Börsengänge aussieht", zitiert Bloomberg den VTB-Banker.

Die globalen Märkte sind im Rahmen der Corona-Krise von den Zentralbanken mit Geld überschwemmt worden, wovon auch die russischen Unternehmen mit Aktienverkäufen profitieren wollen. "Die Finanzmärkte hatten im vergangenen Jahr einen großen Liquiditätsschub, daher gibt es eine Nachfrage nach neuen Investitionen", sagt Fedor Tregubenko, Russland-Chef der der Schweizer Großbank UBS.

"Viele Unternehmen, die Aktienemissionen planen, haben von der Pandemie profitiert, und ihr Wert ist gestiegen", so Tregubenko. Im letzten Monat erreichte der russische Aktienindex MOEX ein neues Rekordhoch. Zwar könnte sich dies ändern, wenn der Westen infolge der Inhaftierung von Alexey Navalny härtere Sanktionen verhängt. Doch Investoren erwarten nicht unbedingt, dass neue Sanktionen die Märkte erschüttern werden.

Fix Price, der größte russische Online-Laden für Sonderposten (Ramschladen), hat diese Woche Pläne für einen Börsengang in London angekündigt. Im November letzten Jahres verzeichnete bereits der Börsengang des Online-Einzelhändlers OZON, der manchmal das russische Amazon genannt wird, mit einem Volumen von 1,27 Milliarden Dollar das beste Börsendebüt eines russischen Unternehmens seit 2011.

Zudem wollen im laufenden Jahr zwei russische Goldminenbetreiber davon profitieren, dass der Goldpreis in der Corona-Krise stark angestiegen ist. Nord Gold sagte im Januar, dass es mehrere strategische Optionen prüft, darunter ein möglicher Börsengang in London, während das von BlackRock unterstützte Unternehmen GV Gold eine Bewertung von mehr als 1 Milliarden Dollar bei einem Börsengang in Moskau anstrebt.

Russland hat eine aktive Basis von Kleinanlegern, die das Handelsvolumen im Land während der Coronavirus-Lockdowns hoch hielten. Dieser Umstand trägt dazu bei, dass viele Unternehmen im eigenen Land an die Börse gehen wollen, anstatt ihre Geschäfte nach London oder New York zu verlagern, sagt Dmitry Brodsky, Leiter der Equity Capital Markets für Russland und die GUS von Renaissance Capital.

"Wir sehen eine beträchtliche Liquidität, die sich von London nach Moskau bewegt, zusätzlich gestützt durch ein starkes Wachstum bei den Aktivitäten russischer Kleinanleger", so Brodsky. Russland war einst eine wichtige Quelle für Aktienverkäufe in Europa. Allein im Jahr 2007 sammelten russische Unternehmen mehr als 31 Milliarden Dollar durch Aktienplatzierungen ein, wie Daten von Bloomberg zeigen.

Aber die Angebote gingen im letzten Jahrzehnt zurück, als Russlands Annexion der Krim im Jahr 2014 und vier Jahre später die angebliche versuchte Ermordung des Ex-Spions Sergej Skripal in Großbritannien eine Welle von Sanktionen nach sich zogen. Und als die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr von zahlreichen Lockdowns unterbrochen wurde, drückten die fallenden Ölpreise vorübergehend den russischen Markt nach unten.

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