Deutschland

Götterdämmerung im Gastgewerbe: „Unsere Not ist riesig – Konten sind leer, Rücklagen aufgebraucht“

Das deutsche Gastgewerbe wendet sich in einem Appell an die politische Verantwortlichen: „Nach einem Jahr Pandemie mit fast vier Monaten Lockdown und weitreichenden Reise- und Kontaktbeschränkungen ist die Not in der Branche riesig. Angesichts ausbleibender wie nicht ausreichender Hilfen und fehlender Perspektiven machen sich Verzweiflung und Existenzängste breit.“
19.02.2021 17:07
Aktualisiert: 19.02.2021 17:07
Lesezeit: 1 min
Götterdämmerung im Gastgewerbe: „Unsere Not ist riesig – Konten sind leer, Rücklagen aufgebraucht“
Quelle: Statistisches Bundesamt

Hotels, Restaurants und Kantinen haben im Corona-Jahr 2020 einen Rekordeinbruch erlitten. Nach zehn Wachstumsjahren in Folge fielen die Umsätze im deutschen Gastgewerbe um 36,6 Prozent (real: 39) Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. „Nach einem Jahr Pandemie mit fast vier Monaten Lockdown und weitreichenden Reise- und Kontaktbeschränkungen ist die Not in der Branche riesig“, sagte der Präsident des Branchenverbands Dehoga, Guido Zöllick. „Angesichts ausbleibender wie nicht ausreichender Hilfen und fehlender Perspektiven machen sich Verzweiflung und Existenzängste breit.“ Wichtig seien konkrete Perspektiven, wann die Branche ihre Unternehmen wieder öffnen dürfe.

Grund für das Katastrophen-Jahr sind der Lockdown im Frühjahr und Eindämmungsmaßnahmen am Jahresende im Kampf gegen die Pandemie. Restaurants und Kneipen mussten schließen und dürfen nur noch Außer-Haus-Service anbieten, während Hotels und Pensionen nur Geschäftsreisende aufnehmen können. Im Dezember allein lag der reale Umsatz um 72 Prozent unter dem Niveau vom Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland. Zöllick bezifferte die Umsatzverluste in den Corona-Monaten auf fast 40 Milliarden Euro. Auch Anfang 2021 seien keine besseren Zahlen zu erwarten. Die Umsatzrückgänge im Januar und Februar dürften ähnlich hoch sein wie in den Vormonaten, sagte Zöllick. „Die wirtschaftliche Situation der Betriebe verschlechtert sich von Monat zu Monat.“ Die Konten seien leer und die Rücklagen aufgebraucht.

KEINE TOURISTEN - KEINE UMSÄTZE FÜR HOTELS

Drei von vier Gastronomen und Hoteliers bangen einer Umfrage zufolge angesichts der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie um ihre Existenz. 75,5 Prozent von befragten 12.000 Betrieben gaben dies an, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) kürzlich erklärte. Der Verband kritisiert, dass die versprochenen Staatshilfen zu spät oder nicht im vollen Umfang bei den Betrieben ankommen.

Die Hoteliers mussten laut Dehoga 2020 ein reales Umsatzminus von 47,5 Prozent wegstecken. Große Veranstaltungen, Messen und Kongresse hätten nicht stattgefunden und bei den Hotels zu massiven Einbußen geführt. „Internationale Geschäftsreisende und Touristen fehlten schmerzlich“, sagte Zöllick. Der Tourismus musste im vorigen Jahr ernorme Einschläge verkraften. Die Zahl der Übernachtungen brach um 39 Prozent auf 302,3 Millionen ein. Dies ist der tiefste Stand seit dem Vorliegen gesamtdeutscher Ergebnisse 1992. (Reporter: Rene Wagne

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft DIHK: Wirtschaftlicher Abstieg Deutschlands rückt näher
23.12.2025

Deutschlands Wirtschaft kommt nicht vom Fleck, die Ungeduld wächst. Während Investitionen einbrechen und Arbeitsplätze verschwinden,...

DWN
Panorama
Panorama Kartoffelsalat und Würstchen: So teuer wird der Weihnachtsklassiker 2025
23.12.2025

Kartoffelsalat mit Würstchen bleibt zum Fest günstiger als im Vorjahr. Vor allem die Essig-Öl-Variante spart Geld, während regionale...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie die Geldentwertung Gold und Bitcoin in den Vordergrund rückt
23.12.2025

Ersparnisse verlieren Jahr für Jahr an Wert. Nicht durch Zufall, sondern durch System. Warum Geldentwertung Gold und Bitcoin immer...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: US-Aktien steuern mit Gewinnen auf das Jahresende zu, Goldpreis erreicht neues Rekordhoch
22.12.2025

Die US-Aktien legten am Montag zu, wobei die drei großen Indizes den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichneten. Gold setzte seine Rallye...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...