Unternehmen

Chemnitzer Tech-Schmiede bekämpft mit Anti-Fälschungs-Code afrikanische Malaria-Mafia

In Afrika hat sich eine Mafia herausgebildet, die Milliarden an gefälschten Medikamenten verdient. Jetzt hat ein deutscher Mittelständler eine Technologie entwickelt, um den Verbrechern das Handwerk zu legen.
25.02.2021 15:16
Aktualisiert: 25.02.2021 15:16
Lesezeit: 1 min
Chemnitzer Tech-Schmiede bekämpft mit Anti-Fälschungs-Code afrikanische Malaria-Mafia
Ein Mann liegt unter einem Netz, um sich vor Moskitos zu schützen, die Malaria übertragen. (Foto: dpa) Foto: Piyal Adhikary

Die Malaria bleibt eine der gefährlichsten Tropenkrankenheiten - und zwar insbesondere in Afrika. Jedes Jahr sterben daran auf dem schwarzen Kontinent 400.000 Menschen, wie aus dem aktuellen Bericht "World Malaria Report 2020" der Weltgesundheitsorganisation WHO hervorgeht. Besonders davon betroffen sind Kinder bis fünf Jahre, die zwei Drittel der Todesfälle ausmachen. Dabei fallen weitere 116.000 Patienten nicht dem Erreger, sondern gefälschten Medikamenten zum Opfer - eine erschreckende Zahl, die viele nicht kennen.

Jetzt hat der Mittelständler aus Chemnitz, authentic.network, eine Technologie entwickelt, die zeigt, dass ein Medikament auch die richtigen Wirkstoffe enthält und keine Fälschung ist. Das Unternehmen bietet einen Anti-Fälschungscode an, der auf Blockchain-Technologie beruht. Eine Malaria-Arznei, die echt ist, wird in Zukunft einen Grünen Haken auf der Packung haben, der ausweist, dass sie die richtigen Wirkstoffe hat.

„Jeder einzelne Schritt im Lebenszyklus des Produktes wird in der Blockchain verschlüsselt und weltweit auf Millionen Rechnern gleichzeitig gespeichert. Eine nachträgliche Änderung oder Manipulation ist quasi unmöglich“, erklärt Frank Theeg, Gründer und Co-CEO. Über die Blockchain seien in einem Krypto-Tag einzigartige Daten hinterlegt, die für die Echtheit und Unversehrtheit des Produktes bürgen.

„Man kann ihn nicht kopieren“, betont Theeg, „Das ist auf eine einzigartige Besonderheit im Druckverfahren zurückzuführen. Der Code ist in der App verschlüsselt und kann von Unbefugten nicht ausgelesen werden. Wir sehen sofort, wenn eine Kopie auftaucht – und wir wissen genau, woher und von wem sie kommt. Das lässt eine sekundengenaue Nachverfolgung zu", sagte der Manager.

Hintergrund: Das Projekt wird vom Bundesentwicklungsministerium und von der Regierung der Elfenbeinküste unterstützt, die besonders stark unter den Verkauf der gefälschten Medikamente leidet. Die WHO geht davon aus, dass in dem afrikanischen Land 30 bis 60 Prozent aller Arzneien, die für die Behandlung der Malaria eingesetzt werden, gefälscht sind.

Da viele Menschen hier nur über verhältnismäßig geringe Einkommen verfügen, kaufen sie oft auf der Straße irgendwelche Präparate, die von dubiosen Händlern angeboten werden. Hier hat sich sogar eine regelrechte Mafia herausgebildet, die mit dem Geschäft große Summe erwirtschaftet, die immer größer werden. Die WHO geht davon aus, dass der schwarze Markt pro Jahr um 15 Prozent wächst.

Dies zeigt, dass nicht nur die gesundheitlichen Folgen des Verkaufs der Fälschungen verheerend sind, sondern sogar noch einen großen wirtschaftlichen Schäden bewirken. Dieser ist übrigens nicht nur auf die Elfenbeinküste und Afrika begrenzt: So liegen die Verluste für die Pharmaindustrie weltweit Schätzungen zufolge bei vier Milliarden Euro. Tendenz steigend. Die Technologie aus Chemnitz kommt jetzt wohl zum richtigen Zeitpunkt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...