Europas größter Online-Modehändler Zalando will den Schwung aus der Corona-Krise mitnehmen und nun noch stärker wachsen. Das Bruttowarenvolumen (GMV) - der Wert aller verkauften Waren - soll bis 2025 auf mehr als 30 Milliarden Euro steigen, wie das Berliner Unternehmen am Dienstag mitteilte, das längst als Anwärter für den deutschen Leitindex DAX gehandelt wird. Das entspräche einer Verdreifachung zum vergangenen Jahr, als das Bruttowarenvolumen auf 10,7 Milliarden Euro kletterte.
Zalando profitiert davon, dass immer mehr Menschen angesichts vielerorts in der Pandemie geschlossener Läden im Internet ihre Kleidung kaufen und nach Hause liefern lassen. Vorstandschef Robert Gentz rechnet nicht damit, dass die inzwischen 38,7 Millionen Kunden davon wieder ablassen: "Es wird keinen Rückfall auf das Niveau aus der Vor-Corona-Zeit geben."
Am Aktienmarkt kamen die Pläne gut an. Zalando-Papiere legten vier Prozent zu. Händler erklärten, der Ausblick sei über den Erwartungen ausgefallen.
Die europäische Nummer eins wandelt sich gerade von einem reinen Online-Händler zu einem Plattform-Anbieter. Über diese können andere Händler, Modemarken oder stationäre Geschäfte ihre Waren verkaufen und dafür wie auch für Logistik-Dienstleistungen Provisionen an Zalando zahlen. Diesen Bereich will das 2008 gegründete Unternehmen nun kontinuierlich ausbauen, bis er 2025 rund die Hälfte zum GMV beiträgt. Sorgen, dass viele Läden in Folge der Corona-Krise schließen müssen, macht sich Vorstands-Vizechef David Schneider nicht: "Aber sie müssen sich vernetzen."
Das weitere Wachstum soll sich auch aus der Expansion in acht neue Länder speisen. So will Zalando noch in diesem Jahr sein Geschäft auf Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Slowakei und Slowenien ausweiten. 2022 sollen dann Rumänien und Ungarn folgen. Aktuell ist der Modehändler mit rund 14.000 Mitarbeitern in 17 Ländern aktiv.
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GEWINN VERDOPPELT SICH - KEINE DIVIDENDE IN SICHT
Nach anfänglichen Problemen in der Corona-Krise, auf die das Unternehmen unter anderem mit einem Sparprogramm reagierte, lief es bei Zalando mehr als rund. Das Nettoergebnis kletterte 2020 um mehr als das Doppelte auf rund 226 Millionen Euro nach knapp 100 Millionen Euro im Vorjahr. Zu dem Plus trug auch eine geringere Retourenquote bei. Die Gewinne will das Unternehmen wie auch in der Vergangenheit in das weitere Wachstum stecken - und nicht in eine Dividende.
Bereits am Montagabend hatte Zalando Umsatz- und Ergebniszahlen veröffentlicht. Die Erlöse stiegen im vergangenen Jahr um 23 Prozent auf acht Milliarden Euro und sollen dieses Jahr um maximal 29 Prozent zulegen. Dazu trägt auch verstärkt der Kosmetiksektor bei. Insidern zufolge soll Zalando ein Auge auf die Online-Kosmetik-Tochter Flaconi von ProSiebenSat.1 geworfen haben. Zu den Gerüchten wollte sich Schneider nicht äußern.
FRAU ZIEHT IN VORSTAND EIN
Mit Astrid Arndt zieht Anfang April erstmals eine Frau in den Vorstand von Zalando ein, der aktuell aus fünf Männern besteht. Damit reagiert das Unternehmen auch auf Kritik an seiner bisher komplett männlichen Führung. Arndt soll sich um Personalfragen kümmern. Der langjährige Co-Chef Rubin Ritter verlässt Zalando wie im Dezember angekündigt nach der Hauptversammlung im Mai. "Es ist der richtige Schritt zur richtigen Zeit", sagte Ritter. Die Zalando-Gründer Gentz und Schneider wollen allein als Co-Chefs weitermachen.