Wirtschaft

Iran schließt bahnbrechendes Wirtschafts- und Sicherheitsabkommen mit China ab

Der Iran und China haben am Wochenende ein auf 25 Jahre angelegtes, massives Kooperationsabkommen in wirtschaftlichen und militärischen Bereichen abgeschlossen.
29.03.2021 14:38
Aktualisiert: 29.03.2021 14:38
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Iran und China haben ein langfristiges Kooperationsabkommen mit einer Laufzeit von 25 Jahren unterzeichnet. Nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens wurde das sogenannte umfassende Kooperationsabkommen von den Außenministern beider Länder, Wang Yi und Mohammed Dschawad Sarif, am Samstag unterschrieben.

Kern des Abkommens sind zukünftige Investitionen Chinas in die iranische Infrastruktur in Milliardenhöhe, welche Teil des chinesischen Jahrhundertprojekts der „Neuen Seidenstraße“ sind. Die New York Times spricht mit Blick auf die 25-jährige Laufzeit der Abmachung von Gesamtinvestitionen von bis zu 400 Milliarden US-Dollar. Im Gegenzug will der Iran die Chinesen mit Erdöl und Erdgas zu günstigen Preisen beliefern.

Auch eine Zusammenarbeit auf militärischem Gebiet soll Teil der Vereinbarung sein. Dabei soll es sich der New York Times zufolge um gemeinsame Übungen und Trainings sowie um Forschung, Waffenentwicklung und das Teilen von Geheimdienstinformationen handeln. Neben dem Ausbau der Infrastruktur im engeren Sinne sind zudem chinesische Investitionen in die Bereiche Finanzbranche, Telekommunikation, Häfen, Eisenbahnen, Gesundheitssystem und Informationstechnologie geplant.

Präsident Hassan Ruhani bezeichnete die Zusammenarbeit mit China als strategisch. „Wir wollen China als einen großen Handelspartner des Irans“, so Ruhani laut Webportal des Präsidialamts. Das Abkommen hatte Ruhani schon zuvor als ein strategisch wichtiges Projekt für Wirtschaftswachstum im Iran sowie Stabilität und Frieden in der Region eingestuft.

Das seit Jahren bestehende politische Bündnis zwischen Peking und Teheran dürfte durch das Abkommen massiv zementiert werden. Ruhani hob die Bedeutung Chinas als Verbündeter des Landes hervor – etwa bei der Schaffung des Atomabkommens zwischen dem Iran, der US-Regierung und den Europäern im Jahr 2015. Der New York Times zufolge könnte das Abkommen dazu führen, dass die weitgehende internationale Isolation Irans bröckeln wird und dass Chinas politischer Einfluss im Nahen Osten wächst. Der indirekte Einfluss-Zuwachs Chinas in der Region dürfte insbesondere in jenen Staaten spürbar werden, die über eine schiitische Bevölkerungsmehrheit oder starke Minderheit verfügen und/oder in denen der Iran traditionell einen großen Einfluss ausübt - etwa im Irak, in Syrien oder im Libanon.

Wang wird vom englischsprachigen Dienst von Reuters mit den Worten zitiert: „Die Beziehungen unserer beiden Länder haben nun das Niveau einer strategischen Partnerschaft erreicht und China geht es darum, seine Verbindungen zum Iran umfassend zu verbessern. Unsere Beziehungen zum Iran werden nicht von Gegenwärtigkeit geprägt, sondern permanent und strategisch sein.“

Bedeutende Rückendeckung für den Iran

Bemerkenswert ist, dass es sich beim Kooperationsabkommen mit China um das erste große Abkommen des Irans mit einem anderen Land seit dem Jahr 2001 handelt. Damals hatte die Islamische Republik ein Abkommen zur Entwicklung der Nuklearenergie mit Russland abgeschlossen.

Die wirtschaftliche Verbindung zu China ist wichtig für Teheran, da der Iran unter anderem wegen der im Jahr 2018 von den USA verhängten Sanktionen in einer akuten Wirtschaftskrise steckt, welche sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft hat. So ist China noch vor Südkorea und Indien der wichtigste Absatzmarkt für iranisches Öl. Die einseitig erklärte Aufkündigung des Atomvertrags durch die Trump-Regierung im Jahr 2018 und die anschließende Verhängung von Sanktionen hatten nicht nur die Beziehungen Irans zur EU untergraben und europäische Firmen aus dem Land gezwungen, sondern auch eine Annäherung Irans an Russland und China zur Folge gehabt.

Die Ankündigungen der Biden-Regierung, eine Rückkehr zum Atomabkommen mit dem Iran zu prüfen, stießen deshalb sowohl bei Wang als auch bei Ruhani prinzipiell auf Wohlwollen. China und Iran fordern aber die Zurücknahme der von Trump beim Austritt verhängten Sanktionen – ein Schritt, den Biden bislang noch nicht vollziehen wollte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Autos legen zu: Fast jedes fünfte Neufahrzeug fährt elektrisch
06.10.2025

Im September ist die Zahl neu zugelassener Elektroautos deutlich gestiegen. Mit einem Marktanteil von 19,3 Prozent rücken E-Fahrzeuge...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Aktien: Das sind die besten Aktien laut KI-Modellen
06.10.2025

KI-Aktien gewinnen immer mehr Aufmerksamkeit – nicht nur bei institutionellen Investoren, sondern auch bei Kleinanlegern. KI-basierte...

DWN
Technologie
Technologie Messenger-Dienste schlagen Alarm: EU-Chatkontrolle bedroht Privatsphäre
06.10.2025

WhatsApp, Signal und andere Messenger warnen vor den Folgen der geplanten EU-Chatkontrolle. Die Anbieter sehen die Privatsphäre von...

DWN
Immobilien
Immobilien Studie: Wohnungsnot droht Wirtschaftskrise zu verschärfen
06.10.2025

Der Wohnungsbau in Deutschland steht still – ausgebremst durch steigende Kosten, Bürokratie und Baulandmangel. Während die...

DWN
Panorama
Panorama Nobelpreis für Medizin: Revolutionäre Immunforschung aus Japan und den USA
06.10.2025

Für ihre bahnbrechenden Entdeckungen im Bereich des Immunsystems erhalten drei Forscher aus Japan und den USA den Nobelpreis für Medizin....

DWN
Politik
Politik Russland im Drohnen-Streit: „Unbegründete Vorwürfe“ – Kreml schiebt Schuld von sich
06.10.2025

Nach Berichten über Drohnensichtungen in Deutschland hat Russland eine Beteiligung kategorisch bestritten. Kremlsprecher Dmitri Peskow...

DWN
Politik
Politik Freiwillig oder Pflicht? Merz zweifelt an Bundeswehr-Rekrutierung
06.10.2025

Die Frage, wie die Bundeswehr künftig genügend Soldaten findet, spaltet die Koalition. CDU-Chef Friedrich Merz äußert Zweifel, dass...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Führungskräfte antworten: So wird Druck zum Wettbewerbsvorteil
06.10.2025

Kosten, Fachkräftemangel, neue Konkurrenten: Wer Belastungen nur als Risiko sieht, gerät schnell in den Krisenmodus. Wer Chancen erkennt,...