Politik

Briten organisieren Widerstand gegen digitale Impfpässe

Lesezeit: 2 min
07.04.2021 18:12  Aktualisiert: 07.04.2021 18:12
Tausende Briten verwahren sich dagegen, bei Pilotprojekten zur Einführung digitaler „Impfpässe“ teilzunehmen, wie eine Episode aus Liverpool zeigt.
Briten organisieren Widerstand gegen digitale Impfpässe
Ein Demonstrant hält am Trafalgar Square bei einer Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen ein Schild mit der Aufschrift «Covid-1984» in die Höhe. (Foto: dpa)
Foto: Andy Barton

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In der Debatte um umstrittene Corona-Impf-Pässe hat ein Comedy Club in Liverpool eine Veranstaltung mit 300 Gästen abgesagt, bei der solche Nachweise getestet werden sollten. Die Regierung habe nicht klargemacht, dass es bei dem Pilotprojekt um Corona-Impf-Pässe gehe, sagte Binty Blair, einer der Inhaber des Hot Water Comedy Clubs, der Nachrichtenagentur PA. „Das Problem ist, wir wussten nicht, was wir da unterschrieben haben.“

Die Club-Betreiber berichteten von Tausenden wütenden Online-Nachrichten, die sie erreicht hätten. Einer Mitteilung der Regierung zufolge hätte die Comedy-Nacht in Liverpool Mitte April die erste Veranstaltung sein sollen, bei der die Impfstatus-Pässe hätten getestet werden sollen.

Die Regierung will solche Zertifikate nach israelischem Vorbild einführen, um Großveranstaltungen zeitnah wieder möglich zu machen. Auch ein aktueller negativer Test soll dabei als Freifahrtschein gelten. In Großbritannien wird über diese Zertifikate derzeit massiv gestritten: Teile der Opposition, aber auch der konservativen Tory-Partei, halten ein solches System für diskriminierend und spaltend.

Neben mehreren Kulturevents ist auch der Sport Teil des Pilotprojekts: So soll etwa das Endspiel des englischen Fußball-Ligapokals zwischen Tottenham Hotspur und Manchester City Ende April vor 8.000 Fans im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen werden. Bei den ersten Testveranstaltungen sollen sowohl Geimpfte als auch negativ Geteste zugelassen werden.

Bundesregierung will Erleichterungen für „Geimpfte“

Die Bundesregierung peilt für Menschen mit Corona-Impfung bundesweit einheitliche Erleichterungen bei Beschränkungen im Alltag an, die für nicht geimpfte Bürger weiterhin gelten. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wolle angeblich neue wissenschaftliche Erkenntnisse dazu zeitnah mit seinen Länderkollegen besprechen, sagte eine Sprecherin am Mittwoch in Berlin. Sie zitierte wörtlich eine entsprechende Bewertung des staatseigenen Robert Koch-Instituts: „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Risiko einer Virusübertragung durch Personen, die vollständig geimpft wurden, spätestens zum Zeitpunkt ab dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis geringer als bei Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlosen infizierten Personen.“

Die Ministeriumssprecherin sagte: „Deswegen ist die Folgerung daraus, dass Geimpfte dann auch so behandelt werden sollten wie negativ Getestete.“ Sie betonte, „dass es nicht um Privilegien oder Vorrechte geht, sondern darum, dass vollständig Geimpfte so behandelt werden wie negativ Getestete.“ Weiter kündigte sie an, Geimpfte sollten dann weiter Maske tragen und Abstände einhalten. „Die Vorsichtsmaßnahmen - Abstandsregeln, AHA-Regeln - gelten weiterhin für alle.“

Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) ist ebenfalls für Erleichterungen für Geimpfte, wenn es vom Infektionsschutz her unproblematisch ist, wie ein Sprecher bekräftigte. Lampbrecht hatte der Bild-Zeitung gesagt: „Wenn jetzt wissenschaftlich belegt wird, dass von Geimpften keine höhere Gefahr für andere ausgeht als von negativ getesteten Personen, entfällt eine wichtige Begründung für die Einschränkung ihrer Grundrechte.“

13 Prozent der Menschen in Deutschland haben nach Angaben von Mittwoch mindestens eine Erstimpfung - 5,6 Prozent sind voll geimpft.


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