Technologie

Globale Halbleiterkrise greift vom Automobilsektor auf andere Branchen über

Bislang waren vor allem Autobauer vom weltweiten Mangel an Halbleiterprodukten betroffen. Das ändert sich gerade.
26.04.2021 15:56
Lesezeit: 2 min
Globale Halbleiterkrise greift vom Automobilsektor auf andere Branchen über
Einen Test-Wafer im 3D Design präsentiert am 08.10.2013 in Dresden (Sachsen) das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration auf der Halbleitermesse Semicon. (Foto: dpa) Foto: Matthias Hiekel

Der weltweite Mangel an Halbleiterprodukten wirkt sich Medienberichten zufolge zunehmend auf weitere Branchen aus. Wie die Financial Times berichtet, würden nach den Autobauern nun vermehrt auch Hersteller von Haushaltsgeräten nicht mehr an die sensiblen Produkte kommen.

Zu den betroffenen Märkten gehörten insbesondere Smartphones, Fernseher und Haushaltsgeräte – besonders in Asien. Die südkoreanischen Unternehmen Samsung Electronics sowie LG Electronics mussten zuletzt Aufträge aufgrund des Chipmangels abweisen, berichtet die FT. Der Mangel dürfte den beiden Unternehmen zufolge noch bis zum Jahr 2022 anhalten.

„Bei Anwendungsprozessoren, Display-Treibern und Kamera-Sensoren sind alle knapp. Aus diesem Grund sinken im laufenden Quartal die Bestellungen von Samsung bei uns“, wird ein namentlich nicht genannter Zulieferer zitiert. „Zeitlich begrenzte Rückgänge bei den Verkaufszahlen sind nicht abzuwenden, aber wir erwarten, dass sich die Lage ab Juni entspannt.“

Neben Fernsehern, Kameras, und Smartphones sollen auch Waschmaschinen und Toaster vom Chipmangel betroffen sein.

Samsung hatte vorigen Monat angekündigt, die Veröffentlichung seines neuesten Premium-Smartphones unter Umständen bis zum kommenden Jahr verschieben zu müssen. „Wir verfolgen die Situation genau, weil kein Hersteller von dem Problem verschont wird, wenn es anhält“, schrieb LG Electronics.

Es sind zwei Faktoren, welche aus Sicht von Analysten die gegenwärtige Knappheit ausgelöst haben sollen. Zum einen erfuhren Artikel der Unterhaltungselektronik in den vergangenen Monaten aufgrund der pandemiebedingten Schließungen und verstärkter Heimarbeit einen Boom. Ein Großteil der verfügbaren Halbleiterprodukte wurde in dieses Segment geleitet und fehlt nun den Autobauern und anderen Unternehmen. Zum anderen decken sich chinesische Firmen seit einiger Zeit mit den strategisch wertvollen Vorprodukten ein, um mögliche Sanktionen der US-Regierung besser abfedern zu können. Denn insbesondere Taiwan, welches die Volksrepublik China als Teil ihres Staatsgebietes versteht und das den Weltmarkt für Halbleiter dominiert, wird von der Biden-Administration in ihrem Feldzug gegen China derzeit als Druckmittel genutzt.

Engpässe auch in Europa

Engpässe in der Versorgung mit wichtigen Vorprodukten aufgrund der Pandemie behindern laut einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) auch viele Industrieunternehmen in Europa. Trotz starkem Wachstum in den Auftragsbüchern seien die Aktivitäten der Firmen dadurch zum Teil sogar gebremst worden, führte die EZB am Freitag aus. In den vergangenen Wochen habe es Engpässe bei Halbleitern sowie bei Metallen, Chemikalien und Plastik gegeben. „Diese Probleme haben sich weiterhin erschwert durch die anhaltenden Schwierigkeiten in der Transport-Logistik, vor allem durch den Mangel an Fracht-Containern“, erläuterte die Notenbank.

Die Lieferengpässe würden sich im zweiten Quartal verschärfen, bevor sich die Situation in der zweiten Jahreshälfte dann allmählich verbessern werde. Die Ergebnisse gehen auf Gespräche der Notenbank mit 66 Unternehmen aus der Euro-Zone in der letzten März-Woche zurück. Die EZB unterhält regelmäßig Kontakte zu Firmen außerhalb der Finanzwirtschaft, um sich ein Bild von der konjunkturellen Lage im Euro-Raum zu verschaffen.

Kontakte in der Industrie berichteten laut EZB zudem über steigende Verkaufspreise. Dabei sei auf höhere Input-Kosten verwiesen worden. Kunden seien demgegenüber mehr daran interessiert, Lieferungen zu sichern als über Preise zu verhandeln. Daher gingen viele Industriekontakte davon aus, dass bei Konsumgütern die Inflation dieses Jahr höher als sonst ausfallen werde. Dagegen seien die Verkaufspreise in großen Teilen des Dienstleistungssektors weitgehend stabil geblieben. Bei den auf Verbraucher ausgerichteten Dienstleistungen seien die Verkaufspreise sogar als schwach beschrieben worden. Auch über Preisdruck nach unten sei berichtet worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB senkt Zinsen: Was das für Sparer und Hausbauer bedeutet
30.01.2025

Bereits zum fünften Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen für den Euroraum gesenkt. Grund sind schlechte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Moderna-Impfstoff: EU-Kommission unterzeichnet Vertrag über Coronavirus-Impfstoffe
30.01.2025

Die Covid-19-Pandemie beschäftigt weiterhin die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen: Die EU-Kommission hat...

DWN
Politik
Politik CDU: Umfrage zur Bundestagswahl sieht Union mit leichtem Verlust
30.01.2025

Die CDU hat laut INSA-Umfrage mit ihrem Vorstoß zu einer restriktiveren Migrationspolitik die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft schrumpft weiter: Keine Entspannung trotz steigendem Privatkonsum
30.01.2025

Die deutsche Wirtschaft verliert weiter im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Auch im vierten Quartal 2024 sank das...

DWN
Politik
Politik Ex-Kanzlerin Merkel kritisiert Friedrich Merz: "Halte ich für falsch"
30.01.2025

Friedrich Merz und die CDU bringen zum ersten Mal einen Antrag mit Hilfe der AfD durch den Bundestag. Nun meldet sich Ex-Kanzlerin Angela...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnimmobilie kaufen: So geht es am Immobilienmarkt 2025 weiter
30.01.2025

Sie wollen eine Wohnimmobilie kaufen? Dann sollten Sie den Kaufmarkt genau im Blick behalten. Nach einem soliden Jahresauftakt herrscht...

DWN
Politik
Politik Chrupalla: AfD unter dieser Bedingung offen für Koalition mit der CDU
30.01.2025

AfD-Co-Chef Tino Chrupalla signalisiert Kooperationsbereitschaft mit der CDU über die Zustimmung von Anträgen im Bundestag hinaus -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bank-Aktie: Postbank-Klagen trüben Geschäftsergebnis - Aktie fällt
30.01.2025

Die Deutsche Bank machte 2024 weniger Gewinn als von Analysten erwartet. Ein Streit um Entschädigungen für frühere Postbank-Aktionäre...