Wirtschaft

Iridium: Unbekanntes Edelmetall mit glänzender Zukunft

Iridium ist eines der seltensten Metalle der Welt und mittlerweile auch extrem teuer. Das silbrig-weiß glänzende Edelmetall ist das zweitdichteste Element im Universum und wird unter anderem in zahlreichen Zukunfts-Technologien verbaut.
30.04.2021 15:24
Aktualisiert: 30.04.2021 15:24
Lesezeit: 3 min
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Bei den DWN haben wir mehrfach über den phänomenalen Höhenflug von Rhodium (zuletzt hier) berichtet. Iridium (und andere Platinmetalle) gehen in der Berichterstattung meistens unter. Dabei waren die letzten Monate für das unbekannte Edelmetall ein richtiger Höhenflug. 2018 notierte Iridium noch bei rund 1.000 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), heute ist es mehr als sechsmal teurer – ein Großteil des Preisanstiegs geschah dieses Jahr.

Der rasante Preisanstieg ist durchaus nicht zu unterschätzen. Da das silbrig-weiß glänzende Edelmetall so selten ist und (im Gegensatz zu anderen Metallen) nicht einfach an der Börse gehandelt werden kann, reagiert der Iridiumpreis stark zeitverzögert auf Verschiebungen in der Angebots- und Nachfragesituation oder andere Marktveränderungen. Umgekehrt gilt dann aber auch: Wenn es erst einmal zu einer Preisrally gekommen ist, kann diese sehr viel länger Bestand haben als bei vergleichbaren Rohstoffen.

Die jährliche Fördermenge von 9 Tonnen lässt sich nur aus Platin gewinnen

Iridium ist das korrosionsfesteste Metall der Welt und extrem widerstandsfähig gegen Hitze. Die Erdkruste besteht nur zu 0,022 Milliardstel aus Iridium. Damit ist das Element auf der Erde um ein hundertfaches seltener als Gold und um ein zehnfaches seltener als Platin. Es ist in so geringer Menge vorhanden, dass es keine eigenen Lagerstätten bildet.

Iridium ist ein reines Nebenerzeugnis der Förderung von Platin und hiermit – weil Platin ebenfalls nur ein Nebenprodukt der Förderung anderer Metalle ist – ein indirektes Kuppelprodukt des Abbaus von Kupfer, Eisen, Nickel, Zinn, Blei und Silber. Iridium ähnelt in dieser Hinsicht seinen Schwestermetallen aus der Platinmetall-Gruppe (neben dem namensgebenden Platin zählen hierzu noch Palladium, Rhodium, Ruthenium und Osmium). Die Fördermengen der Platinmetalle sind sehr eng miteinander verknüpft.

Der Löwenanteil des Iridium-Abbaus geschieht in Südafrika, wo 2020 groben Schätzungen zufolge rund 7 Tonnen aus der Erde geholt werden – was circa 80 Prozent der globalen Jahresfördermenge entspricht. Die Minen-Aktivitäten der beiden Marktriesen im Platin-Segment, („Anglo American Platinum“ und „Sibanye-Stillwater“) in Südafrika inklusive der politischen Situation im Land (beispielsweise Angebotsverknappung durch Corona-Beschränkungen) haben also einen immensen Einfluss auf die Produktionsmengen und den Preis. Weitere bedeutende Förderländer sind Russland, Kanada, Deutschland und Japan. Darüber hinaus kommt etwa ein Viertel des weltweiten Iridium-Angebots direkt aus dem Recycling.

Verzögerungen bei der Raffination befeuern den Preis

Die Verarbeitung von Iridium dauert im Vergleich zu anderen Platinmetallen überdurchschnittlich lang. Kommt es also zu Einschränkungen der Verarbeitungs-Abläufe, so kann es recht lange dauern, bis die raffinierte Produktion wieder ihr ursprüngliches Niveau erreicht. Hinzu kommt, dass das seltene Edelmetall einen sehr kleinen, konzentrierten Markt darstellt, Die Versorgung mit dem Platinmetall ist anfällig für Lieferverzögerungen, denn durch die sehr lange Verarbeitungsdauer zwischen Erzabbau und Verfügbarkeit von raffiniertem Metall kündigen sich Versorgungsengpässe teilweise erst nach einigen Monaten an.

2021 begann mit einer solchen Verknappung, als Anfang des Jahres in Südafrika nicht nur Lockdowns immer wieder die Produktion einschränkten, sondern es zusätzlich noch zu technischen Problemen in einigen Verarbeitungsanlagen der Minen-Konzerne kam. So musste zum Beispiel der Marktführers „Anglo American Platinum“ einen Ausfall seiner Schmelzanlagen vermelden. Infolgedessen geriet das Iridium-Angebot unter Druck, während gleichzeitig die Nachfrage konstant blieb.

Iridium ist unter anderem deswegen auf ein neues Rekordhoch von 6.300 Dollar geschossen und hat sich damit alleine im noch jungen Jahr 2021 im Preis verdoppelt. Es gab aber noch zahlreiche andere Faktoren, die zur Preisexplosion beigetragen haben, namentlich die Entwicklung in verschiedenen Industrie-Segmenten, die Iridium nachfragen:

  • Iridium profitiert von einem steigenden Bedarf an „grünem“ Wasserstoff. Bei der PEM-Elektrolyse (als Elektrolyse bezeichnet man die Gewinnung von Wasserstoff aus Wasser unter Einsatz von Elektrizität) werden mit Iridium und Platin beschichtete Katalysatoren verwendet. Ob das ein dauerhafter Preistreiber sein kann, ist aber unsicher, denn technische Weiterentwicklungen könnten den verbauten Iridium-Anteil massiv senken.

  • Zehntausende Schiffe mit einem Gewicht über 400 Tonnen müssen bis 2024 mit neuen Ballastwasser-Behandlungssysteme aufgerüstet werden, um diese weiter in Betrieb zu halten. Hintergrund ist eine Vorschrift der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO). Diese Regulierung sorgt für eine beständige Nachfrage nach Elektro-Chlorierungssystemen zur Wasser-Reinigung, die mit Iridium und Ruthenium beschichtete Elektroden enthalten. Rund ein Drittel aller weltweit installierten Systeme zur Ballastwasser-Aufbereitung basieren auf der Methode der Elektro-Chlorierung. 2020 machten dieses Segment und andere elektrochemische Anwendungen mehr als ein Fünftel der globalen Iridium-Nachfrage aus.

  • In der Coronakrise hat sich der Absatz von Elektronik stabil bis positiv entwickelt. Iridium wird hier zum Beispiel in der Herstellung von OLED-Displays benötigt. Die Nachfrage aus der Tech-Industrie ist für ein Drittel des weltweiten Iridium-Bedarfs verantwortlich.

Weitere Anwendungen für Iridium-haltige Legierungen gibt außerdem noch in Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie und der Medizintechnik. Auch in der Schmuckherstellung findet das seltene Edelmetall Verwendung.

Wie wird sich die Industrie-Nachfrage 2021 entwickeln?

Die industrielle Nachfrage für Iridium dürfte sich 2021 verstärken. Nichts deutet darauf hin, dass sich das Wachstum in der Wasserstoff- oder Elektronik-Industrie verlangsamen wird. Der hohe Preis sorgt für Spekulationen über eine mögliche Substitution von Iridium mit anderen Platinmetallen, doch Analysten halten ein solches Szenario für eher unwahrscheinlich. Das hohe Preisniveau könnte aus Nachfrage-Sicht also noch eine ganze Weile Bestand haben.

Aus der Angebots-Perspektive könnten dagegen preisdämpfende Faktoren zum Tragen kommen. Der Anfang des Jahres aufgelaufene Bestand von Roherzeugnissen dürfte im Verlauf des Jahres zu einem Anstieg der raffinierten Produktion führen. Eine Normalisierung der Fördermengen würde tendenziell negativ auf den Preis einwirken. Aufgrund der langen Verarbeitungszeit von Iridium wird die Knappheit am Markt jedoch nicht von heute auf morgen verschwinden.

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