Technologie

Die Renaissance der deutschen Atomkraft wirft ihre Schatten voraus

Die US-Regierung hat offenbar erkannt, dass die Abkehr von fossilen Energieträgern nur unter Einbeziehung der Atomkraft machbar sein wird. Im ideologisch geprägten Deutschland wird es noch zwei, drei Jahre dauern, bis sich diese Einsicht durchsetzt.
06.05.2021 15:00
Lesezeit: 2 min

Die US-Regierung erwägt Insidern zufolge Steuererleichterungen für Atomkraftwerke, um die verschärften Klimaziele von Präsident Joe Biden zu erreichen. Es gebe innerhalb der Regierung Verständnis darüber, dass es die Atomkraft brauche, um die angestrebte „Klimaneutralität“ der Energiewirtschaft bis 2035 zu erreichen, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen.

Die Pläne sollten in Bidens Investitionsprogramm im Volumen von 2,3 Billionen Dollar integriert werden. Dabei sollen auch die Wind-, Solar- und Batterieindustrie unterstützt werden. Das Präsidialamt wollte dazu keine Stellung nehmen.

Die USA betreiben derzeit mit 90 Kernkraftwerken so viele wie kein anderes Land der Erde. Viele ältere Mailer sollen demnächst aber vom Netz gehen, da der Betrieb wegen der Wartungskosten nicht mehr rentabel ist. Zudem steht die Atomindustrie in zunehmendem Wettbewerb mit den erneuerbaren Energien und Gaskraftwerken. Allerdings haben Experten bereits darauf hingewiesen, dass Biden ohne die Atomkraftwerke seine Klimaziele nur schwer oder gar nicht erreichen werden könne.

Bei der Produktion von Atomstrom entstehen keine sogenannten Treibhausgase, deren Ausstoß von den meisten Wissenschaftlern für die Klimaerwärmung verantwortlich gemacht wird. Zuletzt hatte der Milliardär Bill Gates zu verstehen gegeben, dass eine vollständige Umstellung einer Volkswirtschaft auf alternative Energiequellen aus seiner Sicht nur unter Einbezug der Atomkraft möglich sei.

Rückkehr zur Atomkraft wirft ihre Schatten voraus

Am Mittwoch hatte die Bundesregierung konkrete Ziele für ein neues Klimaschutzgesetz bekanntgegeben, dass einer weitreichenden Verschärfung der bislang geltenden Ziele entspricht. Zu den Plänen zählen ein komplett „klimaneutrales“ Deutschland bis zum Jahr 2045, eine Treibhausgasreduktion bis 2030 von 65 Prozent gegenüber den Werten des Jahres 1990 und neue „Klimaziele“ nach 2030. Es wird erwartet, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die nationalen Ziele Deutschlands im Rahmen des 12. Petersberger Klimadialogs an diesem Donnerstagmittag noch einmal öffentlich vorstellt.

Angesichts der aufgrund der Energiewende zunehmend unsicher werdenden Stromversorgung in Deutschland ist es kaum vorstellbar, dass die Erreichung der verschärften Klima-Ziele bei gleichzeitiger Abkehr von fossilen Stromquellen ohne eine Einbindung der Atomkraft in den deutschen Energiemix möglich sein wird. Da aber gerade in Deutschland seit Jahrzehnten eine sehr negative Grundhaltung der Öffentlichkeit und Wählerschaft gegenüber Nuklearkraftwerken vorherrscht, dürfte eine Rückkehr zur Atomkraft noch mehrere Jahre auf sich warten lassen.

Es bleibt zu hoffen, dass nicht ein massiver, flächendeckender Stromausfall den Anstoß für künftige Bundesregierungen geben wird müssen, um schlussendlich die starke Abhängigkeit des Stromsystems von volatilen Energiequellen wie Wind- und Solarkraft mit der planbaren Atomenergie auszubalancieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt ab morgen: 1.000 Euro mehr Heizkosten im Jahr
31.12.2025

Mit dem Jahreswechsel steigt der CO2-Preis – was das für Tanken, Heizen und Ihre Nebenkostenabrechnung konkret heißt. Und wie es danach...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Home Office vs. Büropräsenz: Warum Führungskräfte unter Druck geraten
31.12.2025

Viele Unternehmen ringen damit, die Erwartungen ihrer Mitarbeitenden an flexible Arbeitsmodelle mit den Anforderungen einer...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Verlängerung bis 2029 – was das konkret bringt
31.12.2025

Ende 2025 sollte die Mietpreisbremse in ganz Deutschland auslaufen. Doch im Angesicht der andauernden Mietpreiskrise hat der Bundestag...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett übergibt Berkshire: Was vom Orakel von Omaha bleibt
31.12.2025

Er ist das Gesicht des Value Investing, ein Vorbild für Generationen von Anlegern – und nun zieht sich Warren Buffett zurück. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im MDax 2025
31.12.2025

Der MDax hat 2025 Anlegern wieder Hoffnung gemacht: Mit einem Plus von 19,65 Prozent wuchs der Index mittelgroßer Unternehmen, während...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im Dax 2025
31.12.2025

Das Börsenjahr 2025 war abermals ein starkes für den Dax. Der deutsche Leitindex erreichte mit 24.490,41 Punkten einen Jahresgewinn von...

DWN
Panorama
Panorama 2026: Was sich alles ändert
31.12.2025

m Jahr 2026 stehen für Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Änderungen an: Der Mindestlohn steigt auf 13,90 Euro, Rentnerinnen und Rentner...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wall Street schließt dritten Tag in Folge im Minus
31.12.2025

Die wichtigsten US-Aktienindizes beendeten den Handelstag am Dienstag bereits den dritten Tag in Folge mit Verlusten.