Unternehmen

Verband: CO2-Sondersteuer vertreibt Ernährungsindustrie aus Deutschland

Aufgrund unausgereifter Regelungen rund um die neue Sondersteuer auf das Naturgas CO2 droht die Abwanderung von Teilen der Nahrungsmittelindustrie aus Deutschland.
10.05.2021 13:00
Lesezeit: 1 min
Verband: CO2-Sondersteuer vertreibt Ernährungsindustrie aus Deutschland
Sonnenblumen in Deutschland. Teilen der Lebensmittel- und ölverarbeitenden INdustrie droht wegen der CO2-Sondersteuer die Abwanderung ins Ausland. (Foto: dpa) Foto: Jens Büttner

Unausgereifte Regelungen und Berechnungsgrundlagen rund um die Anfang des Jahres in Deutschland eingeführte Sondersteuer auf das Naturgas CO2 (Kohlenstoffdioxid) führen zu ernsten Problemen im Nahrungsmittelsektor.

Aufgrund unzureichender Berechnungsgrundlagen in der vom Bundeskabinett Ende März beschlossenen „Carbon-Leakage“-Verordnung droht deutschen Herstellern von Speiseöl, Malz, Getreideprodukten sowie Nudeln und Teigwaren Branchenverbänden zufolge die Abwanderung ins Ausland.

So wurden etwa für die Ölmühlenindustrie europäische Daten zum Energieverbrauch herangezogen, die aber für Deutschland nicht repräsentativ sind. „Es kann nicht sein, dass die südeuropäische Olivenöl- der deutschen Rapsölproduktion gleichgestellt wird. Einer Olive lässt sich mit relativ wenig Energie Öl entlocken. Versuchen sie das mal bei einem Rapskorn“, so die Präsidentin des Verbands der Ölsaaten verarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID), Jaana Kleinschmit von Lengefeld.

Unausgereifte Sondersteuer auf CO2

Hintergrund: Seit Anfang des Jahres gilt in Deutschland eine nationale Sondersteuer auf das Naturgas CO2 (Kohlenstoffdioxid) von 25 Euro je Tonne. Damit entstehen zusätzliche Kosten für deutsche Unternehmen. Wenn Wettbewerber im Ausland keiner vergleichbar hohen CO2-Bepreisung unterliegen, kann die heimische Industrie diese nicht auf die Produktpreise umlegen. Es besteht die Gefahr, dass die Produktion infolge von Wettbewerbsnachteilen ins Ausland abwandert und dort zu höheren Emissionen führt („Carbon Leakage“). „Schlechter Carbon-Leakage-Schutz konterkariert echten Klimaschutz“, so Kleinschmit von Lengefeld.

Bereits im vergangenen Jahr hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag des Bundesfinanzministeriums Berechnungen über Auswirkungen des nationalen Brennstoffemissionshandels auf die heimische Industrie aufgestellt. Steigen die Kosten eines Unternehmens aufgrund eines höheren CO2-Preises auf fünf Prozent gemessen an der Bruttowertschöpfung, besteht Abwanderungsgefahr.

Der DIW-Studie zufolge sind die am stärksten von Abwanderung bedrohten Sektoren die Hersteller von Malz, Fetten und Ölen sowie Stärke. „Wenn wir die Ernährungsindustrie in Deutschland halten wollen, muss der Bundestag in der anstehenden parlamentarischen Debatte unbedingt die Sorgen der heimischen Lebensmittelhersteller ernst nehmen und anstelle europäischer Zahlen die Daten des Statistischen Bundesamtes verwenden“, so Kleinschmit von Lengefeld.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...