Unternehmen

Tausende Banker sind bereits aus London in die EU umgezogen

Die Banken haben wegen des Brexits bereits 7600 Jobs aus London in die EU verlagert. Banker, die es sich aussuchen können, vermeiden aber in der Regel den EZB-Sitz Frankfurt.
12.05.2021 17:10
Lesezeit: 1 min

Für immer mehr Investmentbanker hat der Brexit ganz praktische Folgen: sie müssen umziehen. Banken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley schicken ihre Top-Leute vermehrt aus London nach Frankfurt, Paris oder Dublin. Die Pandemie hat die Umzüge zuletzt ins Stocken gebracht. Doch Aufsichtsbehörden verlangen, dass Banken mit Kunden in der Europäischen Union (EU) auch genügend Händler und Risikomanager vor Ort haben.

Vorhersagen über den Wechsel von mehreren Zehntausend Bankern in Folge des EU-Ausstiegs Großbritanniens sind bislang nicht eingetreten. Laut Untersuchungen der Beratungsgesellschaft EY wurden bis dato 7600 Jobs wegen des Brexits in die EU verlagert. Der Großteil davon - 2800 Jobs - gingen nach Paris, in Frankfurt wurden 1700 Stellen geschaffen, in Dublin 1200. Auch Mailand, Madrid und Amsterdam rücken zunehmend ins Blickfeld der Banker, da ihnen ihre Arbeitgeber durch die Homeoffice-Regelungen in Folge der Pandemie mehr Freiheiten lassen bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes.

"Es gibt den Brexit und das Nach-Corona-Phänomen", sagt Emmanuel Goldstein, Frankreich-Chef von Morgan Stanley. Viele französische Banker, die bislang nur im Ausland gearbeitet hätten, seien wegen der Pandemie nach Hause zurückgekehrt. Die US-Bank will bis zum Jahresende 50 Mitarbeiter nach Paris holen. In dem Büro in der französischen Hauptstadt arbeiten bereits 150 Männer und Frauen. Auch bei Goldman Sachs und der britischen Bank Barclays sind italienische Top-Investmentbanker Insidern zufolge umgezogen nach Mailand.

Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht den Druck auf die Investmentbanken. "Wir wollen keine Menschen in Ketten legen und nach Frankfurt bringen - das ist nicht das Ziel", sagte EZB-Bankenaufseher, Andrea Enria, Anfang des Monats zu Reuters. Die Behörde wolle aber sicherstellen, dass sie die Personen, die mit Kunden in der Euro-Zone zu tun hätten, auch beaufsichtigen könne. Einige Banken seien bereits soweit, andere hätten in der Hinsicht weniger unternommen.

An Paris reizt viele Händler die Nähe zu London und die vorherrschende Aktienmarktkultur, wie Arnaud de Bresson von der Pariser Finanzplatz-Initiative sagt. Frankfurt steht dagegen bei vielen nicht so hoch im Kurs. Ein Top-Manager der UBS sagte, manche seiner Mitarbeiter seien aus persönlichen Gründen lieber in die Niederlande oder nach Italien umgezogen. Das langweilige Image der Stadt und ihre vergleichsweise kleine Größe hätten dabei nicht geholfen. "Frankfurt muss besser vermarktet werden", sagt der Banker.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...