Politik

Impfung für Kinder? Sturm der Entrüstung gegen Spahn und Wieler, Portal sammelt innerhalb weniger Stunden hunderttausende Unterschriften

Gegen die Pläne von Gesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Wieler, auch Kinder zu impfen, mobilisiert sich massiver Widerstand.
14.05.2021 12:00
Aktualisiert: 14.05.2021 12:00
Lesezeit: 2 min

Gegen die Pläne von Minister Jens Spahn, nun auch zügig Kinder zu impfen, mobilisiert sich heftiger Widerstand:

Die Berliner Zeitung berichtet:

In der Diskussion um die Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen verschärft sich der Ton. Auf dem Portal change.org wurde jetzt eine Petition gestartet, die sich gegen eine mögliche Impflicht für Kinder richtet. Adressaten der Petition sind Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sowie die Gesundheitsminister der einzelnen Bundesländer. In kürzester Zeit haben bereits über 300.000 Menschen (Stand Mittwoch 12 Uhr) unterschrieben.

Update: Am Donnerstag 20 Uhr hatten bereits 491.000 Personen unterschrieben.

Drosten und Co: Entscheidung gegen Impfung ist Entscheidung für Infektion

Bundesregierung und Behörden haben eine gründliche Prüfung der Corona-Impfung für Kinder zugesagt. Nach der Notfallzulassung des Impfstoffs von Biontech /Pfizer in den USA machte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) deutlich, dass in Deutschland im Gegensatz dazu eine reguläre Zulassung geplant ist. Das Robert Koch-Institut behauptet, dass jede und jeder mit einer Corona-Infektion rechnen müsse, der sich nicht impfen lässt. "Dieses Virus wird uns nicht mehr verlassen", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. "Dieses Virus wird auf Dauer jeden Deutschen infizieren, der nicht geschützt ist durch eine Impfung. Das wird auf Dauer so sein."

Auch der Berliner Virologe Christian Drosten verbreitete die Behauptung: "Wer sich jetzt beispielsweise aktiv dagegen entscheidet, sich impfen zu lassen, der wird sich unweigerlich infizieren." Denn das Virus zirkuliere in der Bevölkerung - zum Beispiel unbemerkt im Rachen von Geimpften und bei kleineren Kindern, die noch nicht geimpft werden können. "Das Virus wird unerkannterweise unter einer Decke des Immunschutzes sich weiter verbreiten", sagte der Wissenschaftler der Charité Berlin im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" am Dienstag. Eine Entscheidung gegen die Impfung sei eine Entscheidung für die Infektion.

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, entfachte Diskussionen über die geplanten Impfungen von Kindern und Jugendlichen. Er stieß bei Spahn und dem Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, dabei auf Widerspruch. So kritisierte Fischbach den Zeitplan von Bund und Ländern in der "Rheinischen Post" als "überambitioniert". Spahn entgegnete, die Länder planten bereits die Organisation der Impfungen. Er sei optimistisch, dass die Über-12-Jährigen im Sommer geimpft werden können. Voraussetzung sei die Zulassung. Die Kinderärzte würden einbezogen.

KBV-Chef Andreas Gassen ist für Reihenimpfungen auch in den Schulen. "Nur so können wir viele Jugendlichen auf einen Schlag impfen", sagte er dem "Handelsblatt". Neben den Kinder- und Jugendärzten sei der öffentliche Gesundheitsdienst in der Verantwortung. Fischbach hatte Reihenimpfungen als "kontraproduktiv" abgelehnt. Spahn versicherte, "dass es keine verpflichtende Impfung geben wird".

Vor einer möglichen Impfempfehlung für Kinder wird laut Ständiger Impfkommission (Stiko) eine genaue Prüfung stehen, wie Stiko-Chef Thomas Mertens versicherte. Nach Zulassung sollten Kinder mit schweren Vorerkrankungen zuerst geimpft werden, sagte er der "Welt". Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will im Mai über die Empfehlung zur Biontech-Zulassung ab 12 Jahren entscheiden.

Das ist auch deshalb von Belang, weil Schulkinder und junge Erwachsene von Corona-Neuinfektionen in Deutschland derzeit angeblich überdurchschnittlich stark betroffen sind. Hier liege die Inzidenz pro 100 000 Einwohnern und sieben Tagen bei 150, teilte Wieler mit. Drosten sagte, eine Corona-Infektion sei möglicherweise bei Kindern nicht so harmlos, wie das im Moment von manchen in der Öffentlichkeit dargestellt werde. Noch wisse man gar nicht, wie es sei, wenn sich große Gruppen von Kindern ansteckten. Es gebe Berichte aus England, wonach dann auch Kinder im Krankenhaus behandelt werden müssten, die die Krankheit schwer treffe. Es habe zudem den Anschein, dass Langzeitfolgen (Long Covid) bei Kindern eher aufträten als die akute Erkrankung.

Seit Monaten galten Kinder hingegen als kaum durch das Virus gefährdet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine Krieg: Trump macht Selenskyj für Eskalation mitverantwortlich - bröckelt die westliche Unterstützung für Kiew?
16.04.2025

Inmitten der Eskalation des Ukraine-Krieges meldet Russland einen massiven ukrainischen Angriff auf die Region Kursk – nach dem...

DWN
Politik
Politik Digitalministerium: Verpflichtende digitale Identität in Koalitionsvertrag – Hacker kritisieren Überwachung
16.04.2025

Im Koalitionsvertrags setzen CDU, CSU und SPD auf eine konsequente Digitalisierung, eine neue Behörde und eine verpflichtende digitale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Ökonom warnt: Ab diesem Zinsniveau wird die Fed eingreifen
16.04.2025

Trotz der jüngsten Zollsenkungen bleiben die von den USA verhängten Handelsbarrieren ein massiver wirtschaftlicher Schock. Das sagt der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Goldman Sachs: Goldpreis auf dem Weg zu 4.000 Dollar – Zentralbanken treiben Rekordrally
16.04.2025

Goldman Sachs erwartet einen historischen Anstieg des Goldpreises: Bis Ende 2025 könnte die Unze 3.700 Dollar kosten, 2026 sogar 4.000....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wie Apple Donald Trumps Zölle umgehen kann
16.04.2025

Der Technologieriese Apple plant, mehr iPhones aus Indien in die USA zu liefern, um den Schaden durch mögliche Zölle zu mildern. Dies...

DWN
Politik
Politik Ministerposten: Spahn statt Linnemann? CDU-Politiker Linnemann wird nicht Wirtschaftsminister
15.04.2025

Nachdem Union und SPD ihren Koalitionsvertrag vereinbart haben, geht das Geschachere um die Ministerposten los: CDU-Politiker Carsten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steuerfreie Überstunden ab 2025? – Das plant die neue Koalition
15.04.2025

Überstunden steuerfrei ab 2025? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...

DWN
Politik
Politik Beamtenstaat: fragwürdige Last-Minute-Beförderungen - vor allem in SPD geführten Ministerien
15.04.2025

Beförderungswelle nach Ampel-Bruch: Die Parteien der Ampel-Regierung konnten in einem Punkt produktiv und schnell sein – teure...