Politik

„Thüringer Heimatschutz“: Staatsanwaltschaft erwägt Deal mit Rechtsextremisten

In Thüringen kam es zu einem schweren Neonazi-Angriff auf die dortige Kirmesgesellschaft. Mindestens 15 Neonazis führten den bewaffneten Angriff aus. Einige der Täter waren beim „Thüringer Heimatschutz“ aktiv. Der Überfall war geplant, der Thüringer Verfassungsschutz hatte die telefonischen Absprachen zum Überfall mitgeschnitten. Nun will die Staatsanwaltschaft tatsächlich einen Deal mit den Extremisten abschließen. Eine Online-Petition wendet sich dagegen.
21.05.2021 21:06
Aktualisiert: 21.05.2021 21:06
Lesezeit: 1 min
„Thüringer Heimatschutz“: Staatsanwaltschaft erwägt Deal mit Rechtsextremisten
In Thüringen finden seltsame Vorkommnisse statt. (Foto: dpa)

Auf der Webseite „Change.org“ wurde unter dem Motto „Keine Deals mit Nazis!“ eine Online-Petition gestartet. Die Petitionsvorlage wird wörtlich zitiert:

In der Nacht vom 8. zum 9. Februar 2014 kam es in Ballstädt im Landkreis Gotha, Thüringen zu einem schweren Neonazi-Angriff auf die dortige Kirmesgesellschaft. Mindestens 15 Neonazis drangen mitten in der Nacht, teils bewaffnet in den Gemeindesaal ein und verletzten 10 Menschen zum Teil schwer. Der Überfall war geplant, der Thüringer Verfassungsschutz hatte die telefonischen Absprachen zum Überfall mitgeschnitten.

Nun, sieben Jahre nach dem schweren Überfall, stellt sich heraus, dass die Thüringer Justiz den Nazis einen Deal unterbreitet hat. Laut Bericht des MDR Thüringen (www.mdr.de/nachrichten/thueringen/west-thueringen/gotha/ballstaedt-neonazi-ueberfall-neuauflage-prozess-deal-100.html) plant die Staatsanwaltschaft Erfurt, das Verfahren mit Absprachen deutlich abzukürzen. Laut dem MDR könnte dies auch beinhalten, dass Haftstrafen in Bewährungsstrafen umgewandelt werden, wenn sich die Angeklagten im Gegenzug schuldig bekennen (…) Für die Betroffenen wäre diese Entscheidung der Thüringer Justiz ein zweiter Schlag ins Gesicht, für militante Neonazis im Bundesland ein Signal, auch nach brutalen Angriffen weiter auf freiem Fuß bleiben zu können. Daher fordern wir von der Thüringer Justiz: Keine Deals mit Nazis!

Unter den Tätern sind seit Jahrzehnten aktive Neonazis, die teils bereits im „Thüringer Heimatschutz“ aktiv waren, mehrere gehören den „Turonen“ einem kriminellen Neonazi-Netzwerk an, das erst kürzlich bundesweit mediale Aufmerksamkeit erlangte, da gegen sie in Verbindung mit Geldwäsche, Drogen- und Waffenhandel ermittelt wird. Im Dezember 2015 begann der Prozess gegen 15 angeklagte Neonazis am Landgericht Erfurt. Er endete 2017 mit 10 Haftstrafen, einer Bewährungsstrafe und vier Freisprüchen. Die Nazis gingen in Revision, der Bundesgerichtshof hob das Urteil schließlich wegen eines Formfehlers auf, wodurch eine neue Verhandlung angesetzt werden musste. Das bedeutete auch, dass die Täter:innen weiterhin auf freiem Fuß blieben und teils in der direkten Nachbarschaft der Betroffenen wohnen.

Während die Betroffenen des schweren Übergriffs und ihre Familien in Ballstädt seit Jahren mit den Folgen zu kämpfen haben, bauen die Täter:innen ungestört kriminelle, militante Neonazi-Netzwerke auf. Wir fordern: Keine Deals mit Nazis!

Mehr zum Thema:

Grüne verhindern Freigabe von NSU-Akten – an keinem der Tatorte gibt es DNA-Spuren von Böhnhardt und Mundlos

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash erschüttert Anleger: Bitcoin-Kurs und andere Kryptowährungen stürzen ab – die Gründe
14.11.2025

Der Kryptomarkt wankt: Der Bitcoin-Kurs ist am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar gerutscht und...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie kletterte am Freitag...

DWN
Technologie
Technologie Streit um Verbrenner-Aus spitzt sich zu: Koalition sucht dringend nach gemeinsamer Linie
14.11.2025

Der ausbleibende E-Auto-Boom und zunehmender Druck aus der Industrie bringen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 erneut ins Wanken....

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...