Nach schwachem Start ins Jahr fürchtet die deutsche Baubranche Lieferprobleme wegen Materialmangel. „Die Engpässe haben das Potenzial, die Baustellen im Sommer zum Erliegen zu bringen“, sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) am Dienstag. „Unsere Unternehmen befürchten Baustellenstopps und Kurzarbeit.“ Im ersten Quartal hätten der Wintereinbruch und die planmäßige Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes die Baukonjunktur merklich gebremst. So lagen die Umsätze der Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe laut ZDB bei 16,4 Milliarden Euro und damit um rund 9,4 Prozent unter Vorjahresniveau. Bei den Aufträgen gebe es Licht und Schatten: Während die Nachfrage im Wohnungsbau hoch bleibe, sei sie bei der Wirtschaft weiter schwankend. Über die Probleme in der Baubranche hatten zuvor erstmals die Deutschen Wirtschaftsnachrichten berichtet. Ein Insider aus der Baubranche teilte dieser Zeitung mit, dass die Kleinbetriebe im Bausektor vor dem Aus stehen. Rohstoffe und Materialien seien erst in drei Monaten lieferbar. Die Lager seien leer und Aufträge können nicht erfüllt werden (HIER).
Die gesamten Bauinvestitionen stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von Januar bis März um 1,1 Prozent zum Vorquartal, sanken allerdings binnen Jahresfrist um 1,6 Prozent. Im Mai hellte sich das Geschäftsklima am Bau auf, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Die Betriebe beurteilten zwar ihre aktuelle Lage besser und auch ihre Erwartungen fielen weniger pessimistisch aus als zuletzt. „Das Problem der Materialknappheit hat sich jedoch nochmals verschärft“, betonte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Bau-Lobbyist Pakleppa erklärte: „Bei Kunststoffen und Holz bleiben vielfach Lieferungen aus, bei Stahl und Metallen gibt es deutliche Preiserhöhungen.“ So habe sich Holz zum Vorjahr um fast 36 Prozent verteuert und zum Dezember 2020 um gut 27 Prozent.