Finanzen

EZB-Direktor Panetta: Digitaler Euro droht Bank-Runs zu verstärken

EZB-Direktor Panetta hebt die Möglichkeit hervor, beim digitalen Euro Strafentgelte auf höhere Guthaben einzuführen. Denn andernfalls drohten verstärkte Bank-Runs.
26.05.2021 11:34
Lesezeit: 1 min
EZB-Direktor Panetta: Digitaler Euro droht Bank-Runs zu verstärken
Unbrauchbar gemachte Euro-Münzen im Geldmuseum der Bundesbank. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Ein digitaler Euro könnte nach Einschätzung von EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta frühestens im Jahr 2026 eingeführt werden. "Das würde das früheste Datum sein", sagte Panetta der japanischen Zeitung "Nikkei". Europas Währungshüter wollen in den kommenden Monaten grundsätzlich entscheiden, ob das Projekt weiterverfolgt wird. Ein digitaler Euro würde die Auswahl an Zahlungsmitteln vergrößern.

"Wir sehen, dass die Menschen mehr und mehr online einkaufen und dass sie mit wachsender Häufigkeit digitale Zahlungsmethoden verwenden", sagte Panetta. Man wolle verhindern, dass der Massenzahlungsverkehr von einer Handvoll nicht-europäischer Akteure dominiert werde, die gegen die Kontrolle europäischer Behörden relativ immun sein könnten. "Das könnte zu mangelhaftem Wettbewerb und Datenschutz führen", sagte Panetta.

Zugleich wäre ein digitaler Euro eine Antwort auf den Aufstieg privatwirtschaftlicher Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether. Im Gegensatz zu diesen würde ein Digital-Euro von der EZB herausgegeben und kontrolliert. Über die konkrete Form besteht noch keine Klarheit.

Ein digitaler Euro könnte es Privatleuten erlauben, Geld direkt bei der Zentralbank zu hinterlegen. Diese Möglichkeit steht normalerweise nur gewerblichen Kreditgebern wie Banken, Regierungen und anderen Zentralbanken offen. Einige Experten sehen die Gefahr, dass dann in Krisenzeiten Bankkunden ihre Ersparnisse fluchtartig von kommerziellen Banken abziehen und Notlagen so verstärken würden.

Diese Risiken ließen sich vermeiden, indem die bei der EZB hinterlegte Summe begrenzt werde, zum Beispiel auf nicht mehr als 3000 Euro, erläuterte Panetta. Eine andere Möglichkeit könnte die Einführung eines Strafentgeltes für Summen oberhalb einer bestimmten Schwelle sein.

Ausdrücklich nicht das Ziel ist es, Schein und Münze abzuschaffen, wie die Währungshüter bei der Vorstellung des Vorhabens Anfang Oktober versichert hatten. Auch andere Notenbanken rund um den Globus beschäftigen sich mit digitalem Zentralbankgeld.

Mehr zum Thema: Digitale Zentralbankwährungen werden das Bargeld abschaffen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...