Seit vielen Jahren ist der kommende Untergang des Dollars ein zentrales Thema. Zwar ist die US-Währung weiterhin die Weltleitwährung. Doch es reifen Alternativen heran. Selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) hat kürzlich die Ansicht vertreten, dass eine Welt mit mehr als nur einer Reservewährung stabiler sei. Zudem arbeitet er an der Einführung einer eigenen digitalen IWF-Weltwährung.
Eine bereits existierende Alternative zum Dollar ist der chinesische Yuan, dem Ray Dalio eine blühende Zukunft voraussagt. Der Gründer von Bridgewater Associates, der weltgrößten Hedgefonds-Firma prognostiziert, dass der Yuan in fünf bis zehn Jahren einen Anteil von 5 bis 10 Prozent an den weltweiten Devisenreserven erreichen wird, gegenüber 2 Prozent heute. Der Dollar hat laut Daten des IWF einen Anteil von 60 Prozent.
Zwar sagt Dalio nicht, dass der Yuan den Dollar als Weltreservewährung ablösen könnte. Doch seiner Ansicht nach wird der Yuan "eine bedeutendere, eine starke Währung, eine stabile Währung, eine attraktivere Renditewährung und auch eine weiter verbreitete Währung werden." Der Aufstieg des Yuan werde "wahrscheinlich schneller geschehen, als die meisten Leute erwarten".
Chinas Wirtschaft wächst auch in Zeiten von Corona relativ schnell und wird voraussichtlich im Jahr 2030 oder 2035 größer sein als die US-Wirtschaft. Infolgedessen wird sich Chinas Einfluss auf den globalen Handel und die Finanztransaktionen im Laufe der Jahre erhöhen, was wiederum den Yuan stärken wird, so der Hedgefonds-Guru zu CNBC
Ein weiterer Faktor, der die zunehmende Bedeutung des Yuan begünstigt, sind die Bemühungen Pekings, seine Währung zu digitalisieren und damit ihre internationale Nutzung zu fördern. Dalio zufolge wäre der digitale Yuan "eine sehr brauchbare Alternative" für Investoren. Um erfolgreich zu sein, müsse der digitale Yuan weltweit akzeptiert und durch verlockende chinesische Zinssätze gestützt werden.
Hohe Zinssätze bietet China schon heute. Zehnjährige chinesische Staatsanleihen haben mit 3,1 Prozent eine fast doppelt so hohe Rendite wie die entsprechenden US-Papiere. Zwar werden Chinas Staatsanleihen derzeit kaum im Ausland gehandelt. Doch das könnte sich ändern, wie die Investmentbank Goldman Sachs kürzlich in einer Analyse sagte.
Auch die Rahmenbedingungen haben sich allmählich zugunsten Chinas verändert. So nahm der IWF den Yuan bereits 2016 in seinen Korb der wichtigsten Reservewährungen auf, auch bekannt als Sonderziehungsrechte (SZR). Seit Anfang letzten Jahres ist der Dollar gegenüber dem Yuan rund 7 Prozent gefallen. Das heißt der Yuan hat entsprechend aufgewertet.
Der starke Yuan belastet die chinesische Exportwirtschaft. Daher hat China, um seine Währung zu schwächen, am 31. Mai erstmals seit der Großen Finanzkrise die Reserveanforderungen für Fremdwährungen angehoben. Auf diese Weise soll die Nachfrage nach Yuan geschwächt werden, was den Yuan gegenüber dem Dollar abschwächen sollte.
Doch der starke Yuan hat für China den Vorteil, dass er seine massiven Rohstoffimporte erschwinglicher macht. Zudem erhöht ein starker Yuan die Kaufkraft der chinesischen Bürger und den Konsum im eigenen Land. Es ist also durchaus denkbar, dass die chinesische Regierung der Yuan künftig weiter aufwerten lässt, auch um das Land weniger abhängig von Exporten zu machen.
Der Analyst Peter Schiff teilt die Einschätzung von Ray Dalio, dass China und seine Währung auf dem Weg nach oben sind, und ist sogar noch optimistischer: "Der Yuan wird weiter und schneller steigen als Ray Dalio erwartet, sodass China noch vor Ende dieses Jahrzehnts die größte und mächtigste Volkswirtschaft der Welt werden kann."