Wirtschaft

Ölpreisschock benötigt: Ein Krieg im Nahen Osten würde die Energiewende vorantreiben

Ein regionaler Konflikt im Nahen Osten unter der Beteiligung des Irans würde einen Ölpreisschock auslösen. Die von Erdölimporten abhängigen Länder müssten bei einem Ölpreis zwischen 100 bis 150 Dollar gezwungenermaßen auf alternative Energiequellen umsteigen. Es klingt pervers, doch ein Krieg im Nahen Osten würde die klimapolitische Energiewende vorantreiben.
18.06.2021 12:42
Aktualisiert: 18.06.2021 12:42
Lesezeit: 1 min
Ölpreisschock benötigt: Ein Krieg im Nahen Osten würde die Energiewende vorantreiben
Eine Wolke steht bei Sonnenaufgang über Windrädern im Landkreis Hildesheim und wird am Tag des kalendarischen Frühlingsanfangs von der Sonne angestrahlt. (Foto: dpa)

Die aktuellen Vorkommnisse im Nahen Osten bergen das Potenzial in sich, größere Konflikte in der Region der Energieressourcen und Pipelines auszulösen. Es besteht nach wie vor das Risiko, dass der israelisch-palästinensische Konflikt einen Flächenbrand auslöst. Die Hardliner im Iran gewinnen immer mehr die Überhand und auch im Irak könnte es jederzeit krachen. In solch einem Fall muss die Frage aufgeworfen werden, welche Auswirkungen ein derartiges Szenario auf die Ölpreise und die angepeilte klimapolitische Energiewende hätte.

Der aktuelle Ölpreis der richtungsweisenden Nordseesorte Brent liegt aktuell bei 72,17 US-Dollar pro Barrel. Bei diesem Ölpreis werden sich nur wenige Länder dafür entscheiden, auf alternative Energiequellen umzuschwenken. Ein Ölpreis bis zu einer Marke von 80 US-Dollar wäre zu gering, um die Länder dazu zu bewegen, auf klimapolitisch relevante Technologien zu setzen.

Es kann beobachtet werden, dass die Ölpreise der Sorten Brent und WTI sich auch nicht durch spekulative Aktionen auf 100 bis 150 US-Dollar hochhieven lassen. Objektiv betrachtet ließe sich das lediglich durch weitere Konflikte in den energiereichen Regionen des Nahen Ostens erreichen. Im Rahmen dieses Szenarios würde es nämlich gelingen, das Angebot derart zurückzufahren, dass die Ölpreise drastisch ansteigen.

Unter der Bedingung, dass sich der israelisch-palästinensische Konflikt oder ein anderer Konflikt begrenzt ausweitet und der Iran möglicherweise Teil eines Konflikts wird, ließe sich das Öl-Angebot maßvoll zurückfahren, um die weltweite Umorientierung in klimapolitische Energietechnologien zu fördern.

Von hohen Ölpreisen würden unweigerlich Russland, die USA und Saudi-Arabien profitieren, während China und Europa wirtschaftliche Probleme bekommen würden. Es sollte nicht vergessen werden, dass der Jom-Kippur-Krieg 1973, der durch einen Angriff syrischer und ägyptischer Truppen auf Israel ausgelöst wurde, jenen Ölschock verursacht hatte, der in Europa zu einer Wirtschaftskrise führte. Als Folge dieser Krise entschied die damalige Bundesregierung, dass 40 Atomkraftwerke gebaut werden sollten, um die Ölabhängigkeit zu mindern.

Heute könnten wir an der Schwelle zu einer ähnlichen Entwicklung stehen. Ein möglicher regionaler Konflikt könnte die Ölpreise derart ansteigen lassen, dass sich die europäischen Regierungen diesmal dazu entscheiden würden, massiv in erneuerbare Energien zu investieren, um die Abhängigkeit von Öl abzumildern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schweizer Rohstoffhändler wankt: Gunvor-Chef steigt aus – die Lehren aus Gunvors Buy-out
04.12.2025

Gunvor galt lange als diskreter Globalplayer im Ölhandel – bis der Flirt mit dem russischer Öl- und Gaskonzern Lukoil sowie Vorwürfe...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...