Politik

USA verteidigen Manöver im Schwarzen Meer, Russland sendet Warnung

Mit dem Sea-Breeze-Manöver will die Nato im Schwarzen Meer Stärke zeigen. Russland hingegen sieht darin ein erneutes Eindringen in seine traditionelle Einflusssphäre.
11.07.2021 13:06
Lesezeit: 3 min

Die Spannungen im Schwarzen Meer waren in den letzten Wochen hoch. So hinderte die russische Marine im Juni ein britisches Kriegsschiff mit Warnschüssen und Bombenabwürfen am Durchfahren der Gewässer vor der Halbinsel Krim, die Russland im Jahr 2014 annektiert hat (die Landnahme wird jedoch vom Westen nicht als rechtmäßig anerkannt).

Die Konfrontation zwischen Russen und Briten fand kurz vor Beginn des diesjährigen "Sea Breeze"-Manövers statt, das von den USA und der Ukraine geleitet wird und an dem 32 Staaten teilnehmen.

Der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow sagte diese Woche, dass westliche "Provokateure" eine Eskalation riskieren, und bezog sich dabei insbesondere auf die Passage des britischen Zerstörer "HMS Defender" vor der Küste der Halbinsel Krim. "Sie wären besser dran, wenn sie ihre Provokationen das nächste Mal unterlassen und sich von diesem Gebiet fernhalten würden, denn sie werden sonst einen Schlag auf die Nase bekommen", zitiert ihn Newsweek.

Weder Russland noch die Nato sind derzeit bereit, in Bezug auf das Schwarze Meer, das wichtig für Russlands Handel und Militär ist, nachzugeben. Daniel Marzluff, Kommandeur der Sechsten Flotte der US-Navy, sagte zu Newsweek, dass die Sea Breeze Manöver "wesentlich" bei der Abschreckung russischer Aggression sowie bei der Unterstützung für die Ukraine durch USA und Nato seien. Die Ukraine führt noch immer einen Krieg gegen Separatisten im Osten des Landes.

"Dies ist eindeutig der effektivste Weg, um eine einheitliche Front gegen diese Art von Schurken-Aktion zu bilden," so Marzluff im Hinblick auf die laufenden Übungen. Die regionalen Verbündeten der USA seien Amerikas "größter strategischer Vorteil" im Konflikt mit Russland. "Hier im Schwarzen Meer haben wir drei Nato-Verbündete, die bereit sind, auf jede Art von russischer Aggression zu reagieren." Er meint Rumänien, Bulgarien und die Türkei.

Russland hat indes seine eigenen Militärübungen abgehalten. Am Dienstag teilte das russische Verteidigungsministerium mit, dass in den Regionen Saratow, Amur, Irkutsk und Rjasan Langstreckenflugübungen durchgeführt wurden, an denen auch strategische Raketenträger und ein Luftbetankungsflugzeug beteiligt waren. Russland führte auch vor kurzem einen Bereitschaftstest der Luftabwehrsysteme auf der Krim durch, die Moskau dort seit 2014 befestigt hat.

Der russische Präsident Wladimir Putin betrachtet die westlichen Operationen im Schwarzen Meer als eine Verletzung der traditionellen Einflusssphäre Moskaus. Seiner Ansicht nach wollen die USA in der Region neue Militärbasen eröffnen. "Sie wissen, dass sie diesen Konflikt nicht gewinnen können: Wir würden für unser eigenes Territorium kämpfen, wir sind nicht Tausende von Meilen gereist, um an ihre Grenzen zu gelangen, sie haben es getan," sagte Putin letzte Woche.

Der Westen weist die Vorwürfe Russlands zurück. Das niederländische Außenministerium sagte im Hinblick auf eine Konfrontation mit Russland im Juni: "Die niederländischen Streitkräfte haben jedes Recht, im Schwarzen Meer zu operieren. Die niederländische Fregatte befand sich in internationalen Gewässern und operierte in Übereinstimmung mit dem internationalen Seerecht, wie es im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen kodifiziert ist. [...] Dies war in keiner Weise als Provokation gedacht."

Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, die USA seien "zutiefst besorgt" über die erklärte Absicht Russlands, ausländischen Marineschiffen die Durchfahrt durch bestimmte Teile des Schwarzen Meeres zu verwehren, darunter das Seegebiet in der Nähe der besetzten Krim. "Wir fordern Russland auf, seine Schikanen gegen Schiffe in der Region einzustellen und die Navigationsrechte aller Staaten zu respektieren, wie es das Völkerrecht vorsieht."

"Wir stehen mit unseren Verbündeten im Widerstand gegen die russische Aggression in der Ukraine, und wir bekräftigen unsere Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen, die sich auf ihre Hoheitsgewässer erstrecken. Die Krim gehört zur Ukraine", so der Sprecher des US-Außenministeriums. Die Ukraine und Georgien drängen weiterhin auf eine volle Mitgliedschaft in der Nato.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsen: Warum Europas Geldpolitik zur Falle werden könnte
17.12.2025

Die EZB signalisiert das Ende der Zinssenkungen – und plötzlich zieht die Eurozone die Risiken einer neuen Straffung an. Europas...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehrzentrum startet: Bund und Länder bündeln Kräfte zur Gefahrenabwehr
17.12.2025

In Berlin startet ein neues Drohnenabwehrzentrum, das Behörden, Bundeswehr und Nachrichtendienste enger verzahnen soll. Drohnensichtungen...

DWN
Politik
Politik EU-Parlament macht Weg für Verzicht auf russisches Gas frei
17.12.2025

Die EU steuert auf einen harten Schnitt zu: Spätestens 2027 soll Schluss sein mit russischem Gas. Doch Ausnahmen, LNG und der Streit mit...

DWN
Politik
Politik Aus Bürgergeld wird Grundsicherung: Kabinett schickt mehrere Reformen auf die Strecke
17.12.2025

Letzte Kabinettsrunde vor Weihnachten: Von Grundsicherung über Rente bis Kurzarbeitergeld treibt die Regierung mehrere Reformen an. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank bringt den Wero-Bezahldienst zu Millionen Kunden
17.12.2025

Der Wero-Bezahldienst erreicht jetzt Millionen Bankkunden: Deutsche Bank und Postbank schalten den vollen Funktionsumfang frei. Europa...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Inflation im November bei 2,1 Prozent
17.12.2025

Die Eurozone-Inflation wirkt auf den ersten Blick stabil – doch eine neue Eurostat-Schätzung verändert den Blick auf den November. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steve Jobs und die Zukunft der Führung: Warum Chefs jetzt umdenken müssen
17.12.2025

Der Mittelstand arbeitet noch nach Regeln von gestern – doch die Herausforderungen von heute lassen sich damit kaum lösen. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Ifo-Index schwach – Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung
17.12.2025

Der Ifo-Index sendet zum Jahresende ein klares Warnsignal für Deutschlands Wirtschaft. Sinkende Erwartungen, enttäuschte Hoffnungen und...