Politik

Schwere Ausschreitungen in Südafrika halten an

Brutale Gewalt hat Teile Südafrikas im Griff. Es gab Tote und Verletzte, Millionenwerte wurden zerstört. Nun formiert sich Widerstand.
14.07.2021 16:18
Lesezeit: 2 min
Schwere Ausschreitungen in Südafrika halten an
Plünderer vor brennenden Barrikaden. (Foto: dpa) Foto: Andre Swart

Nach tagelangen gewalttätigen Protesten und Plünderungen mit mindestens 72 Toten in Teilen Südafrikas formiert sich in einigen Provinzen ziviler Widerstand. Aus Townships rund um Städte wie Kapstadt, Mahikeng oder East London kamen Berichte über zivile Anwohnergruppen, die ihre Infrastruktur gegen Plünderer zu schützen versuchten. Nachdem es Polizeiberichte zu einem Übergreifen der Plünderungen auf weitere Provinzen gab, formierten sich dort Gegenbewegungen. Dennoch gab es weitere Berichte über Plünderungen.

In dem Ort Vosloorus im industriellen Zentrum rund um Johannesburg (Gauteng-Provinz) distanzierte sich der Vorsitzende des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) von Behauptungen, die Gewalt sei ein Protest gegen die Inhaftierung des früheren ANC-Vorsitzenden, Ex-Präsident Jacob Zuma. «Einkaufskomplexe niederzubrennen hat nichts mit Zuma zu tun, aber eine Menge mit Kriminalität», sagte er vor laufender Kamera. Auf die Frage nach einer möglichen Begnadigung Zumas meinte er: «Inmitten einer Krise blinzelt man nicht.» Kriminelle sabotierten die Grundlage der Wirtschaft und zerstörten eine Infrastruktur, die den Armen letztlich ihre Jobs nehme.

Das mittlerweile zur Unterstützung der Polizei mobilisierte Militär wurde laut Regierungsangaben vor allem an strategischen Punkten rund um Krankenhäuser und Flughäfen, aber auch im Township Alexandra bei Johannesburg stationiert. Während der Unruhen wurden auch mindestens vier Ausländer aus Somalia getötet und weitere verletzt. Wie das somalische Außenministerium am Dienstag zudem bestätigte, wurden auch zahlreiche somalische Geschäfte in der Provinz KwaZulu-Natal geplündert. Somalische Händler waren in der Vergangenheit bei Übergriffen in Südafrika wiederholt Ziel von Attacken. Das somalische Außenamt appellierte daher an Südafrikas Regierung, somalische Staatsbürger vor brutalen Übergriffen zu schützen.

Auch die Afrikanische Union (AU) rief angesichts der Gewalt dringend zu einer Wiederherstellung der Ordnung auf. Bürgerwehren in Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal sowie der Gauteng-Provinz versuchten, ein Überschwappen der Gewalt in die Wohnviertel zu verhindern. Dort wurden ganze Gewerbegebiete geplündert und in Brand gesteckt. Neben Baumärkten, Imbissen, Elektrogeschäften und Supermärkten wurden auch Kliniken und Impfzentren attackiert, was zu einer Unterbrechung der Covid-19-Impfungen führte. Zudem drohen Versorgungsengpässe.

Begonnen hatten die Krawalle als eine Form des Protestes gegen die Inhaftierung des Ex-Präsidenten Jacob Zuma; innerhalb weniger Tage entwickelten sie sich dann aber zu großflächigen Ausschreitungen. Zuma war wegen Missachtung der Justiz zu einer Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt worden, die er vor einer Woche antrat. Er muss sich vor einer Untersuchungskommission wegen verschiedener Korruptionsvorwürfe während seiner Amtszeit (2009-2018) verantworten, war aber einer Vorladung nicht gefolgt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bauern protestieren gegen niedrige Butterpreise bei Lidl
15.12.2025

Mit Traktoren demonstrieren Landwirte in Baden-Württemberg gegen aus ihrer Sicht ruinöse Milch- und Butterpreise. Im Fokus der Kritik...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI revolutioniert Unternehmen: Wie Künstliche Intelligenz Verhandlungen effizienter macht
15.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert zunehmend die Arbeitsweise in Unternehmensbereichen, in denen bislang menschliche Erfahrung dominierte....