Finanzen

Klimawandel und „Great Reset“: Im Dunkeln bahnt sich die größte Finanz-Krise der Geschichte an

Die Welt geht einer beispiellosen Destabilisierung des Finanzsystems entgegen. Ein totaler Zusammenbruch mit einer anschließenden Transformation ist zu erwarten.
15.07.2021 12:18
Aktualisiert: 15.07.2021 12:18
Lesezeit: 2 min

Der Klimawandel stellt ernsthafte Risiken für die Stabilität des Finanzsystems dar, sagte der Direktor der Währungs- und Kapitalmarktabteilung des IWF, Tobias Adrian, gegenüber „CNN Business“. Die Klimakrise könne „absolut“ eine Finanzkrise auslösen. „Die Klimakrise entwickelt sich langsam, aber sie ist potenziell katastrophal“, so Adrian. Die Kommentare spiegeln eine Warnung des „Commodity Futures Trading Committee“ (CFTC) vom September 2020 wider, die besagt, dass „der Klimawandel ein großes Risiko für die Stabilität des US-Finanzsystems und seine Fähigkeit zur Stützung der amerikanischen Wirtschaft darstellt“.

Die CFTC forderte die Regulierungsbehörden auf, „dringlicher und entschlossener“ gegen die drohenden wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel vorzugehen.

Im März 2021 teilte die US-Notenbank Fed in einem Bericht mit, dass klimabedingte wirtschaftliche oder finanzielle Risiken sich nicht unbedingt auf die Finanzstabilität auswirken müssen, obwohl sie einräumte, dass dies unter bestimmten Szenarien möglich sei. Die Fed spricht davon, dass es zu verschiedenen „Schocks“ kommen könnte, die die Finanzstabilität beeinträchtigen würden.

Die Befunde harmonieren mit weiteren Berichten. Am 18. März 2021 veröffentlichte die „Financial Times“ einen Artikel unter der Überschrift „Time for a great reset of the financial system“ („Zeit für einen ,Great Reset‘ des Finanzsystems“).

Die FT führt im Zusammenhang mit dem „Great Reset“ des Finanzsystems aus:

„Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für die großen Volkswirtschaften des Westens (und idealerweise der Welt), sich zusammenzusetzen und eine neue internationale Währungsordnung zu erarbeiten.“

„Mit einem Liquiditätsanker wird sich die Weltwirtschaft dann einem saubereren kapitalistischen Modell nähern, bei dem die Finanzmärkte zu ihrer primären Rolle der Preisfindung und Kapitalallokation auf der Grundlage der wahrgenommenen Fundamentaldaten (und nicht des Liquiditätsniveaus) zurückkehren.“

„Der Hauptgrund dafür, dass viele westliche Volkswirtschaften jetzt übermäßig von Konsum, Schulden und Immobilienpreisen abhängig sind, liegt in der Struktur der nationalen und internationalen Währungs- und Finanzarchitektur. Ein Great Reset bietet daher die Möglichkeit, (einen Anschein von) wirtschaftlicher Fairness in westlichen und anderen Volkswirtschaften wiederherzustellen.“

Die IWF-Chefin Kristalina Georgieva führt am Ende einer Mitteilung über den „Great Reset“ aus: „Ich möchte

mit einem Beispiel aus der Vergangenheit schließen. William Beveridge legte mitten im Zweiten Weltkrieg 1942 seinen berühmten Bericht vor, in dem er projizierte, wie Großbritannien das angehen sollte, was er die ,fünf riesigen Übel‘ nannte. Dieser berühmte ,Beveridge Report‘ führte nach dem Krieg zu einem besseren Land - einschließlich der Schaffung des National Health Service, der heute in Großbritannien so viele Menschenleben rettet. Zu dieser Zeit wurde auch meine Institution, der IWF, gegründet - auf der Bretton Woods-Konferenz. Jetzt ist also der Moment gekommen, um die Seite umzublättern - und alle Kraft zu nutzen, die wir haben. Im Falle des IWF verfügen wir über eine finanzielle Kapazität von einer Billion Dollar und ein enormes politisches Engagement. Das ist der Moment, um zu entscheiden, dass die Geschichte darauf als ,Great Reset‘ und nicht als ,Great Reversal‘ zurückblicken wird. Und ich möchte sagen - laut und deutlich -, dass das beste Denkmal, das wir für diejenigen errichten können, die bei der Pandemie ihr Leben verloren haben, darin besteht, eine Welt zu schaffen, die grüner, intelligenter und gerechter ist.“

Eine Neuordnung des internationalen Finanzsystems ist offenbar unerlässlich. In Europa rollt beispielsweise eine große Lawine von „faulen Krediten“ an, die zur wortwörtlichen „Mutter aller Krisen“ führen könnte (HIER). Der nach der letzten Finanzkrise geschaffene Europäische Ausschuss für Systemrisiken warnt hingegen vor dem Herannahen einer Pleitewelle (HIER).

Mehr zum Thema:

Neues Zeitalter: Startschuss für den epochalen „Great Reset“ des Finanzsystems

Wie der IWF die Welt „vom Great Lockdown zur Great Transformation“ führen will

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Flixtrain bereit zum harten Wettbewerb um Bahn-Kunden
18.11.2025

Im Fernverkehr auf deutschen Schienen herrscht bislang wenig Wettbewerb. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Ein kleiner...

DWN
Technologie
Technologie Fliegende Autos: XPeng eröffnet erste Produktionsstätte für Flugfahrzeuge in China
18.11.2025

China eröffnet erstmals industrielle Strukturen für Fahrzeuge, die sowohl am Boden als auch in der Luft nutzbar sein sollen. Wird damit...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare down: Internetdienste X und ChatGPT massiv von Cloudflare-Störung betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit Dienstagmittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist tief gefallen und löst weltweit Unruhe unter Anlegern aus. Der Fear-and-Greed-Index warnt vor extremer Angst am...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Europa: Beckedahl kritisiert Bundesregierung
18.11.2025

Deutschland feiert neue Google- und Microsoft-Rechenzentren, während die digitale Abhängigkeit von US-Konzernen wächst. Der...