Weltwirtschaft

Studie: US-Protektionismus schadet allen Beteiligten - auch amerikanischen Unternehmen

Lesezeit: 2 min
04.08.2021 09:15  Aktualisiert: 04.08.2021 09:15
Bei dem von Präsident Trump begonnenen und von seinem Nachfolger Biden übernommenen Handelskrieg verlieren so gut wie alle Seiten - auch amerikanische Unternehmen.
Studie: US-Protektionismus schadet allen Beteiligten - auch amerikanischen Unternehmen
US-Präsident Joe Biden. (Foto: dpa)
Foto: Susan Walsh

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die von Donald Trump begonnene und vom amtierenden Präsidenten Joe Biden weitgehend übernommene protektionistische Handelspolitik schadet einer Studie zufolge der Wirtschaft weltweit. Demnach haben die Finanzmärkte auf Zollerhöhungen für Importe und andere restriktive Maßnahmen der Trump-Administration bis zu 100 Handelstage signifikant negativ reagiert, geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftforschung (DIW) hervor. "Nach neuen handelspolitischen Ankündigungen der US-Regierung gaben die Aktien- und Anleihemärkte deutlich nach", sagte Studienautor Malte Rieth. "Nur der Dollar wertet als sicherer Hafen auf, was aber dem US-Export nicht förderlich ist." US-Produkte werden dadurch im Ausland teurer. Auch die Anleiherenditen seien gesunken, da eine Wachstumsabschwächung befürchtet werde.

Vor allem in China engagierte US-Firmen haben die Restriktionen beeinträchtigt, zeigt ein für diese Auswertung zusammengestellter Index. Ihre Aktienkurse gaben demnach nach neuen Ankündigungen von Zollerhöhungen im Schnitt um ein Prozent nach. Nur wenige US-Branchen wie die exportunabhängigen Versorger oder Immobilienunternehmen ließ die protektionistische Handelspolitik weitestgehend unbeeindruckt. Die übrigen neun US-Branchen mussten aber signifikante Einbußen hinnehmen - insbesondere der Technologiesektor und die Industrie. Chinas Vergeltungsmaßnahmen, welche im Einklang mit den WTO-Regeln standen und stehen, wirken noch einmal zusätzlich negativ, wodurch die US-Realwirtschaft doppelt getroffen werde.

Doch die Restriktionen schaden dem DIW zufolge nicht nur der US-Wirtschaft. Die konfrontativen Maßnahmen gegen China belasteten auch die Aktienleitindizes sehr vieler US-Handelspartner, vor allem in Lateinamerika und Europa. "Da nur wenige Unternehmen und Länder vom US-Protektionismus profitiert haben, liegt die Rationalität dieser Politik offensichtlich nicht in ökonomischen Gewinnen", sagte Studienautor Lukas Menkhoff. Die neue US-Regierung von Biden behält die restriktive Handelspolitik bei und fährt vor allem gegen China einen harten Kurs. Mit der jüngst verschärften protektionistichen "Buy America"-Strategie scheine er vor allem innenpolitisch beruhigen zu wollen, so das DIW.

Biden will die heimische Industrie mit einer Ausweitung des "Buy-American"-Programms unterstützen. Nach monatelangen Verhandlungen zwischen US-Behörden und -Unternehmen vor wenigen Tagen am Mittwoch neue Vorschriften vorgestellt, die Zulieferern mehr Bauteile aus amerikanischer Fertigung in ihren Endprodukten vorschreiben. In einem ersten Schritt soll der Mindestanteil demnach von jetzt 55 auf 60 Prozent steigen und bis 2029 schließlich 75 Prozent erreichen.

Der Finanzdienstleister Solvecon kommentiert in seinem aktuellen Forex-Report: "Diese Studie greift viel zu kurz und hebt auf Primär-, jedoch nicht Sekundär- und Tertiäreffekte dieser US-Politik ab. Die USA haben mit dieser Politik bewiesen, dass für sie keine Verträge, Vereinbarungen und internationale Regeln gelten. Wenn multilaterale Regeln für die USA nicht mehr Vorteile generieren, will der Hegemon Regeln zu seinen Gunsten verändern. Wie kann man in Europa und dem Rest der Welt aus einer derartigen US-Politik Vertrauen in die USA für eine verlässliche und belastbare Zukunft für die komplex gestaltete Weltökonomie ableiten? Was heißt das für Unternehmen, die in den USA produzieren, wenn morgen durch Federstrich Washingtons (Missbrauch des rechtlich nicht definierten Begriffs der Nationalen Sicherheit) im Rahmen der Handelspolitik losgelöst vom internationalen Regel- und Vertragswerk Lieferketten, Beschaffungs- und Absatzmärkte zusammenbrechen? Muss man dann den Produktionsstandort und Finanzstandort USA nicht meiden, wenn man für die Investoren des Unternehmens verantwortlich handeln will?"


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Und noch ein europäischer Alleingang: Fico zu Gesprächen mit Putin im Kreml
23.12.2024

Der slowakische Regierungschef Fico zeigt mit einem Überraschungsbesuch im Kreml, dass die EU-Front gegen Russlands Präsidenten Putin...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...