Das Berliner Unternehmen „Bluu Biosciences“ entwickelt Speisefisch aus Fischzellen. Diese werden einem Stück Fischgewebe entnommen und in einem Bioreaktor gezüchtet. Seit etwas mehr als einem Jahr läuft das Projekt. Die Markteinführung des Fischs ist für Ende 2023 geplant – bis dahin müssen noch eine Reihe von technischen Problemen gelöst werden. Zunächst sollen Restaurants beliefert werden, anschließend Supermärkte. Und zwar mit Fischbällchen, Fischstäbchen und Fischtartar, die sich aus einem Mix aus Zell-Komponenten und pflanzlichen Proteinen zusammensetzen. Fischfilet soll erst zu einem späteren Zeitpunkt marktreif sein.
„Wir sehen hier einen stark wachsenden Markt. In Kreislaufwirtschaft hergestellten Produkten gehört die Zukunft“, sagt Sebastian Rakers, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens, das eine Auslagerung des „Fraunhofer-Entwicklungszentrums für Marine und Zelluläre Biotechnologie“ (EMB) ist. Rakers hat an der Universität Lübeck im Fachbereich „Marine Biotechnologie“ promoviert. Er beschreibt die Vorteile der zellbasierten Fischproduktion als vielfältig. Sie komme dem Tierwohl zugute, weil die Schlachtung der Fische entfalle. Darüber hinaus ersetzte sie die – im Laufe des vorigen Jahrzehnts wegen der Überfischung der Weltmeere zahlenmäßig stark gewachsenen – Aquakulturen, die zur Verschmutzung der Meere und zur Eutrophierung (die unerwünschte Zunahme eines Gewässers an Nährstoffen und das damit verbundene nutzlose und schädliche Pflanzenwachstum) beitragen. Schließlich verfüge der auf diesem Wege produzierte Fisch über einen hohen Nährwert.
Hauptgrund für die künstliche Herstellung von Fisch ist jedoch der stark abnehmende Fischbestand der Weltmeere. Jährlich werden circa 80 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Knapp ein Drittel (31 Prozent) der kommerziell genutzten Fischbestände sollen überfischt sein, bei über der Hälfte (58 Prozent) sollen die noch verkraftbaren Kapazitäten maximal genutzt werden.