Politik

Diplomatische Krise: Russischer Inlands-Geheimdienst will mit Video Spionage beweisen, Estland spricht von Fälschung

Ein umstrittenes Video facht das angespannte Verhältnis der beiden Nachbarstaaten weiter an.
07.08.2021 14:37
Aktualisiert: 07.08.2021 14:37
Lesezeit: 1 min
Diplomatische Krise: Russischer Inlands-Geheimdienst will mit Video Spionage beweisen, Estland spricht von Fälschung
Scharfschützen haben sich anlässlich einer Militärparade am "Tag des Sieges" auf der Kreml-Mauer postiert. (Foto: dpa) Foto: Yuri Kochetkov

Die schwere diplomatische Verstimmung zwischen Russland und Estland geht weiter: Der russische Inlandgeheimdienst FSB hat ein Video vorgelegt, das angeblich zeigt, wie ein estnischer Diplomat geheime Informationen von einem Russen erhält. In dem Video soll zu sehen sein, wie der Russe einem estnischen Konsul namens Mart Lätte im St. Petersburger „Staatlichen Polytechnischen Institut“ Unterlagen gibt, die im Zusammenhang mit der Arktis stehen.

Das estnische Außenministerium nannte das Video ein „meisterhaftes Produkt“. Es zeige die Arbeit des Diplomaten definitiv nicht in „objektiver Weise“.

Die Festnahme von Lätte, der als einer von drei Konsuln unter Generalkonsul Carl Eric Laantee Reintamm gearbeitet hatte, geschah bereits am 6. Juli. Russland hatte den Diplomaten einen Tag später ausgewiesen. Im Gegenzug wies Estland „in Übereinstimmung mit diplomatischen Gepflogenheiten und dem Prinzip der Gegenseitigkeit“ einen russischen Diplomaten aus. Eine Sprecherin des estnischen Außenministeriums sagte zu dem Vorfall, dass Russland an konstruktiven Beziehungen zu seinen Nachbarn kein Interesse habe.

Ob das Video (das sie sich hier ansehen können), echt ist, wie Russland behauptet, oder eine Fälschung, wie Estland sagt, ist unklar. Merkwürdig ist auf jeden Fall, dass es erst jetzt, rund einen Monat nach dem eigentlichen Zwischenfall, veröffentlicht wird.

Die diplomatische Verstimmung zwischen den beiden Nachbarstaaten scheint noch nicht vorbei zu sein: Russland hat angekündigt, einen weiteren estnischen Diplomaten auszuweisen. Estlands Reaktion dürfte nicht lange auf sich warten lassen.

Was das Thema Arktis angeht: Estland hatte sich vergangenes Jahr um einen Sitz mit Beobachterstatus im „Arktischen Rat“ beworben. Der Arktische Rat ist ein zwischenstaatliches Forum, dem die acht arktischen Anrainer-Staaten (Russland, Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark [für Grönland], Island, Kanada und USA) angehören. 13 Staaten, darunter auch Deutschland, die Schweiz und China haben einen Beobachterstatus. Dieser wurde Estland im Mai dieses Jahres verweigert, wobei nicht bekannt ist, wer bei der Abstimmung – die bei einer positiven Entscheidung einstimmig ausfallen muss – gegen die Baltenrepublik votiert hatte. Im Mai hatte Russland auch den Vorsitz – der für eine Dauer von zwei Jahren gilt – übernommen (und zwar von Island).

LESEN SIE AUCH:

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/512243/USA-und-Russland-werden-die-Arktis-unter-sich-aufteilen

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/512316/Rohstoffe-und-freie-Handelswege-locken-Griff-nach-der-Arktis

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...