Finanzen

Erneut Störfall beim EZB-Zahlungssystem Target2

Der gesamte grenzüberschreitende Zahlungsverkehr zwischen Banken der Eurozone wird über das Verrechnungssystem Target2 abgewickelt. Daher sind die erneuten Störungen durchaus alarmierend.
10.08.2021 15:57
Lesezeit: 1 min

Beim wichtigen Zahlungsverkehrssystem Target2 der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es erneut zu einem Störfall gekommen. Wie aus einer EZB-Mitteilung hervorging, hatten das System nutzende Geldhäuser Probleme, Zugang zu einem Modul zu erhalten, mit dem sie Informationen zu ihren Target2-Kontobewegungen erhalten. Dies habe sich bereits am späten Montagnachmittag ereignet.

Ein EZB-Sprecher erklärte dazu am Dienstag, es sei technisch nicht möglich anzugeben, wie viele Nutzer betroffen gewesen seien. "Es ist wahrscheinlich eine beträchtliche Anzahl an Teilnehmern." Bereits am Montag hatte die Euro-Notenbank mitgeteilt, die Abwicklung von Zahlungen sowie Nebensysteme seien von der Störung nicht betroffen gewesen.

In der Euro-Zone wird der gesamte grenzüberschreitende Zahlungsverkehr zwischen Banken über das Verrechnungssystem Target2 abgewickelt. Das System ist das zentrale Rückgrat des Zahlungsverkehrs im Euro-Raum und wird von der EZB zusammen mit nationalen Notenbanken der Euro-Länder betrieben. 2020 wurden auf Target2 im Schnitt jeden Tag 345.000 Zahlungen im Wert von 1,8 Billionen Euro abgewickelt.

Dem EZB-Sprecher zufolge begann die Störung am Informations- und Kontrollmodul (ICM) des Systems gegen 16.15 Uhr (MESZ) und wurde schließlich um 20.30 Uhr behoben. Target2 schließt um jeweils 18.00 Uhr. Eine Sprecherin der Bundesbank erklärte zu dem Vorfall: "Einige Banken haben sich bei uns für den Zugang gemeldet. Wir haben die nötigen Informationen bereitgestellt."

Im vergangenen Jahr war es zu mehreren zum Teil größeren Störfällen gekommen. Am 23. Oktober war das System sogar für mehrere Stunden komplett ausgefallen. Überweisungen kamen daraufhin nicht an und mussten nachgebucht werden. Ende 2020 hatte die EZB daraufhin eine unabhängige Untersuchung zu den Vorfällen eingeleitet.

In ihrem Abschlussbericht, der kürzlich veröffentlicht wurde, wies das Beratungsunternehmen Deloitte auf mehrere Schwachstellen hin. Es empfahl der EZB unter anderem nachdrücklich, die organisatorischen und Leitungsstrukturen für das System zu verbessern. Die EZB hatte daraufhin erklärt, sie akzeptiere die Empfehlungen und werde sie umsetzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...