Nach dem Abklingen der Corona-Pandemie boomen die deutschen Wirtschaftskontakte mit Osteuropa. Im ersten Halbjahr nahm der Handel nach Angaben des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft um 24,3 Prozent zu. Die Exporte stiegen dabei um 22,9 Prozent auf mehr als 124 Milliarden Euro, die Importe sogar um 25,8 auf mehr als 121 Milliarden Euro. „Osteuropa meldet sich als Wirtschaftspartner Deutschlands sehr eindrucksvoll zurück“, sagte der Vorsitzende des Ostausschusses, Oliver Hermes, am Mittwoch in Berlin. Der Handel mit den Ländern des Ostausschusses mache mittlerweile fast ein Fünftel des gesamten deutschen Außenhandels aus und mehr als der mit China und den USA zusammen.
An der Spitze liegt erneut Polen vor Tschechien, Ungarn, Russland und der Slowakei. Polen ist mittlerweile der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands insgesamt. Man sehe deshalb die Meinungsverschiedenheiten der EU-Staaten mit Polen und Ungarn über die Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Medien mit Sorge, sagte Hermes. Auch der Handel mit Russland legte wieder deutlich zu: Er stieg von Januar bis Juni um 24,7 Prozent. Im Juli kletterte er zudem nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes um 17,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Ostausschuss-Vorsitzende Hermes pochte auf den Betrieb der Nord Stream 2-Gaspipeline durch die Ostsee. „Nord Stream 2 darf auch von einer neuen Bundesregierung nicht nachträglich infrage gestellt werden“, forderte er.