Unternehmen

Ostgeschäfte brummen wieder: Wie sich Linde lukrative Marktanteile in Russland sichert

Das deutsche Business mit Osteuropa hat sich nach den Pandemie-Einbrüchen wieder erholt. Mit dabei ist auch der Gas-Hersteller Linde, der sein Geschäft in Russland stärkt. Es geht um ein Mega-Projekt.
26.08.2021 17:37
Aktualisiert: 26.08.2021 17:37
Lesezeit: 2 min

"Osteuropa meldet sich als Wirtschaftspartner Deutschlands sehr eindrucksvoll zurück", sagte der Vorsitzende des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Oliver Hermes. Der Handel mit diesen Ländern mache mittlerweile fast ein Fünftel des gesamten deutschen Außenhandels aus und mehr als der mit China und den USA zusammen.

Ein wichtiges Land für Deutschland ist Russland, in dem sich viele Großkonzerne engagieren - beispielsweise der Industriegase-Hersteller Linde mit deutschen Wurzeln. Das Unternehmen, das jetzt in Irland seinen Hauptsitz unterhält, hat gerade mit Gazprom und dem russischen Projektentwickler RusGazDobycha ein Ingenieursbüro gegründet, das als Joint-Venture organisiert ist. Etwa 80 Prozent halten die Russen, während der Rest auf Linde fällt.

Das geht aus einem Eintrag des russischen Unternehmensregisters "Spark-Interfax" hervor. Linde, das international nicht zu den allergrößten Gasproduzenten zählt, soll die beiden russischen Partner insbesondere mit seinem technischen Know-how über Anlagen unterstützen.

Es geht um ein Megaprojekt, das die Unternehmen bereits Ende März vereinbart haben. So soll an der Ostsee - in der nordwestrussischen Ortschaft Ust-Luga - eine Großanlage für die Produktion und Verarbeitung von Flüssiggas (LNG) entstehen, die in Russland neue Maßstäbe setzt.

So werden dort den Planungen zufolge pro Jahr 13 Millionen Kubikmeter produziert und 45 Milliarden Kubikmeter LNG verarbeitet werden. Zum Vergleich: Die russischen Hersteller haben 2020 im Vergleich zum Vorjahr ihre Produktion um 3,5 Prozent auf etwas mehr als 30 Millionen Kubikmeter erhöht, wie das russische Statistikamt Rosstat berichtet.

Das bedeutet, dass die Anlage die gesamte LNG-Produktion in Russland um ein Drittel erhöht. Doch das ist noch nicht alles: Wenn das Projekt beendet ist, dann wird es mit seiner Verarbeitungskapazität von 45 Milliarden Kubikmetern zusätzlich zu den größten Fabriken weltweit gehören.

Linde erhöht zum zweiten Mal Gewinnprognose

Die Stärkung des Russland-Geschäftes kommt zu einem Zeitpunkt, wo die Stimmung beim internationalen Industriegase-Konzern sehr gut ist. Denn der Vorstand hat gerade Ende Juli zum zweiten Mal im laufenden Jahr die Prognose für 2021 erhöht. Linde geht nun von einem um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie von 10,10 bis 10,30 Dollar aus. Zuvor waren es lediglich 9,60 bis 9,80 Dollar gewesen.

"Linde hat ein weiteres Quartal mit Rekorden bei den Finanzergebnissen vorgelegt", hat Konzernboss Steve Angel bei der Präsentation der Zweitquartalsergebnisse gesagt. So hat das Unternehmen zwischen April und Juni einen operativen Gewinn von 1,142 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Zwölf Monate zuvor waren es noch 591 Millionen Dollar gewesen. Dabei waren die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Fünftel auf 7,6 Milliarden Dollar gestiegen.

Und jetzt könnte das Russland-Geschäft mit dem Flüssiggas in den kommenden Jahren für weitere wichtige Impulse sorgen. Denn die Wachstumaussichten dafür sind weltweit sehr vielversprechend: So geht das internationale Analyse-Haus "Market Research Store" (MRS) davon aus, dass die Erlöse der Produzenten zwischen 2021 und 2026 auf 179,2 Milliarden Dollar klettern. Das wäre ein Wachstum innerhalb dieser fünf Jahren um ein Drittel. Ein wichtiger Schlüsselakteur ist den Experten zufolge Gazprom. Und gerade mit dem russischen Giganten macht Linde jetzt verstärkt Geschäfte. Es dürfte also für das Unternehmen weiter aufwärts gehen.

 

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...